Paul Mattick


[Rezension von A.L. Bernheim (Hrsgb.) „Labor and the Government“]

(1936)


Aus: Zeitschrift für Sozialforschung, Jg. 5, 1936/37, S. 139f.
Transkription/HTML-Markierung: Thomas Schmidt für das Marxists’ Internet Archive.



Labor and the Government. Ed. by Bernheim, Alfred L. and Dorothy van Doren. Published for the Twentieth Century Fund. McGraw-Hill Book Company. New York 1935. (413 S.; $ 2.75)


Den Anlass zu dieser von einem fähigen Forschungskomitee mit grösster Objektivität durchgeführten Untersuchung gaben die durch den National Industrial Recovery Act (NRA) neu aufgeworfenen Tarif- und Schlichtungsfragen. Die Arbeit beschäftigt sich mit Struktur und Funktion der Arbeiterorganisationen, der Rolle der Regierung in den Kämpfen zwischen Kapital und Arbeit mit Bezug auf das Tarifwesen und die Kollektivverträge und zuletzt mit diesbezüglichen programmatischen Vorschlägen im Rahmen der Sozialgesetzgebung. Die skizzenhafte Darstellung der Entwicklung der gewerkschaftlichen Bewegung in Amerika erklärt deren relative Schwäche aus den Besonderheiten der amerikanischen industriellen Entfaltung. Die Einmischung der Regierung in die Auseinandersetzungen zwischen Kapital und Arbeit fand in grösserem Masstabe zuerst während des Weltkrieges statt. Das United States Department of Labor wurde zum Hauptorgan für diese Beziehungen. Die Untersuchung gibt statistisches Material über Zahl und Art der industriellen Kämpfe, über die Entwicklung der Löhne, Erfolge und Misserfolge des Schlichtungswesens und dessen Beeinflussung durch die Regierung. Die Roosevelt-Administration schuf sich den National Labor Relations Board zur Sicherung des industriellen Friedens, auf dessen bisherige Tätigkeit eingegangen wird. Die Rechte des N. L. R. B. sind begrenzt, er hat keine Möglichkeit, seine eigenen Bestimmungen durchzusetzen und blieb so eine empfehlende Institution. Eine wirkliche gesetzliche Regelung der Arbeiterfrage sei noch zu leisten, notwendig sei dazu jedoch die Stärkung der Gewerkschaften als Tarifkontrahenten. Es wird ein von der NRA unabhängiges neues Gesetz empfohlen, das den Arbeitern die Organisationsfreiheit und die Tariffähigkeit garantiert; weiterhin die Schaffung einer permanenten unparteiischen Schlichtungskommission durch die Regierung. Die Empfehlungen decken sich prinzipiell mit der bereits angenommenen Wagner Labor Disputes Bill, mit der sich die Autoren des Buches denn auch einverstanden erklären und die sie nur besser ausgearbeitet und mehr spezifiziert sehen wollen.

Die Bemühungen um die Schaffung von Organen zur Aufrechterhaltung des Wirtschaftsfriedens, von denen das Buch Zeugnis ablegt, scheinen angesichts der heute sichtbaren Wirtschaftstendenzen vergeblich zu sein, auch wenn alle Vorschläge der Autoren auf dem Papier verwirklicht werden sollten.


Zuletzt aktualisiert am 27.1.2009