Paul Mattick


Jack London: Die Eiserne Ferse

(November 1927)


Aus: Kommunistische Arbeiter-Zeitung, Jg. 8, Nr. 86, 7. November 1927, S. 2-4.
Transkription/HTML-Markierung: Thomas Schmidt für das Marxists’ Internet Archive.



Jack London: Die Eiserne Ferse. Erhältlich „Buchhandlung für Arbeiterliteratur“, Berlin SO 36, Lausitzer Platz 13.


„Wenn sie ihre gepriesenen starken Hände nach unseren Palästen und unserer purpurnen Herrlichkeit ausstrecken, dann wollen wir ihnen zeigen, was Kraft ist. Im Gebrüll von Granaten und Schrapnells und im Geknatter von Maschinengewehren wird unsere Antwort liegen. Wir werden die Revolutionäre unter unserer Ferse zerdrücken, und wir werden über ihre Körper schreiten. Die Welt gehört uns, wir sind ihre Herren, und unser soll sie bleiben. Was das Heer der Arbeit betrifft, so sage ich, daß es auf dem Boden gelegen hat seit Beginn der Geschichte, und ich lese die Geschichte recht. Und auf dem Boden soll es bleiben, solange ich und die meinigen und unsere Nachkommen die Macht haben. Das ist das Wort, es ist der König der Wörter — Macht! Nicht Gott, nicht Gold, aber Macht. Gießen sie es über ihre Zunge, bis sie davon prickelt! Macht!“


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Jack Londons Eiserne Ferse, vor mehr als zwei Jahrzehnten geschrieben, beansprucht nicht prophetische Benennungen, obwohl das Werk heute die aktuellste Schilderung politisch-wirtschaftlicher Gegenwart und ihrer weiteren Entwicklungstendenz ist. Wie die wissenschaftliche Leistung Karl Marx nicht durch Phantasie, sondern durch ernsteste Denkarbeit auf dem Boden der Wirklichkeit ihren dauernden Wert erhielt, so wurzelt der bleibende Erfolg der Eisernen Ferse im wissenschaftlichen Ernst, mit dem Jack London die Marxschen Theorien belletristisch verarbeitete, so popularisierte. Schon deshalb ist dies der beste soziale Roman und nur der Marxist, der Revolutionär London, konnte ihn schreiben.

Die Marxschen Lehren sind nicht mehr theoretisch zu überprüfen, seit mehr als einem halben Jahrhundert beweisen sie sich selbst durch ihre Anwendung. Ihre allumfassende Größe gestattet das Eindringen in die Vergangenheit, gibt Klarheit über gegenwärtige Aufgaben und zeigt mit „mathematischer Genauigkeit“, wie Jack London sagt, das Bild der nächsten Zukunft in ökonomisch-politischer Bedeutung.

Jack London verstand es, mit den marxistischen Waffen umzugehen. Die Eiserne Ferse agitiert und ein Stück revolutionärer Praxis ist es, die Arbeiter in den Bannkreis ihrer Propaganda zu bringen, dem Buche Leser zuzuführen. Es ist beliebt, die Kraft der Theorie zu unterschätzen, schon Feuerbach mußte in einem Brief an Ruge die Ignoranten wie folgt abtun:

„Was ist Theorie, was Praxis? Worin besteht ihr Unterschied? Theoretisch ist, was nur noch in meinem Kopfe steckt, praktisch, was in vielen Köpfen spukt. Was viele Köpfe eint, macht Masse, macht sich breit und damit Platz in der Welt.“

Karl Marx vervollständigt diese Sätze in einer seiner früheren Arbeiten und faßt als Extrakt zusammen:

„Die Waffe der Kritik kann allerdings die Kritik der Waffen nicht ersetzen, die materielle Gewalt muß gestürzt werden durch materielle Gewalt, allein auch die Theorie wird zur materiellen Gewalt, sobald sie die Massen ergreift. Die Theorie ist fähig, die Massen zu ergreifen, sobald sie radikal ist.“

Die Theorie zur Tat zu machen, war das Ziel des konsequenten Arbeiterführers und Schriftstellers Jack London und die Eiserne Ferse ist mit ein Teil seiner revolutionären Praxis. Ihre Kritik gilt nicht allein der kapitalistischen Gesellschaft, sondern erstreckt sich auch auf die Waffen der Revolution selbst. Nirgends als in ihr sind die Dinge so einfach genannt, daß sie in jedes Hirn zu dringen vermögen; löffelweise wird das marxistische Elixier ausgeschenkt, niemand wird betrunken, aber allen gehen die Augen auf. Die Eiserne Ferse ist radikal.

