Nikolai Bucharin

 

Imperialismus und Weltwirtschaft

 

Vorwort des Verfassers

 

Die Studie, die ich dem Leser unterbreite, ist durch die Umarbeitung eines Aufsatzes entstanden, der in dem ausländischen Sammelbuch Kommunist abgedruckt worden war. Das Manuskript des Buchs wurde vor etwa zwei Jahren aus dem Ausland nach Rußland geschickt, geriet dort erst einmal in die Hände der Militärzensur und gelangte irrtümlich in einen anderen Verlag. Nach der Februarrevolution wurde es „aufgefunden“. In den Julitagen sollte es das Licht der Welt erblicken, aber die Spitzel und Junker, die unsere Parteidruckerei zertrümmerten, hatten auch auf mein Manuskript ein Auge geworfen. Es gelang erst nach längerer Zeit, es ganz verunstaltet zurückzuerhalten, aber dabei ging ein langes und äußerst wertvolles Vorwort des Genossen Lenin, dem ich an dieser Stelle meinen tiefen Dank ausspreche, verloren. [1]

Da die Arbeit vor mehr als zwei Jahren geschrieben wurde, ist das Zahlenmaterial (besonders in dem Kapitel über den Einfluß des Krieges) natürlich sehr veraltet.

Leider hatte ich nicht die Möglichkeit, das Manuskript noch einmal durchzuarbeiten, und es mit neuen Zahlen zu versehen. Ich habe nur die fehlenden Seiten und das letzte Kapitel neugeschrieben; dieses hätte früher aus Zensurgründen nicht erscheinen können.

Das Manuskript wurde im Augenblick der größten Erniedrigung des Sozialismus geschrieben, als das Kapital und die „sozialistischen“ Verräter ihn ans Kreuz geschlagen hatten. Bald nach seiner Absendung erhielt der Verfasser im Gefängnis des schwedischen Königs die nötige Muße, um über die Perspektive der revolutionären Entwicklung nachzudenken. Das vorliegende Vorwort wird im Augenblick des größten Sieges der Bewegung in Rußland geschrieben.

Es ist der brennendste Wunsch des Verfassers, daß sich diese Arbeit möglichst bald aus einem Werkzeug des Kampfes gegen den Imperialismus in ein geschichtliches Dokument verwandeln und vom Staube der Archive bedeckt werden möge.

25. November 1917
N. Bucharin

 

 

Anmerkung

1. Gemeint ist das von uns vorstehend gebrachte Vorwort Lenins. Es wurde im Dezember 1915 geschrieben und sofort nach Rußland abgeschickt. Aber erst nach der Februarrevolution konnte die Drucklegung begonnen werden. In den Julitagen 1917, bei der Demolierung der Druckerei Prawda, ging das Manuskript der Broschüre verloren. Wir geben das Vorwort nach einer Abschrift wieder, die sich Lenin gemacht und bei der Absendung des Manuskripts nach Rußland für sich behalten hatte. Der Übersetzer.

 


Zuletzt aktualisiert am 11.10.2003