Frühjahr 1917
Sturm, mein Geselle,
Du rufst mich!
Noch kann ich nicht,
Noch bin ich gekettet!
Ja, auch ich bin Sturm,
Teil von dir;
Und der Tag kommt wieder,
Da ich Ketten breche,
Da ich wiedrum brause,
Brause durch die Weiten,
Stürme um die Erde,
Stürme durch die Länder,
Stürme in die Menschen,
Menschenhirn und -herzen,
Sturmwind, wie du!
Heulen des Sturmes ist mir liebliche Melodie,
Wenn wild er herabstürzt über die Mauern
In das Gedränge enger Gänge.
Wenn er mit Gebrüll
Sie zu zersprengen sucht,
Wenn sein flatternder Mantel
Gegen die Steine klatscht,
Wenn er in rasender Wut
Stäbe und Gitter packt,
Sie zu zerbrechen! –
Wenn sein kalt-heißer Atem
Durch Ritzen und Scheiben
Die Haut mir streift,
Das Blut mir siedet.
– Gerne wohl hör’ ich dich,
Urbild gewalt’ger Kraft. –
Lieber doch wüßt’ ich dich,
Hört’ ich dich, fühlt’ ich dich,
Wärst du ein Bote mir
Anderer Kraft, Volkes Kraft.
Heulender Sturm der Nacht,
Nimmer befreist du mich!
Anderer Kraft, Volkes Kraft
Harre ich sehnsuchtsvoll,
Lausch’ ich voll Ungeduld,
Wann wirst du künden sie?
Friedens- und Freiheitsschlacht,
Kampfgebraus auch für mich!
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