Leo Trotzky

 

Der Balkan, das kapitalistische
Europa und der Zarismus

(14./27. [1] Oktober 1908)


Aus Proletarij, Nr. 38, 1./14. November 1908.
Übersetzung von Sozialistische Klassiker nach russischen Text in
Л. Троцкий. Перед историческим рубежом. Балканы и балканская война. (Л. Троцкий. Сочинения. Том 6. Москва-Ленинград, 1926), S. 13–26.
verglichen mit der französischen Übersetzung und der deutschen Übersetzung in Leo Trotzki, Die Balkankriege 1912–1913, Essen 1995, S. 34 ff.
Kopiert mit Dank von der Webseite Sozialistische Klassiker 2.0.
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I. Die „Verschwörung“ Österreichs und Bulgariens

Einen Streik an der Ostbahn ausnutzend nahm Fürst Ferdinand [2] die Ostrumelische Linie in seinen Besitz, die österreichischen Kapitalisten [3] gehörte. In Verteidigung ihrer Rechte legte die Wiener Regierung sofort einen gebührenden Protest ein. Er war offensichtlich so gut redigiert, dass selbst die Wiener Arbeiter-Zeitung es für ihre Pflicht hielt, ihre Empörung gegen die englischen und französischen „Verleumder“ zu richten, die versuchten hinter dem durchtriebenen bulgarischen Fürsten die tückische Hand des österreichischen Regisseurs zu entdecken. Doch die Verleumder hatten Recht. Nicht nur die bulgarische Einnahme der türkisch-österreichischen Linie, sondern auch der österreichische Protest gegen die bulgarische Einnahme waren unerlässliche Bestandteile der Verschwörung der österreichischen und bulgarischen Regierung. Dies enthüllte sich in zwei oder drei Tagen. Am 5. Oktober erklärte sich Bulgarien unabhängig, und zwei Tage später verkündete Österreich-Ungarn den Anschluss Bosniens und Herzegowina. Beide Handlungen verstießen gegen den Berliner Vertrag, veränderten aber die politische Karte Europas ganz und gar nicht.

Die gegenwärtigen Staaten auf der Balkanhalbinsel wurden von der europäischen Diplomatie am Tisch des Berliner Kongresses von 1879 [1878] fabriziert. Dort wurden alle Maßnahmen ergriffen, um die nationale Vielfalt der Balkans in eine ständige Rauferei kleiner Staaten zu verwandeln. Nicht einer von ihnen sollte über eine gewisse Grenze hinauswachsen, jeder einzelne von ihnen war in diplomatische und dynastische Bande verwickelt und allen anderen entgegengesetzt; schließlich waren sie alle zur Machtlosigkeit verurteilt gegenüber den großen europäischen Staaten mit ihren ständigen Intrigen und Ränken. Einen Teil des von Bulgaren bewohnten Territoriums trennte der Kongress von der Türkei und verwandelt ihn in ein Vasallenfürstentum, aber Ostrumelien mit einer fast geschlossen bulgarischen Bevölkerung beließ er bei der Türkei. Der Aufstand der ostrumelischen Bulgaren des Jahres 1885 brachte eine Verbesserung der Arbeit der diplomatischen Zuschneider des Berliner Kongresses, und Ostrumelien verließ – gegen den Willen Alexanders III. – faktisch die Türkei und verwandelte sich in Südbulgarien. Die Abhängigkeit des „Vasallen“fürstentums von der Türkei kam in der Sache in keiner Weise zum Ausdruck. Von der Beseitigung der Fiktion hat das bulgarische Volk so wenig gewonnen, wie das türkische verloren. Doch der ehemalige österreichische Leutnant [4] Ferdinand [5] Coburg vollendete seine Karriere und verwandelte sich vom Vasallenfürsten in einen souveränen Zaren. [6]

Auch die Hinzufügung der beiden ehemaligen türkischen Provinzen Bosnien und Herzegowina zu Österreich bringt keine realen Veränderungen an den Staatsgrenzen mit sich. So schrill auch das Gekreische der russischen slawophil-patriotische Presse gegen Gewalt Österreichs gegen die Slawen ist, es wird doch nicht das Faktum zerstören, dass beide Provinzen vor mehr als 30 Jahren an die Habsburger Monarchie ausgehändigt wurden und obendrein von keinem andere als Russland. Es war das Bestechungsgeld, das Österreich gemäß der geheimen Reichstadter [7] Vereinbarung des Jahres 1876 mit der Regierung Alexanders II. für seine zukünftige Neutralität im russisch-türkischen Krieg von 1877–1878 [8] erhielt. Der Berliner Kongress von 1879 bestätigte nur das Recht Österreichs auf eine unbefristete „Okkupation“, und die zaristische Regierung erfeilschte im Austausch für zwei slawische Provinzen, die von Österreich von der Türkei abgeschnitten wurden, das moldawische Bessarabien, das von Rumänien abgeschnitten wurde. Im Diebesjargon der Diplomatie wird ein solches Geschäft auf Kosten eines Dritten als „Kompensation“ bezeichnet. Auf jeden Fall können wir uns damit trösten, dass, wenn Kruschewan, Purischkewitsch, Krupenskij und andere ruhmreiche Eingeborene Bessarabiens im ethnographischen Sinne keine echtrussischen Leute [9] sind, sie dennoch eine Art gesamtslawisches Äquivalent darstellen, da sie im Austausch für die Serben und Kroaten Bosnien empfangen wurden.

