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Der vom Zentralrat Budapests ausgerufene Generalstreik vom 11. und 12. Dezember hat in eklatanter Weise den unerschütterlichen revolutionären Willen der ungarischen Arbeiter zum Ausdruck gebracht. Seine Einmütigkeit trotz des Polizeiterrors drückt in spektakulärer Weise den Bruch der letzten von Kádár mit soviel Gerissenheit geknüpften Bindungen der zur Vermittlung bereiten Teile der Arbeiter an die Bürokratie aus. Der Streik reicht nicht aus, um dem konterrevolutionären Terror Einhalt zu gebieten. Damit schließt die erste Phase der ungarischen Revolution: Die aus der Oktoberrevolution geborenen Räte verschwinden einer nach dem anderen. Die ungarische Revolution tritt den Rückzug an.
Die Regierung Kádár hatte den Zentralrat beschuldigt, „den Arbeiterrat in eine zentrale Exekutiv-Macht zu verwandeln.“ (158) Wenn dies tatsächlich das Bestreben der ungarischen Arbeiter gewesen wäre, manchmal wurde es vom Zentralrat so ausgedrückt, so hat seine öffentliche Position fast niemals die Position überschritten, dass er bei Verhandlungen mit der Regierung die einzige legitime Vertretung der Arbeiter ist, ohne die Rolle der Regierung zu beanspruchen oder wahrzunehmen. Ebenso war es während einer ganzen Periode in Russland, wo die Sowjets anfangs nie die Macht für sich beanspruchten, sondern es waren Lenin und die Bolschewiki, die die Parole vertraten, „alle Macht den Räten“. Der Zentralrat von Budapest hat nicht „alle Macht den Räten“ gefordert.
Sicherlich muss man verstehen, dass die große Mehrheit der Arbeiter lange Zeit die Illusion gehabt hat, lange Zeit gehofft hat, dass sich die russische Politik ändern würde, und lange Zeit auf die Unterstützung des alten „Nagy-Anhängers“ Kádár hoffte, um so einen Sieg oder wenigstens einen halben Sieg davon zu tragen, den ihnen ihre Einmütigkeit als wahrscheinlich erscheinen ließ. Andere haben ohne Zweifel gewünscht, neue mörderische Kämpfe vermeiden zu können, haben eine Atempause gewünscht, ohne zu begreifen, dass Kádár, als Instrument der russischen Bürokratie, diese Atempause nur dazu benutzte, um die Arbeiter besser besiegen zu können. Auf diesem Boden der Illusionen und durchgemachten Leiden, entstanden die Vorstellungen der „Versöhnler“. Das lange auf der Stelle treten der Massen mündete in einen Streik, der in den Augen der Führer weniger eine Offensive als eine verzweifelte Defensivaktion war, eine Demonstration ihres Willens, wo sie aber von vornherein die Niederlage akzeptierten, wenn die Regierung sich weigerte nachzugeben. Unter diesen Bedingungen war die Niederlage unvermeidlich: Die Regierung Kádár konnte nicht nachgeben, sondern nur noch härter zuschlagen. Und das hat sie getan.
Ohne Zweifel war der Zentralrat nicht einig über die Opportunität der Kampfparole „Streik“. Vier Mitglieder hatten laut Radio-Budapest Kádár sogar ihre Ansicht anvertraut, dass der „Streik nicht korrekt war“. (159) Eine spontane Tat? Daran kann man zwei bis drei Tage nach der Entscheidung zweifeln … Balács, bereits am 14. November als Präsident des Rates abgewählt, hätte während der um die Delegierten der Provinzräte erweiterten Sitzung sein Mandat niedergelegt (160), doch wenn es diese Demission gab, was nicht bewiesen ist, kann sie nicht den Anschluss an Kádár bedeuten. Weder Presse noch Rundfunk haben je von einer solchen Erklärung dieses Führers berichtet. Dagegen hat der Eisenbahner Endre Mester die „Konterrevolutionäre“ des Zentralrates beschuldigt (161), drei Tage nachdem Kádár ihn selbst als ihren Inspirator beschuldigt hat, ihn denunziert zu haben. (162) Eine verdächtige Erklärung, wenn es eine ist: „Diese“ späten „Geständnisse“ und diese plötzliche „Wandlung“ lassen sich nur erklären mit dem Eingreifen einer Polizei, die in der Lage ist, Geständnisse und Wandlungen zu erpressen.
