Paul Mattick


[Rezension von P.H. Douglas „Controlling Depressions“]

(1936)


Aus: Zeitschrift für Sozialforschung, Jg. 5, 1936/37, S. 156f.
Transkription/HTML-Markierung: Thomas Schmidt für das Marxists’ Internet Archive.



Douglas, Paul H., Controlling Depressions. W. W. Norton & Co, New York. Allen & Unwin, London 1935. (286 S.; S 3.—, 15 s.)


Das Buch D.s gehört zu den zahlreichen Projekten einer kapitalistischen Planwirtschaft. Es behauptet, dass die Krisen des heutigen Systems durch Regierungskontrolle oder ihr unterstellte Planungsinstanzen vermieden oder doch zumindest gemildert werden könnten. Es gibt für D. keine bestimmte Krisenursache, die Krise kann durch Unstimmigkeiten in irgendeinem Felde der Wirtschaft verursacht sein. Ein relativ geringfügiger Anlass kann die Wirtschaft aus einem gegebenen Gleichgewichtszustand werfen, was dann genügt, um zu einer allgemeinen Krise zu führen. Die Krise selbst ist für ihn ein Zustand, worin nicht mehr profitabel genug produziert werden kann, was zur Einschränkung der Produktion und dem allgemeinen Dilemma führt Mit Bezug auf die heutige Krise in Amerika glaubt D. dennoch ihre auslösende Ursache gefunden zu haben: die monopolistische Politik, die Preise, trotz fallender Produktionskosten, künstlich hochzuhalten, wodurch die Kaufkraft der Bevölkerungsmassen verringert wird. Die Unmöglichkeit des Warenabsatzes erzwang dann einen gewaltsamen Preissturz, der in die Krise mündete Waren die Profite zu hoch, da die Preise nicht fielen, so waren nun der Profite zu niedrig, weil die Preise zu sehr fielen. Damit glaubt D. den in seiner Darstellung steckenden Widerspruch, dass übermässige Profite zur Krise führen, obwohl sich die Krise aus mangelndem Profit erklärt, aufgehoben zu haben. Glaubt D. nicht an eine bestimmte Krisengesetzlichkeit des heutigen Systems, so hält er es auch für unwahrscheinlich, dass jede Krise durch neue Konjunkturen abgelöst wird. Die bisherigen Krisenüberwindungen erscheinen ihm als durch Zufälle ermöglicht, die keine Wiederholung garantieren. Die Wirtschaft müsse kontrolliert werden, und sind Vorschläge sind prinzipiell dieselben, die von der Roosevelt-Administration propagiert und zum Teil durchgeführt wurden. Mit monetären Mitteln, Banken-, Kredit-, Preis- und Profitkontrolle, mit Hilfe grosszügiger öffentlicher Arbeiten, Beschränkung der Monopole und Wiederherstellung einer gesunden Konkurrenz soll die Überakkumulation vermieden und die Kaufkraft der Massen gehoben werden, wovon er sich eine reibungslose Wirtschaft verspricht. Man könnte diese Theorie in den unmöglichen Begriff eines „geplanten laissez faire“ zusammenfassen. Die praktische Durchführbarkeit seines Programms, die eine ungeheure Belastung des Budgets und inflatorische Massnahmen mit sich brächte, wird durch die Kontrollierbarkeit der Inflation und die ausgleichenden Wirkungen der erwarteten Prosperität für möglich erklärt.


Zuletzt aktualisiert am 27.1.2009