Die Politik Österreichs auf dem Balkan verbindet in sich auf natürliche Weise kapitalistischen Raub, bürokratischen Stumpfsinn und dynastische Tücke. Gendarm, Finanzier, katholischer Missionar und Agent Provokateur teilen sich die Arbeit unter sich. Alles in allem nennt man das die Erfüllung einer kulturellen Mission.

Im Verlauf von dreißig Jahren Herrschaft in Bosnien und Herzegowina untergrub Österreich die einheimische natürliche wirtschaftliche „Barbarei“ gründlich, fand aber bei sich nicht die Initiative zur Abschaffung der feudalen Formen der Agrarbeziehungen. Noch bis heute zahlt der bosnische Bauer ⅓ seiner Ernte an den Gutsherrn, den Bej. Die Zahl der Analphabeten sank in der gleichen Periode nur [10] von 95 auf 84 %, aber die Zahl der Emigranten nahm schnell zu. Nach der türkischen Revolution, die unter den Bosniern eine große Gärung hervorrief, wies die Regierung von Franz Josef auf der einen Seite ihren Agent Provokateur Nastic an, die laute serbisch-separatistische Sache [11] zu organisieren, auf der anderen Seite – begann sie mit der „Krönung“ ihrer dreißigjährigen zivilisatorischen Arbeit: sie dehnte die Souveränität des Kaisers von Österreich und des Apostolischen Königs von Ungarn auf Bosnien und Herzegowina aus und versprach, dem Volk Selbstverwaltung zu gewähren in Form eines ständischen Landtags mit Kurien. [12] Unaufhörliche Durchsuchungen und Verhaftungen sollten die Bosnier auf die Wahrnehmung der verfassungsmäßigen Wohltaten vorbereiten.

Aber wenn die Verschwörung von Habsburg und Coburg die faktischen Beziehungen nicht veränderte, dann verletzte sie auf jeden Fall die heiligen Normen des internationalen Rechtes. Die formale Grundlage des gesamten zeitgenössischen [13] europäischen Gleichgewichts ist der Berliner Vertrag. Neben den sogenannten „moralischen“ Verpflichtungen wird er, wie es scheint, von Armeen, Festungen, Kriegsschiffen bewacht und steht unter der ständigen Aufsicht der Diplomatie. Und all dies verhinderte jedoch nicht im Geringsten, dass einer der Teilnehmer des Berliner Kongresses, Österreich, gegen den Vertrag verstieß, sobald ein günstiger Moment kam. Die erbärmliche Unfähigkeit des europäischen „Konzerts“ [14], die Verletzung eines von ihm geschützten Vertrages zu verhindern, stellt eine schonungslose Widerlegung der Illusionen über die Verwirklichung de göttlichen Friedens durch Schiedsgerichte zwischen den kapitalistischen Staaten (Jaurès [15]) dar! Schiedsgerichte sind die gleichen Kongresse, Konferenzen, und ihre „Urteile“ haben nicht mehr Rechtskraft als internationale Verträge. [16]
 