Der Zentralrat hatte Vorkehrungen getroffen, um der Repression begegnen zu können: Ein geheimer Sender sprach in seinem Namen und eines seiner Mitglieder, István Török, wurde mit Dokumenten für Anna Kéthly ins Ausland geschickt. Am 8.12. gab Sándor Rácz einem italienischen Korrespondenten ein Interview, das nur im Falle seiner Verhaftung veröffentlicht werden sollte:
„Ich habe ein ruhiges Gewissen, weil ich der unglückliche Überbringer des Willens der Arbeiter und jener, die für das Ideal eines freien, unabhängigen und neutralen Ungarns, eines sozialistischen Staates gekämpft haben, war … All dies ist uns verweigert worden. Die Regierung weiß, dass sie das Land nicht hinter sich hat, und indem sie sich davon Rechenschaft ablegt, dass die Arbeiterklasse die einzige organisierte Kraft des Landes ist, die wirklich die Revolution gemacht hat, bemüht sie sich, die Front der Arbeiter zu demontieren. Ich kann dagegen bestätigen, sie werden niemals den Willen der Ungarn brechen, welche bereit sind dem Tod ins Gesicht zu sehen.“ (163)
Der über das geheime Radio gesendete Appell ist noch pessimistischer bezüglich des Ausgangs der gegenwärtigen Kämpfe:
„Die Regierung hat bewiesen, dass sie unserer Arbeit keine Bedeutung beimisst, und dies auch nie tun wird. Arbeiter und Bauern müssen vereint bleiben. Das andere Lager wünscht den offenen Kampf. Trotz unserer schwachen Position werden wir den Kampf fortsetzen … Wir Arbeiter, sind keine Konterrevolutionäre. Wir haben gekämpft, um die Freiheit zu erreichen. Wir haben legale Arbeiterräte geschaffen, die beauftragt waren, mit der Zentralregierung zu verhandeln. Doch wir wurden als Gesetzlose betrachtet. Jeder muss wissen, auf welcher Seite sich das Recht befindet, und er wird wissen, wie sehr wir getäuscht worden sind.“ (164)
Die Anordnung des Zentralrates war, den Streik am 11. Dezember um 0h beginnen zu lassen. Im Laufe des 10. Dezember fanden Versammlungen in allen Fabriken der Hauptstadt und der Provinz statt: Einmal mehr diskutieren die Arbeiter demokratisch die Aktion, die sie durchzuführen gedenken. (165) Die Regierung vermehrt die Verhaftungen, Razzien und Durchsuchungen. Vom 10.Dezember 18h an, noch vor Beginn des Generalstreiks, gilt das Kriegsrecht.
Am 11. und 12. jedoch ist der Streik im ganzen Land allgemein. Radio-Budapest behauptet, der Arbeiterrat von Csepel habe sich gegen den Streik ausgesprochen. Doch in der Industrie ist der Streik total, wie der Kommunist Sam Russel bezeugt. (166) Humanité zitiert unablässig den Arbeiterrat von Mávag, der den Streik ablehnt, aber die Arbeiter von Mávag befinden sich ebenfalls im Streik … (167) Am Beginn des Nachmittags werden Sándor Rácz, als Vorsitzender, und das Mitglied des Zentralrates Sándor Bali verhaftet. Die Polizei Kádárs behauptet,
„diese zwei Personen haben eine besonders herausragende Rolle gespielt bei der Umwandlung des Zentralrats in ein Instrument der Konterrevolution…Sie haben eine illegale Organisation geleitet, haben provokative Streiks lanciert: Durch Drohungen haben sie versucht, die ehrlichen Arbeiter und Techniker einzuschüchtern. Ganz kürzlich haben sie eine illegale nationale Konferenz organisiert, an der konterrevolutionäre Elemente teilgenommen haben, die nichts mit den Arbeiterräten zu tun haben. Bei dieser Gelegenheit haben sie einen Plan zum Umsturz der Regierung vorgelegt und in dieser Absicht haben sie einen provokativen Generalstreik von 48 Stunden erzwungen…“.