Unnötig ist es, Jack London zu schildern, er lebt, da seine Leistung lebt. Er hat einen Ehrenplatz am erhabensten Ort, den die Menschengeschichte kennt: im großen Herzen des Proletariats. Sein Werk bleibt Bestandteil der proletarischen Schöpfung.

Die Eiserne Ferse verlangt keine dichterische Bewertung, obwohl sie ein Kunstwerk ist, wie es nur wenige in der Weltliteratur gibt. Die visionären Schilderungen der „Chicagoer Kommune“ besitzen eine gewaltige, schriftstellerische Kraft. Jedoch, die Kritik der Formen ist lächerliches Beginnen, wenn die Gewalt des Inhalts alles überstrahlt. Fern philosophischer Scholastik ist Wahrheit noch immer, was sich beweisen läßt; so gibt es keine Polemik gegen die Eiserne Ferse, oder sie wäre geschwätzige Lüge. Der Einfluß Nietzscheschen Kraftmenschentums, das spätere Abgleiten des Dichters in visionäre Phantasie sind Nebensachen, die herauszugreifen, das schäbigste an Kritik wäre. Das wesentliche aber dieser Schrift ist die unanfechtbare Erkenntnis der wirklichen Entwicklungsfaktoren, die im Klassenkampf des Proletariats das höchste Maß an Deutlichkeit gewinnen. Vergessenen Marxforschern und störrischen Theoretikern wird London allerdings nur soweit gerecht, als er es wollte. Sein schwungvolles Leben und seine männliche Liebe schenkte er der Arbeiterklasse. Er tat, was er vermochte, so rechnet man ihn zu den Temperamenten, die in der Rubrik „Gefühlskommunisten“ registriert sind, doch ist das nur eine halbe Würdigung. Es darf nichts vergessen werden, daß er ein Kämpfer war, der mehr als sein Herz in jahrelanger Arbeit für die revolutionären Organisationen Amerikas zu geben wußte. Wertvolle Menschen wie Upton Sinclair, die ohne Zweifel ihre Pflicht als Schriftsteller des Proletariats voll und ganz erfüllen, kommen doch nicht über eine rein von der Humanität bestimmte Opposition zur kapitalistischen Gesellschaft hinaus, obwohl sie sich redlich Mühe geben, ihr Schaffen wissenschaftlich-theoretisch zu fundieren. Wer wollte ihnen ihre Verdienste deswegen schmälern. Das, was sie tun konnten, war ihre ganze Aufgabe.

Der Roman soll dem Proletariat letzten Endes nichts anderes sein, als die marxistisch-wissenschaftliche Abhandlung: er soll ihn der Revolution näher bringen; nur seine Mittel sind andere und diese Mittel sind doppelt anzuerkennen. Sein Wert liegt darin, die Menschen zu erschüttern, zu begeistern; denn das ist auch ein Klären. Doch über diesen Romantypus ist Jack London weit hinausgestiegen. Er arbeitet mit beiden Methoden, mit allen Mitteln, mit Herz und Hirn, deren Dualismus im menschlichen Organismus ja auch durchaus willkürlich erscheint. Wo sich Verstand und Gefühl identifizieren, ist sicher ein ganzer Mensch zu finden, den man als Vorbild des Menschen überhaupt zeigen kann.

Die „Eiserne Ferse“ ist heute Wirklichkeit. Es gab noch keine Chicagoer Kommune, aber es gab Revolten und Revolutionen. So ungeheuer blutig die „Eiserne Ferse“ auch schon gewütet hat, es wird der Zukunft doch nur wie ein Geräusch erscheinen. Es sind die ersten Opfer, die wir zermalmt am Boden sehen. Die „Eiserne Ferse“ ist keine amerikanische Spezialität, sie ist verkörpert in jeder Bestialität, die gegen die Emanzipation des Proletariats gerichtet ist. Ganz gleich, ob man in Indien Revolutionäre vor die Kanonen bindet, ob man Damaskus in Asche legt, ob man auf Java füseliert, oder ob man die Arbeiter des Balkans, der Türkei ausrottet, die ungarischen Kommunistenmassen abschlachtet, mit 20 000 Toten Noske feiert, in Wien sozialdemokratisch und in Italien faschistisch mordet; ganz gleich, wer Granaten liefert, wo Zuchthäuser gefüllt und Stricke gedreht werden, ob in den Straßen von Schanghai oder auf den Pariser Boulevards das Blut in Strömen fließt, es entströmt den Herzen der Arbeiter, den Todfeinden der eisernen Ferse.