II. Die neue Türkei vor alten Schwierigkeiten

Die Unabhängigkeitserklärung Bulgariens wie die Annexion Bosniens sind die unmittelbaren Folgen der türkischen Revolution. Nicht, weil sie [17} die Türkei geschwächt hat, sondern weil sie sie gestärkt hat. Die historische Voraussetzung für den Berliner Vertrag war der Zerfall der alten Türkei, ein Prozess, den Europa mit der einen Hand beschleunigte und mit der anderen in bestimmten Grenzen hielt. Der revolutionäre Umsturz [18} hatte keine Zeit, das Land wiederzubeleben, aber er schuf die Voraussetzungen für seine Wiederbelebung. Bulgarien und Österreich standen vor der Gefahr, wirklich oder imaginär, dass die Türkei schließlich die Fiktion in die Realität umsetzen wolle und könne – und das bewirkte die Hast der Angst, mit der Ferdinand seine Krone hochstufte [19], und Franz-Joseph seine erweiterte. Habsburg demonstrierte jedoch seine Angst vor einer sich erneuernden Türkei mit voller Deutlichkeit: Mit der Einverleibung Bosniens zog es „freiwillig“ seine Garnison aus dem Sandschak [20] Novi Pazar zurück. Dieser äußerst wichtige Schritt wird von beiden Seiten bewusst und systematisch totgeschwiegen; von den Austrophilen – um den feigen Rückzug der Habsburger Monarchie zu vertuschen; von den Panslawisten – um den Eindruck des „Verbrechens“ der Besetzung Bosniens nicht zu schwächen. Ein einfacher Blick auf die Karte der Balkanhalbinsel genügt, um die Bedeutung des Sandschak [21] Novi Pazar zu verstehen: Dieser schmale Streifen Land, der zur Türkei gehört, von Serben bevölkert und Kraft des Berliner Vertrages von österreichischen Truppen besetzt ist, stellt auf der einen Seite einen Keil dar, der zwischen die beiden Teile des „Serbentums“ [22] getrieben ist: das eigentlichen Serbien und Montenegro, auf der anderen Seite eine Brücke zwischen Österreich und Mazedonien. Die Eisenbahnlinie durch den Sandschak [23], deren Konzession Österreich in den letzten Tagen des alten türkischen Regimes erhalten hat, sollte die österreichisch-bosnische Bahn mit der türkisch-mazedonischen verbinden. Die unmittelbare wirtschaftliche Bedeutung dnes Novi-Pazar-Zweiges – und darüber gaben sich selbst die österreichischen Imperialisten selbst durchaus klar Rechenschaft – könnte nur äußerst unbedeutend sein; aber dennoch eröffnete er einen bequemen strategischen Weg für den österreichischen Drang nach dem Osten des Balkans und war vollständig auf die weitere Zerstückelung der Türkei berechnet. Diese Hoffnung wurde zunichte gemacht, und Österreich beeilte sich, seine Hand zurückzuziehen, die es mit feiger Gier nach dem immer brodelnden mazedonischen Kessel ausstreckte.

So verlor die Türkei nichts, im Gegenteil, sie holte sich eine Provinz zurück, deren Schicksal zumindest umstritten schien. Wenn sie mit einem so heftigen Protest antwortete, dann deshalb, weil sie nach einer langen Reihe von schmeichelhaften Willkommensreden an die Adresse des neuen Regimes wieder die gebleckten Reißzähne des europäischen Imperialismus über sich erblickte. Ist nicht die Krönung Ferdinands durch die Königskrone nur der erste Schritt, dem ein Versuch zur Eroberung Makedoniens folgen kann? Ist nicht in der Räumung des Sandschak [24] eine indirekte Aufforderung an die Seite Serbiens und Montenegros, dieses Gebiet zu erobern und damit in einen Krieg mit der Türkei hineingezogen zu werden, um das Hinterland Österreichs zu sichern? Steht nicht im Rücken von Bulgarien Russland und im Rücken von Österreich Deutschland? Dass sich die kapitalistischen Sphären und herrschenden Kreise Deutschlands zu einer erneuerten Türkei ohne viel Sympathie verhalten, ist für sich genommen verständlich. Erst in den letzten vorrevolutionären Jahren feierte das deutsche Kapital in der Türkei einen Sieg nach dem anderen, die Konzession für den letzten Sektor der anatolischen Eisenbahn für das Gebiet, in dem es anscheinend die reichsten Ölquellen gibt, erhielten sie im Mai 1908 aus den Händen von Abdul Hamids Regierung. Dampfschifffahrtslinien, Bankfilialen, Monopol-Waffenlieferungen, Eisenbahnkonzessionen, Aufträge aller Art, bei großem Naturreichtum und billiger Arbeit, versprachen goldene Berge. [25] Die Revolution beraubte die Hohenzollern des politischen Einfluss in Konstantinopel, eröffnete die Möglichkeit einer „nationalen“ türkischen Industrie und machte ein Fragezeichen hinter die durch Bestechung und kapitalistische Intrigen erhaltenen Konzessionen deutscher Kapitalisten. Mit zusammengebissenen Zähnen [26] trat die Berliner Regierung zur Seite, entschlossen zu warten. Je weiter die Festigung der Stellung der Jungtürken wurde, desto zwingender wurde, eine Annäherung an sie zu suchen. Aber es ist sicher, dass das kapitalistische Deutschland ebenso aufrichtig bereit ist, den Krach der konstitutionellen Türkei zu begrüßen, wie es bisher heuchlerisch seine Siege begrüßt hat. Auf der anderen Seite demonstrierte England umso schriller seine Freundlichkeit gegenüber der neuen Ordnung, je mehr diese die Stellung Deutschlands auf dem Balkan schwächte. Im unaufhörlichen Kampf zwischen diesen beiden mächtigen Staaten Europas suchten die Jungtürken natürlich Unterstützung und „Freunde“ an der Themse. Aber der wunde Punkt der anglo-türkischen Beziehungen ist Ägypten. Von dessen freiwilliger Räumung durch England kann natürlich keine Rede sein: Dazu ist er zu sehr interessiert an der Beherrschung des Suezkanals. Wird England die Türkei bei militärischen Schwierigkeiten unterstützen? Oder wird sie sie in den Rücken stoßen und Ägypten zu seinem Besitz erklären? Eines ist so gut wie möglich wie auch das andere, je nach den Umständen. Auf jeden Fall leitet nicht eine sentimentale Liebe zur liberalen Türkei, sondern kalte und rücksichtslose imperialistische Berechnung das Handeln der englischen Regierung.