Dasselbe Kommuniqué beschuldigt Rácz und Bali „sie haben enge Beziehungen zu Radio Freies Europa und Korrespondenten der westlichen Presse unterhalten.“ (168)
Am selben Tag wird das revolutionäre Komitee der Intellektuellen aufgelöst. (169) Diese Polizeimaßnahmen beeindrucken die Arbeiter nicht und der Streik ist zwei Tage lang total. Am 13. und 14. geht er in Csepel und in Bolajannis besonders wegen der Verhaftung von Rácz und Bali weiter. (170)
Es ist schwierig, die Situation in den ungarischen Fabriken am Tag nach Beginn der Repression gegen die Führer der Arbeiterräte genau zu beschreiben. Die meisten Fabriken stehen still oder sind im Leerlauf: Die Regierung Kádár schiebt das auf den Kohlemangel. In der ersten Dezemberhälfte hatte sie eine verbissene Kampagne für die Wiederaufnahme der Arbeit in den Bergwerken geführt. Dabei wechselten entsprechend ihrer Methode, Versprechungen und Drohungen einander ab. Am 16. antworten die Bergleute über den geheimen Sender. Die ungarischen Bergarbeiter weigern sich, mit Kádár zu verhandeln. Sie willigen ein, mit seinem eventuellen Nachfolger zu verhandeln, wenn russische Armee und Polizei sich vollständig aus der Bergwerksregion zurückziehen, und wenn alle nach dem 4. November verhafteten Ungarn befreit würden… Im Übrigen verlangten sie eine allgemeine Lohnerhöhung und das Verbot jeder Zwangsarbeit. Nicht ohne Humor verkünden die Bergleute, dass wenn russische Truppen und Polizei sich zurückziehen, sie die Arbeit wieder aufnehmen und 25 % der normalen Kohleproduktion leisten würden. Wenn die politischen Gefangenen befreit werden, würden sie die Produktion auf 33 % steigern. In keinem Falle würden sie wieder zu 100 % der Produktion zurückkehren, ohne dass alle ihre Forderungen erfüllt werden. Ihr Appell endet mit der Versicherung ihres unerschütterlichen revolutionären Willens:
„Wenn die Regierung diese Forderungen nicht akzeptiert, wird es keine Arbeit in den Bergwerken geben, selbst wenn wir Bergleute betteln gehen oder ins Ausland emigrieren müssen.“ (171)
Am 10. Januar finden in Csepel Demonstrationen statt, in deren Verlauf ein Metallarbeiter von der Kádár-Polizei ermordet wird, am selben Tag lösen sich die Räte von Csepel und Belojannis auf. In Népszabadsag, der Zeitung von Kádár, wird zum Kampf „gegen feindliche Elemente“ aufgerufen, „die sich als Marxisten ausgeben und für Demokratisierung und Entstalinisierung eintreten“. (172)
Die Regierung Kádár vervielfältigte die Zugeständnisse an die wohlhabenden Bauern: Immer noch ist Dobi von der Partei der kleinen Landwirte Präsident der ungarischen Republik. Kádár verhandelt mit Vertretern der nationalen Bauernpartei und der Partei der kleinen Landwirte. Bald kommen weitere Konzessionen, deren Richtung schon klar ist: Weitere Zugeständnisse an prokapitalistische Kräfte, an die internationale Bourgeoisie für die Gewährung von Krediten. Aber es wird keine Konzessionen gegenüber der ungarischen Arbeiterklasse geben, solange sie sich in ihren Räten organisiert: Der Antagonismus zwischen Bürokratie und Räten ist unüberwindlich.