Die „Eiserne Ferse“ wird erst zur speziellen Angelegenheit der amerikanischen Plutokratie, wenn das europäische Proletariat seine Herrschaft antritt. Und jene kaum glaubhafte, phantastische Menschenabschlachtung, die London von Höhepunkt seines Romans bestimmte, wird ohne Zweifel von der Wirklichkeit noch übertroffen werden. Das Land, der unbegrenzten Möglichkeiten ist es auf allen Gebieten. Mit riesigen Schritten geht es nach dem imperialistischen Gemetzel diesen größeren Auseinadersetzungen entgegen.

Eine Chicagoer Zeitung warf vor einiger Zeit die Frage auf, was im Falle einer siegreichen europäischen Arbeiterrevolution für Amerika notwendig würde, und die gleichzeitig gegebene Antwort war durchaus dasselbe, was Jack London die Bourgeoisie in der Eisernen Ferse sprechen läßt, deren konsequenteste Aeußerung dieser Besprechung als Motto dient. Die Plutokratie wird gegen die Revolution marschieren; doch um dies zu können, muß sie erst die revolutionären Kräfte im eigenen Country zertreten. Das ist der Tag der Chicagoer Kommune. „Das Volk des Abgrundes“ wird dann auch in den U.S.A. Millionen zählen und wird vorwärts stürmen, gigantisch wie die Stadt, die sie bauten, um nicht auf ihren Friedhöfen verscharrt zu werden. Es und sich schlagen mit der berechtigten Macht seines Hasses und seiner Verachtung, tierisch erscheinend und doch die höchste Tat der Menschheit damit vollbringend; und kein Objekt kapitalistischer oder kommunistischer „Generalstäbler“ sein, sondern geführt und formiert vorn klassenbewußten und schöpferischen Teil des Proletariats. Vielleicht wird es unterliegen, einmal, mehrere Male, doch zuletzt wird es triumphieren.

Jack Londons Roman bricht mitten im Satz ab. Das letzte Wort ist nicht gesprochen; es ist die siegende Revolution, die der Klassengesellschaft für immer das Genick bricht. Bis dahin gilt die Antwort, die Jack London der Bourgeoisie gibt:

„— — —an dem Tage, sage ich, werden wir ihnen antworten; und im Gebrüll von Granaten und Schrapnells und im Geknatter der Maschinengewehre soll unsere Antwort liegen. Sie können uns nicht entkommen. — — — Es ist wahr, solange Sie und die Ihrigen die Macht haben, wird der Arbeiter am Boden liegen. — — — Macht wird Herr sein, wie sie immer Herr gewesen ist. Es ist ein Kampf, Klasse gegen Klasse. — — — Einerlei, ob in einem Jahre, oder in zehn oder in tausend, ihre Klasse wird niedergeworfen werden. Und es soll durch Macht geschehen. Wir Arbeiter haben dieses Wort gelernt, bis alle unsere Sinne davon widerhallten. — Macht! Es ist ein königliches Wort!“

Diese Gewißheit ist Jack London unerschütterlich. Den zweifelnden Stimmen, die durch die verräterische Verbindung der Gewerkschaften mit der herrschenden Klasse ihren Mut verlieren, sagt er:

„Einer unserer Lehrsätze sagt, daß jedes System, das auf Klassen und Kasten aufgebaut ist, den Keim seines Zerfalls schon von Anbeginn in sich trägt.“

Die Qualität der Eisernen Ferse zu demonstrieren, soll hier ihr Inhalt knapp skizziert werden. Jack London stellt einen ganzen Kerl und Revolutionär, dessen Leben kompromißlos-kämpferisch verläuft und für die Revolution infolgedessen auch geopfert wird, in die Handlung. Er stellt ihn den Vertretern der anderen Klassen gegenüber und erledigt Letztere damit vollständig. Eine vernichtende Kritik der bürgerlichen Gesellschaft in all ihren Erscheinungen hat hunderte solcher prachtvollen Sätze wie folgenden:

„Wenn die Produktionskraft des modernen Menschen tausendmal größer ist als die des Höhlenbewohners, warum gibt es dann heute in den Vereinigten Staaten 15 Millionen Menschen, die keine genügende Wohnung und keine hinreichende Nahrung haben? Warum arbeiten denn heute in den Vereinigten Staaten 3 Millionen Kinder?“ Meine Anklage ist berechtigt. Die kapitalistische Klasse hat falsch gewirtschaftet. Angesichts der Tatsache, daß der moderne Mensch im Verhältnis zum Höhlenbewohner armseliger lebt, ist keine andere Schlußfolgerung möglich, als die, daß sie eine verbrecherische und selbsttüchtige Wirtschaft geführt haben. — — — Sie haben aus der Zivilisation ein Schlachthaus gemacht. — — — Sie sind, ohne zu erröten in den Hallen der gesetzgebenden Körperschaft aufgestanden und haben erklärt, daß ohne die Arbeit von Kindern ein Gewinn unmöglich sei. Sie haben ihr Gewissen beschwichtigt mit Phrasen über schöne Ideale und herrliche Moralitäten.“ — — —

Wohl nirgends als in der Eisernen Ferse und in Gorkis Kleinbürgertum wird Spießerideologie so bloßgestellt, daß Wirklichkeit zur bittersten Satyre wird. Doch mehr wie Gorki zeigt London den, durch die Akkumulation bedingten, geschichtlichen Untergang des Kleinbürgertums auf. In wenigen Seiten vermag London wie kein zweiter die Grundlinien der kapitalistischen Geschichte hinzuwerfen. In dem glänzenden Abschnitt: „Die Mathematik eines Traumes“ analysiert er meisterhaft die Bedingungen des kapitalistischen Werdens und Vergehens. Bis in die kleinsten Bestandteile wird diese höllische Epoche seziert. Einige Sätze deuten seine Methode an:

„Ich nannte die Fachleute und Künstler Leibeigene. Was sind sie denn anders? Sic alle, die Professoren, Prediger, Redakteure, behalten ihre Stellungen dadurch, daß sie der Plutokratie dienstbar sind, und ihr Dienst besteht darin, daß sie nur solche Ideen verbreiten, die entweder der Plutokratie nichts schaden oder für sie Empfehlungen sind. — — — Die Plutokratie hat heute alle Gewalt in den Händen. Sie macht heute die Gesetze, denn sie hat heute den Senat, den Kongreß, die Gerichte und die gesetzgebenden Körperschaften in der Gewalt. Und nicht allein das, um sie durchzusetzen, stehn ihr die Polizei, Armee und Flotte zu Gebote.“

Desweiteren folgt eine Darstellung kapitalistischer Entwicklungsmöglichkeiten, die wir heute als Todeskrise bezeichnen. Die Proletarierpresse, soweit sie konsequent-marxistisch ist, kann nur dasselbe Bild entrollen, will sie die Gegenwart schildern, die damals für Jack London noch Zukunft war. Hier einige Kostproben:

„Die Entwicklung drängte weiter, die Luft vibrierte vor Dingen, die sich ereigneten oder bevorstanden. Das Land war in harte Zeiten hineingekommen, und diese waren durch eine Reihe glücklicher Jahre verursacht, in denen die Schwierigkeit, den unverbrauchten Ueberschuß an das Ausland abzusetzen, immer größer geworden war. Die Industrie arbeitete nur noch in beschränktem Maße, viele große Fabriken standen still, und die Löhne wurden oben und unten gekürzt. — Eine Anzahl Arbeiterführer war hingerichtet worden. viele andere zu Gefängnis verurteilt, während Tausende der Streikenden in Viehgehege zusammengetrieben und von den Soldaten unbarmherzig behandelt worden waren. Jetzt hieß es bluten für die günstigen Jahre. Alle Märkte waren überfüllt, alle Marktpreise fielen, und unter dem allgemeinen Preisrückgang fiel der Preis für die Arbeit am schnellsten. Das Land wurde durch industrielle Zwistigkeiten erschüttert. Hier und dort und überall wurde gestreikt; und wo dies nicht der Fall war, wurden die Arbeiter von den Unternehmern entlassen. Die Zeitungen waren voll von gewalttätigen und blutigen Berichten. Und überall spielten die schwarzen Hunderter ihre Partie. Aufruhr, Brandstiftung und wahllose Zerstörung war ihre Tätigkeit, und sie besorgten weidlich diese Dinge. Die ganze reguläre Armee stand in Feld. Alle Städte und Orte waren wie bewaffnete Lager und Arbeiter wurden wie Hunde niedergeschossen. Aus dem großen Heer der Arbeitslosen wurden die Streikbrecher ausgehoben. Und wenn die Streikbrecher von den Arbeitern überwältigt wurden, erschienen immer die Truppen und schlugen die Arbeiter.“