Die Türkei hat, wie bereits gezeigt, allen Grund zu befürchten, dass die Verletzung ihrer fiktiven Rechte durch Bulgarien und Österreich zu einer Verletzung ihrer realen Interessen führen könnte. Dennoch wagte sie es nicht, das Schwert zu ziehen und beschränkte sich bisher darauf, sich an die Teilnehmermächte des Berliner Kongresses zu wenden. Zweifellos könnte ein populärer Krieg, der auf Initiative der Jungtürken eröffnet würde, ihre Herrschaft unbesiegbar machen, so eng wie sie mit der Rolle der Armee verbunden sind. Aber – unter einer Bedingung: der Krieg sollte siegreich sein.

Hoffnung auf Sieg gab es jedoch nicht. Das alte Regime hinterließ als Erbe dem neuen eine Armee, die bis zum letzten Grad desorganisiert war: eine Artillerie ohne Geschütze, eine Kavallerie ohne Pferde, eine Infanterie ohne genügend Gewehre nach neuem Muster, die Flotte ist noch weniger für militärische Operationen geeignet als die russische. Selbst wenn England einen großen Kredit gewährte, war es unter solchen Bedingungen unmöglich, an einen Krieg mit Österreich zu denken. Es bliebe ein Krieg [27] mit Bulgarien. Hier konnte die Türkei noch auf einen Sieg hoffen, indem er der Qualität Quantität entgegenstellte Wozu aber würde dieser Sieg führen? Zur Wiederherstellung der fiktiven Vasallität Bulgariens? Aber wegen so etwas führt man nicht Krieg. Für die Rückgabe Ostrumeliens? Aber das würde nicht die Türkei stärken, sondern deren bereits starken zentrifugalen Tendenzen, die das neue Regime noch nicht überwunden hat.

Reaktionäre Elemente, die ohnehin nichts zu verlieren haben, haben eine heftige Agitation zugunsten eines Krieges geführt und, soweit wir aus Berichten aus Konstantinopel schließen können, den Einfluss des Kabinetts [28] und des jungtürkischen Komitees geschwächt. Letzteres [29] versuchte auf der einen Seite, die Aufregung des Volkes abzulenken, indem es sie auf einen Boykott österreichischer Waren lenkte, auf der anderen Seite schickte er die zuverlässigsten Regimenter nach Konstantinopel, um die fragwürdigen zu entfernen. Die Herrschaft über die Armee bleibt, wie bisher, die Hauptkraft der Jungtürken. Aber in dieser begrenzten Natur der sozialen Basis liegt zugleich die Hauptquelle der Gefahr für das neue System. Das Wahlprogramm der Regierungspartei beschränkt sich ausschließlich auf politische und kulturelle Fragen. Auf der selben Ebene entwickelt sich die Regierungstätigkeit. Ihr erster Schritt im sozialen Bereich waren drakonische Maßnahmen gegen Streiks. Die jungtürkischen Führer leugnen kategorisch die Existenz einer Arbeiterfrage in der Türkei, und sehen dies als ihren Vorteil gegenüber Russland an. Die türkische Industrie, deren Entwicklung das alte Regime systematisch und bewusst verzögert hat, ist noch embryonal. Das Konstantinopeler Proletariat besteht aus Arbeitern der Pferdebahn und der Tabakfabrik [30], Hafenarbeitern und Schriftsetzern. Die Schwäche des Proletariats schließt für es vorläufig die Möglichkeit ernsthaften Drucks auf die regierende Partei aus. Einen unvergleichlich größeren Einfluss auf den Lauf der Dinge in der Türkei kann die Bauernschaft erlangen. Halb geknechtet, verfangen im Netz des Wuchertums, zu einem Fünftel landlos, braucht es die breitesten agrarischen Maßnahmen des Staates. Indessen schlagen nur die armenische Partei der Daschnakzutjun und die mazedonisch-bulgarische Revolutionsgruppe (Sandanskis) [31] ein mehr oder weniger radikales Agrarprogramm vor. Was die Jungtürken betrifft, so ignorieren sie die Bauern-, ebenso wie die Arbeiterfrage. ... Es ist sehr unwahrscheinlich, dass die türkische Bauernschaft im Rahmen der Parlamentswahlen ihre sozialen Interessen zum Ausdruck bringen kann. Aber ihre Stimmung kann sich in wirksamerer Gestalt zeigen: durch das Medium der Armee. Die Ereignisse der Revolution sollten das Bewusstsein nicht nur der Offiziere, sondern auch der Soldaten außerordentlich angehoben haben. Und es liegt nichts Unglaubliches darin, dass ähnlich wie sich die Interessen der bürgerlichen „Nation“ durch die Vermittlung des Offizierskorps ausdrückten, sich die Bedürfnisse der Bauernschaft durch die Soldatenmasse zeigen. Unter diesen Bedingungen kann das Ignorieren der Bauernfrage seitens einer Partei, die sich auf die Offiziere stützt, für das Schicksal der parlamentarischen Türkei tödlich sein.