In dem fortdauernden Kampf werden die Bedingungen des morgigen Sieges reifen. Die ungarischen Arbeiter haben sich ohne revolutionäre Führung in den Kampf begeben. Die Intellektuellen und die Kader der KP, die die ersten Demonstrationen angeregt hatten, wollten eine Reform der KP, einen Wechsel in deren Führung. Die Demonstration, dass der Wechsel Nagys an die Parteiführung nichts änderte, solange der Staat der Bürokraten und Polizisten weiterexistiert, wurde in den ersten Tagen der Revolution erbracht. Die List Gerös wendete sich gegen ihn und seine Herren, da die Arbeiter ihren eigenen Staat der Arbeiterräte aufbauten. Während einiger Tage war ihre Kraft unwiderstehlich: Es war die Ersetzung des Chaos durch die „revolutionäre Ordnung“. Doch dies war noch nicht ausreichend. Der Wunsch eine Räteregierung zu etablieren ist überall ein wenig zum Ausdruck gekommen: In Miskolc, in Györ und Sopron, in Transdanubien, in Borsod. Doch hätte sich diese Bildung der Räte sofort zur Bildung eines nationalen Rates für ganz Ungarn, eines Arbeiterparlamentes entwickeln müssen. Dafür bedarf es einer revolutionären Führung, die über die richtigen Perspektiven verfügt, die die Macht des Gegners und das zu erreichende Ziel, die Arbeitermacht, korrekt einschätzt und die in der Lage ist, die Organisierung der Räte und Komitees bis zur nationalen Ebene weiter zu treiben. Natürlich ist es grotesk in Imre Nagy und seinen Freunden eine sozialdemokratische und restaurative Führung zu sehen. Es ist unbestreitbar, dass sie sich fest der Revolution angeschlossen hatten und dass sie ohne Zweideutigkeit mit der Bürokratie und ihrem Apparat gebrochen haben. Doch wäre es ebenso falsch zu glauben, dass sie eine führende und vorwärts treibende Rolle spielten: Von den Ereignissen überholt, und im Verlauf der Revolution, wo Stunden zählen, mehrere Tage hinter den Massen zurückbleibend – befanden sie sich stets im Nachtrab, das Gewicht der vergangenen Jahre mit sich schleppend, denken und handeln sie schließlich doch als Menschen des Apparats.
Es ist bezeichnend, dass in der neuen kommunistischen Partei, die sie gründen wollten, die Masse der Kämpfer und der Avantgarde dieser Oktoberrevolution nicht versammelt war. Die Miklós Gimes, Sándor Fekete und andere kommunistische Oppositionelle, die davon träumten, im Untergrund „die ungarische sozialistische Liga“ zu gründen, veröffentlichten neun Ausgaben ihrer Untergrundzeitschrift, bevor sie am 23. Oktober 1957 verhaftet wurden. Auch da noch hat die Bürokratie schneller zuschlagen können mit ihrer Erfahrung, Technik und Organisation, um die Arbeiter ohne Führung verwirren und schlagen zu können. Die Arbeiter von Dunapentele forderten die russischen Arbeiter auf, sich zu verbrüdern, die Arbeiter von Miskolc riefen die rumänischen und tschechischen Arbeiter auf, ebenfalls zu kämpfen. Doch Imre Nagy, der Chef der revolutionären Regierung, rief die UNO zu Hilfe … Und schließlich war, das größte Manöver der Bürokratie, ihre letzte Karte, der „Oppositionelle“ Kádár. er hat vorübergehend einen Teil der Arbeiter gewinnen können, wo weder Panzer noch Kanonen den Sieg davon tragen konnten. Immer noch konnte sie keine revolutionäre Führung vor der List eines Kádár bewahren. Sie waren die Stärksten und sie haben gut gekämpft, jedoch wurden sie besiegt.