Schon damals vertrat London, was heute die meisten noch nicht wahr haben wollte: daß es dagegen nichts anderes gibt, als seine eigene Ferse zu stählen, um selbst zertreten zu können. Noch jetzt, da die aufgezeigte Situation selbst in Amerika vorhanden ist (der große Textilstreik der Colorado-Bergarbeiter-Streik, Sacco und Vanzetti im elektrischen Stuhl; tausend solcher Posten könnten hier angeführt werden). Upton Sinclair registriert nur einen winzigen Teil der Schandtaten dieser Epoche in seinen immer wieder zu empfehlenden Romane, die im Gegensatz zu all der anderen zeitgenössischen Amerikaliteratur allein die Wahrheit sagen zieht nur ein kleiner Prozentsatz Proletarier die Konsequent die London damals zog:

„Die eiserne Ferse wird über unser Antlitz schreiten. Es bleibt nichts, als eine blutige Revolution der Arbeiterschaft übrig.“

Aus dem Kapitel: „Generalstreik“ stiert das politische Gesicht des wirtschaftskranken kapitalistischen Körpers mit Blicken, die den Anfang vom Ende bedeuten. Hier ist die europäische Revolution beim Zusammenbruch des Kapitals infolge der vollständigen Verdrängung vom Weltmarkt durch das stärkere Amerika vorweggenommen. London zitiert Karl Marx: „Die Totenglocke des Privateigentums hat geschlagen“, und schenkt dem Marxismus ein glänzendes Beweisstück. Wir stehen heute nicht allzufern dieser Situation und in nichts unterscheidet sie sich von der, die Londons Feder entwarf. Selbst das schmutzige Judasgeschmeiß ist schon erkannt und in seiner ganzen Widrigkeit aufgezeigt:

„Wir Sozialisten pflegten mit Vergnügen den Tag vorauszusagen, an dem die organisierten Arbeiter vom wirtschaftlichen Feld, auf dem sie noch jedesmal besiegt wurden, endlich auf das politische hinübergehen würden. Die eiserne Ferse hat die Arbeiterverbände auf wirtschaftlichem Gebiet geschlagen, und sie dadurch — nach unserer Theorie — auf das politische Gebiet getrieben. Aber anstatt, daß das für uns angenehm ist, wird es eine stete Quelle von Sorgen für uns sein. Die eiserne Ferse hat ihre Lektion. Wir zeigten ihr unsere Macht anläßlich des Generalstreiks. Deshalb hat die eiserne Ferse Schritte unternommen, einen zweiten Generalstreik zu verhindern. Das dadurch, daß sie die großen Verbände gekauft hat.“ — —

Die Weitsichtigkeit des Politikers London beweisen seine Ausführungen über die Machtkonstellation nach der europäischen Revolution und seine Einstellung zur Arbeit für die Revolution, die gleichzeitig als sein Vermächtnis aufzufassen ist, zeigen ihn nochmals als konsequenten Revolutionär:

„Wieviele Gewehre habt Ihr im Besitz? Wißt Ihr, wo Ihr genügend Blei bekommen könnt? Wenn es zum Klappen kommt, denkt daran, daß chemische Mixturen besser sind, als die bloße Faust!“

Der Tod der Chicagoer Kommune, der Tod ihres besten Kämpfers zeigen die Notwendigkeit dieser Maßnahmen und beenden gleichzeitig das Buch. Fortgesetzt wird es durch die Geschichte selbst werden, durch die bewußte Tat des internationalen Proletariats. Sie zu beschleunigen, Hirne und Herzen zu revolutionieren, ist heute die edelste menschliche Aufgabe. Der tote Arbeiter Jack London, der Mann aus der I.W.W. spricht weiter mit seiner klugen und schönen Stimme. Nicht allzu viele sprechen seine Sprache, die für den Anbruch der menschlichen Kultur werben, die keine Klassenkultur mehr ist. Gebt seine sozialen Romane den Arbeitern in die Hände, damit ist viel getan: damit verkürzt ihr die Zeit der eisernen Ferse, damit wird der feige Schreck aus den Herzen gerissen. Mit Blut ist die Geschichte der Arbeiter geschrieben, mit Blut muß das Proletariat Geschichte machen.


Zuletzt aktualisiert am 6.4.2009