So oder anders, aber in der Türkei braucht man jetzt Frieden. Nach der Aufnahme direkter Verhandlungen mit Österreich und Bulgarien erklärte sie sich bereit, das Geschehene anzuerkennen – damit diese Staaten den entsprechenden Teil ihrer Staatsschulden übernähmen. Das wäre zweifellos das beste Ergebnis für sie, denn die Weigerung, die riesige Schuld zu bezahlen, die das alte Regime hinterlassen hat, ist für sie unter den gegenwärtigen Bedingungen absolut unmöglich. Sobald die Frage auf die Höhe des Geldbetrags hinauslief, hätte der Erfolg der Verhandlungen gesichert erscheinen müssen.

Aber gerade jetzt, da diese Zeilen geschrieben werden, wurden die Verhandlungen unterbrochen: endgültig oder zeitweilig – das ist noch nicht klar. Aber es ist völlig klar, dass die englische Diplomatie und insbesondere die russische alles in ihrer Macht Stehende tun, mit dem Ziel ein separates Abkommen zwischen der Türkei und Österreich zu verhindern. Ihre Aufgabe ist die Einberufung einer internationalen Konferenz zur Überarbeitung des Berliner Vertrages. Natürlich nicht aus platonischer Achtung vor dem internationalen „Recht“.
 