Einer der Gründe für diese Niederlage ist im Charakter der innerparteilichen Opposition zu suchen: Imre Nagy stand ganz in der Tradition des rechten Flügels der kommunistischen Bewegung, der in den 30er Jahren von Bucharin repräsentiert wurde. Ein ungarischer Genosse schreibt dazu:
„Die Bucharinschen Traditionen haben sich um drei Prinzipien organisiert,
1. NEP: Aufrechterhaltung des Kleineigentums während einer langen Übergangsperiode auf dem Weg zum Sozialismus;
2. Volksdemokratie: Eine Periode der Beibehaltung der bürgerlichen Formen der Demokratie (Parlamentarismus, System mehrerer Parteien);
3. Volksfront: Auf der Ebene der Innen- und der Weltpolitik die Allianz mit politischen Repräsentanten und Parteien des Kleinbürgertums“.
Die Grenze des bucharinistischen Nagy-Flügels bestand darin, dass er „nicht die Erfahrung der trotzkistischen Bewegung der Kritik des Stalinismus als bürokratisches System“ hatte:
„Ihnen zufolge, war der Stalinismus ein linksradikales Sektierertum, also ein zu schneller Vormarsch auf einem im Übrigen aber notwendigen und richtigen Weg, nur die notwendigen Zwischenschritte fehlen. Diese Strömung in der kommunistischen Bewegung ist daher unfähig, den Stalinismus als System zu kritisieren, das aus der Entartung des Sozialismus folgt. Ihre Haltung ist also grundsätzlich nicht anders als die der Stalinisten, nur gemäßigter.“
Imre Nagy hat sicherlich das immense Verdienst, im Augenblick der Konfrontation im November sich geweigert zu haben, das Tempo weiter zu verlangsamen und weitere Kompromisse mit der stalinistischen Bürokratie abgelehnt zu haben. Er hat seinen Schlächtern die Stirn geboten und er hat sein Lager gewählt: Das der Arbeiter, die im Angesicht der Panzer, und der vom KGB und ihren Herren im Kreml restaurierten AVH, stürzten. Doch es ist ebenso wahr, dass er sich bis zur Revolution jeder Initiative enthalten hat, die die kommunistischen Oppositionellen dazu hätte führen können, sich unabhängig vom Apparat und innerhalb der Arbeiterklasse zu organisieren. In anderen Worten, endgültig mit der konterrevolutionären Bürokratie zu brechen. Die mutigen Aktivisten wie Miklós Gimes, ehemals Journalist des KP-Zentralorgans, oder der junge Historiker, der inmitten einer Parteiversammlung den Parteiausschluss Rákosis forderte, öffneten seit 1955 einen Weg, der nicht befolgt wurde. Die Bewusstesten der kommunistischen Opposition – und Miklós Gimes ist zweifellos einer von ihnen – hatten eine Analyse der russischen Gesellschaft begonnen und enthüllten die Existenz einer bürokratischen Schicht. Sie haben mit der Partei-„Legalität“ gebrochen und dachten an den Aufbau einer geheimen Partei gegen die Bürokratie. Aber sie hatten mit dieser Arbeit noch nicht begonnen, als die Zeit es verlangte, und im Oktober wurden sie von der Größe der Aufgabe, und vom rasenden Wechsel der revolutionären Entwicklung überwältigt und überrollt.
1956 jedoch, wo das Programm, das Millionen von Arbeitern der Hand und des Kopfes vermittels der Resolutionen ihrer Arbeiterräte und Komitees zum Ausdruck brachten, ist beinahe Wort für Wort das Programm, welches Trotzki zwanzig Jahre zuvor in der Verratenen Revolution gezeichnet hatte, und das 1938 im Übergangs-Programm als Programm der politischen Revolution präzisiert wurde und das zuerst in der UdSSR und dann in den von der Bürokratie unterworfenen Ostblock-Staaten auf der Tagesordnung stand. In diesem Programm fehlte sein am weitesten entwickelter Punkt, die Notwendigkeit der Schaffung der revolutionären Partei und Internationale. Die Verantwortung dafür tragen nicht in erster Linie die oppositionellen Kommunisten, sondern die Führer an der Spitze der IV. Internationale, die wie Michel Pablo und Ernest Mandel, die Perspektive einer Erneuerung und Neuausrichtung des Apparats der offiziellen kommunistischen Parteien zu verteidigen suchten.
