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Nach: Die Neue Zeit, Nr.18, 9. Jahrgang, 1. Band, 1890/1891.
Karl Marx u. Friedrich Engels, Werke, Bd.22, S.90/91.
Dieser Text wurde von der ausgezeichneten Seite Klassiker des Marxismus–Leninismus kopiert, die Ende Juni 2000 plötzlich verschwunden ist.
An dieser Stelle findet man jetzt die ebenso ausgezeichneten Seite, Stimmen der proletarischen Revolution.
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Das hier abgedruckte Manuskript – der Begleitbrief an Bracke sowohl wie die Kritik des Programmentwurfs – wurde 1875 kurz vor dem Gothaer Einigungskongreß [2] an Bracke zur Mitteilung an Geib, Auer, Bebel und Liebknecht und spätern Rücksendung an Marx abgesandt. Da der Haller Parteitag [3] die Diskussion des Gothaer Programms auf die Tagesordnung der Partei gesetzt hat, würde ich glauben, eine Unterschlagungammentwurf bekundete entschiedene Rückschritt mußte uns also besonders heftig erregen. Zweitens aber lagen wir damals, kaum zwei Jahre nach dem Haager Kongreß der Internationale [4], im heftigsten Kampf mit Bakunin und seinen Anarchisten, die uns für alles verantwortlich machten, was in Deutschland in der Arbeiterbewegung geschah; wir mußten also erwarten, daß man uns auch die geheime Vaterschaft dieses Programms zuschob. Diese Rücksichten fallen jetzt weg und mit ihnen die Notwendigkeit der fraglichen Stellen.
Auch aus preßgesetzlichen Gründen sind einige Sätze nur durch Punkte angedeutet. Wo ich einen milderen Ausdruck wählen mußte, ist er in eckige Klammern gesetzt. Sonst ist der Abdruck wörtlich.
1. Dieses Vorwort schrieb Engels zur Veröffentlichung von Marx’ Kritik des Gothaer Programms. Mit der Veröffentlichung dieser Arbeit, die zu den wichtigsten theoretischen Dokumenten des revolutionären Sozialismus gehört und ein Musterbeispiel des unversöhnlichen Kampfes gegen den Opportunismus ist, wollte Engels den erstarkten opportunistischen Elementen in der deutschen Sozialdemokratie einen Schlag versetzen. Das war dringend notwendig, da die Partei vor der Aufgabe stand, den Entwurf eines neuen Programms zu diskutieren, das auf dem Erfurter Parteitag angenommen werden sollte. Unm die Veröffentlichung der Kritik des Gothaer Programms durchzusetzen, mußte Engels einen gewissen Widerstand der Führer der deutschen Sozialdemokratie überwinden. Die geringen Kürzungen und die Abschächung der schärfsten Ausdrücke nahm Engels im wesentlichen auf Grund der Haltung des Herausgebers der Neuen Zeit, Dietz, und des Redakteurs der Zeitschrift, Kautsky, vor. Die veröffentlichte Arbeit wurde von der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion und des Redaktion des Vorwärts mit Mißbilligung aufgenommen. Gleichzeitig jedoch wurde Marx’ Arbeit, wie Engels vorausgesehen hatte, sowohl von der Partei selbst als auch von den Sozialisten anderer Länder, die sie als programmatisches Dokument für die ganze internationale sozialistsiche Bewegung ansahen, mit Genugtuung befrüßt.
Zu Engels’ Lebzeiten wurde die Kritik des Gothaer Programms mit Engels’ Vorwort nicht neu aufgelegt.
2. Auf dem Gothaer Vereinigungsparteitag vom 22. bis 27. Mai 1875 erfolgte die Vereinigung der beiden Richtungen in der deutschen Arbeiterbewegung – der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (Eisenacher), geführt von August Bebel und Wilhelm Liebknecht, und des lassalleanischen Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins. Damit erhielt die Partei der deutschen Arbeiterklasse endgültig einen gesamtnationalen Charakter. Die vereinigte Partei trug bis 1890 den Namen Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands. Der dem Gothaer Vereinigungsparteitag vorgelegte Programmentwurf der vereinigten Partei enthielt jedoch ernste Fehler und prinzipielle Zugeständnisse an den Lassalleanismus. Mitverfasser des Entwurfs war Wilhelm Liebknecht, der in dieser Frage eine versöhnlerische Haltung einnahm. Marx und Engels billigten die Gründung einer einheitlichen sozialistischen Partei in Deutschland, traten aber gegen den ideologischen Kompromiß mit den Lassalleanern auf und unterzogen den fehlerhaften Thesen des Programmentwurfs einer scharfen Kritik. Trotz dieser Kritik wurde der Entwurf mit nur unwesentlichen Änderungen vom Parteitag angenommen.
3. Der erste Parteitag der deutschen Sozialdemokratie nach dem Fall des Sozialistengesetzes fand vom 12. bis 18. Oktober 1890 in Halle statt. Er faßte auf Antrag Wilhelm Liebknechts den Beschluß, bis zum nächsten Parteitag, der in Erfurt stattfinden sollte, den Entwurf eines neuen Programms auszuarbeiten und diesen drei Monate vor dem Parteitag zu veröffentlichen, damit er in den lokalen Parteiorganisationen und in der Presse diskutieren werden konnte. Ferner beschloß der Parteitag ein neues Organisationsstatut der Partei, der bis zum Mainzer Parteitag im Jahre 1900 gültig war.
4. Der Haager Kongreß der I. Internationale (Internationale Arbeiterassoziation) fand vom 2. bis 7. September 1872 statt. Er war der Zusammensretzung nach von allen Kongressen der I. Internationale der repräsentativste. An ihm nahmen 65 Delegierte von 15 nationalen Organisationen teil. Marx und Engels leiteten persönlich die Arbeit des Kongresses. Auf diesem Kongreß fand der jahrelange Kampf von Marx udn Engels sowie ihrer Anhänger gegen alle Spielarten des kleinbürgerlichen Sektierertums in der Arbeiterbewegung seinen Abschluß. Die zersetzende Tätigkeit der Anarchisten wurde verurteilt und ihre Führer aus der I. Internationale ausgeschlossen. Die Beschlüsse des Haager Kongresses legten das Fundament für die künftige Schaffung selbständiger politischer Parteien der Arbeiterklasse in den verschiedenen Ländern. Durch die Tätigkeit der I. Internationale wurde der politische Wachstumsprozeß innerhalb der deutschen Arbeiterbewegung entscheidend gefördert.
Zuletzt aktualisiert am 12.10.2003