III. Die Suche nach einer „uneigennützigen“ Kompensation

Der schlimmste Feind der neuen Türkei ist zweifellos das zaristische Russland. Während Japan es von den Ufern des Stillen Ozeans weg gedrängt hat, droht eine starke Türkei, es ein für allemal vom Balkan zu vertreiben. Auf demokratischer Grundlage gestärkt, wird die Türkei zum Zentrum der politischen Anziehungskraft [32} für den Kaukasus werden – und nicht nur für ihre Mohammedaner. [33] Verbunden mit Persien durch die Religion, kann es Russland auch von dort verdrängen und sich zu einer ernsthaften Gefahr für die russischen zentralasiatischen Besitzungen verwandeln. Es gibt keinen Schlag, den die Regierung von St. Petersburg nicht bereit wäre, der neuen Türkei zufügen. Die halbe Zustimmung zur Annexion von Bosnien und Herzegowina, die Iswolski Ährenthal gab, war zweifellos auf der Grundlage der Vorteile berechnet, die sich für Russland aus den Balkanwirren ergeben könnten. Ein friedlicher Ausgang der jüngsten Zusammenstoßes würde eine Annäherung zwischen Bulgarien und Österreich und eine Stärkung der Türkei bedeuten, d. h. den Tod des politischen Einflusses Russlands auf dem Balkan. Eine separate Einigung der direkt interessierten Seiten zu verhindern, in die Sache alle Wünsche und Appetite der europäischen Mächte hineinzuziehen, sie auf einander zu stürzen und ein Büschel Bärentrauben [34] an sich zu reißen – das ist nun die unmittelbare Aufgabe der russischen Diplomatie. Wir mussten auf diesen Seiten bereits sagen, dass die jüngste Außenpolitik der zaristischen Regierung völlig frei von einer einigenden „Idee“ ist und als parasitärer Opportunismus bezeichnet werden kann; sie zehrt hauptsächlich vom Kampf Deutschlands gegen England und ist parasitär sogar im Verhältnis zur imperialistischen Politik kapitalistischer Regierungen: sie vereint das Bündnis mit Frankreich und die „Freundschaft“ mit Deutschland, geheime Abkommen mit Ährenthal und offizielle Treffen mit Pichon. Sich alle Spaltungen in der internationalen Politik zu Nutze zu machen und nicht ihren Schwanz in eine von ihnen zu stecken – das ist die Mission, zu der die russische Diplomatie ihre politische Schwäche verurteilt. Aber damit diese Taktik auch nur den Anschein von Erfolg erweckt, braucht man zumindest zeitweilige finanzielle Unabhängigkeit von den Regierungen, in deren Händen die wichtigsten Spielkarten sind. Indessen brachen die Ereignisse auf dem Balkan inmitten der Verhandlungen über einen neuen russischen Halbe-Milliarde-Kredit aus. Die wirtschaftlichen und politischen Voraussetzungen für einen neues Kredit sind äußerst ungünstig. Die Ernte des laufenden Jahres ist unter dem Mittel, in vielen Provinzen ist sie recht schlecht. Die Handelsbilanz der ersten Monate des Jahres zeigt eine entscheidende Verschlechterung; die Exporte gingen auch im Vergleich zu den Jahren des Krieges [35] und „Aufruhrs“ stark zurück. Es ist auch sicher, dass die europäische Börse die Studentenunruhen auf ihre eigene Weise berücksichtigt hat, in denen sie gelernt hat, ein äußerst beunruhigendes Symptom zu sehen. Die Verhandlungen über den Kredit, die unter aktiver Beteiligung russischer Bankiers geführt werden, verzögern sich um unbestimmte Zeit. Die Moskauer Börse erklärt ihre hochgradige Gedrücktheit mit der völligen Unsicherheit darüber, wo, wann und wie ein neuer externer Kredit abgeschlossen wird. Indessen braucht man, um in den Balkansachen freie Hand zu haben, zunächst einmal klingelndes Geld in der Tasche. Dort ist jetzt die Achillesferse der zaristischen Diplomatie! England, mit dem Frankreich seine Außenpolitik abspricht, versucht, Russland gegen Österreich und Deutschland einzusetzen; aber es hat keinen Grund, den Zarismus auf dem Balkan gegen sich selbst zu stärken. Es ist daher kaum zu erwarten, dass es sich bereit erklärt hat, einen riesigen Kredit vor der Konferenz zu realisieren, allgemein bis zur endgültigen Beseitigung der jüngsten Verwicklungen im Nahen Osten. [36] Sie könnte dem nur zustimmen, indem sie die zaristische Diplomatie vorher an Armen und Beinen bindet und im Voraus ihren Einflussanteil zu ihren Gunsten versteckt. [37] Diese Lage der Dinge erklärt den unfreiwilligen, aber um so vernichtenderen Humor, mit dem die englische Börsenpresse Russland mit völliger „Uneigennützigkeit“ auf der Balkanhalbinsel zuredet. Verwickelt in den Widersprüchen seiner Lage reist Herr Iswolski von einer Regierung zur anderen durch Europa, offensichtlich in der geheimen Hoffnung, dass sein politischer Einfluss im Verhältnis zu seinen Reisekosten wächst. Und auf dem ganzen Weg hört der russische Minister hinter seinem Rücken den patriotischen Chor der russischen Presse, in dem das heisere Bellen der Nowoje Wremja mit dem lüsternen Winseln der Miljukowschen Rjetsch harmoniert. „Österreich hat das Slawentum schändlich gekreuzigt!