Die Bürokratie hat sich nicht getäuscht, auch wenn sie laut von allen Dächern schrie, dass sie intervenieren musste, um den Ansturm der Horthy-Konterrevolution zu zerschmettern, und mit lautem Geschrei die Männer der bürgerlichen Parteien verurteilte, die angeblich in so großer Zahl ins Land gekommen waren. Dennoch hat die Bürokratie keine Horthy-Anhänger hingerichtet und kein einziger Repräsentant der alten bürgerlichen Parteien wurde gehängt. Dagegen hat sie vor allen anderen Kommunisten ermordet, nicht nur während der Straßenkämpfe, sondern auch im Laufe der Repression nach der Wiedereroberung der Städte hat sie kalt gemordet: Imre Nagy, Pál Maléter, Miklós Gimes, József Szilágyi und viele andere. Zu langen Haftstrafen wurden unter anderem Sándor Rácz, Bali, Karsai und andere Führer des zentralen Arbeiterrates, die Verantwortlichen der Komitees, verurteilt. Tausende Aktivisten der Revolution wurden zu schweren Haftstrafen verurteilt. [1] Sie schlug nicht nur diese Männer, sondern sie versuchte, sie aus dem kollektiven Gedächtnis der ungarischen Arbeiter zu streichen, wie die ganze Revolution von 1956. Die Bürokratie hat ihren Charakter und ihr konterrevolutionäres Bewusstsein der Weltöffentlichkeit demonstriert, ihre Natur als Kaste, die der Arbeiterklasse in unerbittlicher Feindschaft gegenüber steht.
Doch in dieser Niederlage keimen die künftigen Siege. Die Führung, die den Arbeitern so tragisch fehlte, um ihre Aktionen zu koordinieren und unbesiegbar zu machen, um die Fallen der konterrevolutionären Kreml-Bürokratie zu durchkreuzen, wird im Widerstand der Arbeiter, in den Fabriken ebenso wie in den Gefängnissen, Konzentrationslagern und der Untergrundbewegung [2] entstehen. Sie wird aus den Erfahrungen dieser entscheidenden Monate die Lehren ziehen. Der Sieg der russischen Revolution ist aus der Niederlage von 1905 und dem Aufbau der bolschewistischen Partei Lenins hervorgegangen. Es ist ihr siegreicher Oktober, den heute die sozialistischen Kämpfer verschiedener Generationen in Ungarn und Polen, in Prag wie in Moskau vorbereiten.
1. 250–300 Aufständische wurden hingerichtet, zig-tausende zu Haftstrafen verurteilt. Während viele Intellektuelle 1962/63 bei einer Amnestie frei kamen, blieben die meisten Arbeiter länger inhaftiert.
2. Die Untergrundbewegung wurde von Ferenc Mérei und Sándor Fekete geleitet.
158. L’Humanité, 10. Dezember
159. Tribune de Genève, 12. Dezember
160. The Daily Worker, 12. Dezember
161. Ibidem
162. L’Humanité, 10. Dezember
163. Il Giorno, 14. Dezember
164. Tribune de Genève, 13. Dezember
165. New York Times, 11. Dezember
166. The Daily Worker, 12. Dezember
167. Ibidem
168. Tribune de Genève, 13. Dezember
169. France-Soir, 15. Dezember
170. Daily Telegraph, 14. Dezember
171. The Times, 17. Dezember
172. Le Monde, 10. Januar 1957
Zuletzt aktualisiert am 7.7.2011