“ – schreien Kadetten, Oktobristen und Nowoje-Wremja-Leute – „also fordern wir Kompensation, uneigennützigste, reinste Kompensation!“. Die Wut dieser Patrioten, die sich gegenseitig überschreien wollten, erreichte in den letzten Wochen das höchste Maß. Alles vermischte sich zu einem hässlichen Haufen – und aus politischen Programmen, Anglophilismus, allslawischer Ideologie und äußerer Anständigkeit flogen nur Wollfetzen. [38] „Kompensation, uneigennützigste Kompensation!“ Wo? Welche? Niemand kann antworten. Ohnmacht und Verwirrung verschärfen nur die wilde Wut. Die Nowoje Wrmeja schmiedet jeden Tag neue Pläne und bringt neue Kombinationen hervor. Von gegen die Türken knirschenden Zähnen geht sie plötzlich zu künstlicher Freundlichkeit über: „Die Moskowiter und Osmanen sind einander tatsächlich näher als allen anderen.“ Das Verhalten der Oktobristenpresse zeichnet sich durch die gleiche fiebrige Flatterhaftigkeit aus. In den letzten Wochen bekennt sie sich immer entschiedener zur russisch-englischen Annäherung, der sie zunächst mit zurückhaltender Kühle begegnete. Nachdem sie die in London und Petersburg organisierten anglo-russischen Handelskammern bekannt gab verkündete Golos Moskwy eine neue internationale Kombination unter der Schirmherrschaft jener Klasse, „die vielleicht mehr als alle anderen zur engsten Annäherung der Völker beiträgt“. Aber nachdem die Londoner Presse Iswolski eine Predigt über den Nachteil der Habgier gehalten hatte, entlud sich das oktobristische offiziöse Organ in wütende Beschwerden gegen England, das erneut seine „übliche Tücke“ zeige ... Die Schlimmste von allem war jedoch die liberale Presse, die versuchte, ihrem pseudooppositionellen Imperialismus eine prinzipielle „allslawische“ Formulierung zu geben. Während der Ferien revidierte Herr Miljukow die Balkanhalbinsel und kam zu dem Schluss, dass alles sich günstig verhalte. Mit dem ihm eigenen Scharfblick berichtete er aus Belgrad, dass die serbisch-bulgarische Annäherung unter Dach und Fach sei und bald Früchte tragen wird. ... Der Neopanslawismus musste jedoch nach wenigen Wochen eine schwere Bewährungsprobe bestehen. Und was dann? Die Bulgaren einigten sich heimlich mit dem „Erbfeind“ des Slawentums – Österreich – und erleichterten ihm die Einnahme zweier serbisch bevölkerter Provinzen. Der die ständige Unterstützung der Kadetten genießende Iswolski, der Vertreter des sogenannten „neuen Kurses“, gab seine geheime Zustimmung zur „Kreuzigung“ des Slawentums. Die österreichischen Polen, Russen und Tschechen bekundeten in Gestalt ihrer nationalistischen Parteien in den österreichisch-ungarischen Delegationen ihre volle Solidarität mit dem Habsburger Raub. So zeigte am zweiten Tag nach dem „Allslawischen“ Kongress in Prag die Geschichte – zum wievielten Male! – dass die allslawische Brüderlichkeit eine heuchlerische Fiktion ist und dass nationale dynastische sowie bürgerlich-imperialistische Interessen nicht im ethnographischen Wörterbuch nachschlagen. Die Kadetten verloren die letzten Reste ideologischer Hülle und damit das letzten Schamgefühl. Rjetsch beschwerte sich leidenschaftlich, dass die Regierung die Bevölkerung daran hindere, Protestversammlungen gegen die Annexion Bosniens und Zustimmungsversammlungen für Iswolski abzuhalten. Und kriecherisch vorauseilend fragte das kadettische offiziöse Organ beunruhigt, ob Herr Iswolski „nicht übermäßig nachgiebig in Beziehung auf die Türkei“ wäre (Rjetsch, 1./14. Oktober). Das ist die Logik des oppositionellen. Sie begannen mit Protesten gegen Österreich, das sich zwei Provinzen aneignete, die von der Türkei abgeschnitten wurden ... und endeten mit der Forderung nach einem Angriff auf dieselbe Türkei. Von welcher „übermäßigen Nachgiebigkeit“ ist die? Schuldet die Türkei den Herren Miljukow und Hessen etwas? Vor zwei Jahren reisten diese Herren nach Paris, um die Hilfe der französischen Radikalen gegen die zaristische Regierung zu suchen. Und jetzt stacheln sie die zaristische Regierung gegen die sich erneuernde Türkei auf. Angesichts der Verluste der Türkei fordern sie eine Entschädigung – zugunsten Russlands – auf Kosten der Türkei ...

So schafft die bürgerliche Presse die Voraussetzungen für eine internationale Konferenz, auf der sich die zaristische Diplomatie, wie von der Nowoje Wremja definiert, „als Fürsprecherin der Schwachen [39] und Verteidigerin verletzter Rechte“ einfinden sollte.
 

IV. Fort aus dem Balkan! Raus aus Täbris!

Die russische Diplomatie will für ihre Kriegsflotte die Freiheit der Ausfahrt in das Mittelmeer aus dem Schwarzen Meer erreichen, in dem sie seit mehr als einem halben Jahrhundert gefangen ist. Der Bosporus und die Dardanellen – zwei Meerespforten, die fest mit Artillerie befestigt sind – liegen in den Händen der Türkei, den Pförtnern der Meerengen Kraft des europäischen „Mandats“. Wenn russische Kriegsschiffe das Schwarze Meer nicht verlassen können, können ausländische Schiffe nicht einfahren. Die zaristische Diplomatie will das Verbot nur für ihre Schiffe aufheben.

England kann dem kaum zustimmen. Die Entwaffnung der Meerengen ist nämlich nur dann akzeptabel, wenn sie ihr die Möglichkeit gibt, ihre Flotte in das Marmarameer und das Schwarze Meer zu bringen. Aber dann gewinnt Russland mit seinen unbedeutenden Seestreitkräften nicht, sondern verliert. Die Türkei verliert in beiden Fällen. Seine Flotte taugt zu nichts, und in Konstantinopel wird sich derjenige Staat als Herr [40] erweisen, der in der Lage sein wird, seine Schlachtschiffe an dessen Mauern zu bringen. Die Nowoje Wremja knurrt England ab, das der zaristischen Regierung ein Recht verweigert, das wegen der Schwäche der Schwarzmeerflotte einen „rein theoretischen Charakter“ hat, und redet zur gleichen Zeit auf die Regierung des Padishah ein, die Pforten für Russland zu öffnen, und verspricht, die Herrschaft der Türkei über die Meerengen vor ausländischen Übergriffen zu schützen. Russland protestiert selbst – im Namen des Berliner Vertrages – gegen ein Separatabkommen zwischen der Türkei und Österreich und will durch ein Separatbkommen mit der Türkei das europäische Mandat verletzen. Wenn es ihn gelingt, sein Ziel zu erreichen, würde dies eine Gefahr nicht nur für die ruhige Entwicklung der Türkei, sondern auch für den Frieden in ganz Europa darstellen.

Zu der Zeit, in der Iswolski in Europa Knoten diplomatischer Intrigen knüpft, beabsichtigt der sich mit ihm die Arbeit teilende Oberst Ljachow, in Asien, mit dem Schwert diplomatische Knoten durchzuhauen. Unter dem Lärm der Balkanereignisse, unter den patriotischen Schreien der vaterländischen Presse bereitet sich der Zarismus darauf vor, dem revolutionären Persien erneut den Kosakenstiefel auf die Brust zu setzen. Und dies geschieht nicht nur mit dem stillen Einverständnis Europas, sondern auch mit der aktiven Mittäterschaft des „liberalen“ Englands.

Der Sieg von Täbris, der bedeutendsten Stadt Persiens, über die Truppen des Schah drohte die Pläne der Diplomaten von St. Petersburg und London entscheidend zu verderben. Abgesehen davon, dass der endgültige Sieg der Revolution mit wirtschaftlicher und politischer Wiederbelebung Persiens schreckte, verursachte der anhaltende Bürgerkrieg direkten Schaden für die Interessen des russischen und englischen Kapitals. Ljachow besiegte die Madschles im Namen der Ordnung und setzte die Anarchie im Land auf den Thron. [41] Während er Maschinengewehre reinigte und Bajonette für weitere Operationen schärfte, verlas die Nowoje Wremja das Urteil. [42] „Wir sollten nicht vergessen“, sagte die Zeitung, „dass der gesamte Ostkaukasus und Aserbaidschan in ethnographischer Beziehung ein Ganzes darstellen. ... Die armenischen Komitees setzen ihre revolutionäre Arbeit nicht nur hier, sondern auch in Persien fort und streben nach der Verknüpfung von Revolution und allgemeiner Zerrüttung. [43] Tatarische Halbintellektuelle in Transkaukasien, die vergessen hatten, dass sie russische Untertanen sind, reagierten mit leidenschaftlicher Beteiligung auf die Täbris-Anruhen und schickten ihre Freiwilligen dorthin: Das Gefolge Sattar Khans besteht aus jungen tatarischen und armenischen Demagogen ...“ Vergeblich appellierte der Täbriser Endschumen [44] an alle „zivilisierten und humanen Nationen der Welt“, sich an den Kampf ihrer eigenen heroischen Vorfahren um die „Ideale der Gerechtigkeit und des Guten“ zu erinnern. Vergeblich forderten die persischen Emigranten in einem feurigen Appell (Times), dass Europa Persien in Ruhe lasse, damit es seine eigenen Angelegenheiten lösen könne. Das Urteil über Persien war gefällt. [45] Indem es Iswolski über die jüngsten Gespräche mit Grey [46] informierte, betonte das Londoner Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten [47] demonstrativ die volle Solidarität beider Regierungen als Garantie für ihre „harmonische Zusammenarbeit“ bei der Lösung zentralasiatischer Fragen. Und bereits am 11. (24.) [48] Oktober überquerten sechs russische Infanteriebataillone, begleitet von einer entsprechenden Anzahl von Artillerie und Kavallerie, die persische Grenze, um das revolutionäre Täbris zu besetzen. Die telegrafische Kommunikation mit der Stadt ist seit langem unterbrochen, so dass den humanen Völkern Europas die Notwendigkeit erspart bleibt, Schritt für Schritt zu verfolgen, wie der zügellose Lump des Zarismus die „harmonische Zusammenarbeit“ der beiden „christlichen“ Nationen unter den rauchenden Ruinen von Täbris verwirklicht ....

Durch seinen mächtigen Aufstand im ganzen Land und insbesondere im Kaukasus erweckt das Proletariat Russlands Persien zum politischen Leben. Aber jetzt ist er nicht mehr in der Lage, die blutige Hand zu entfernen die über den Kopf des persischen Volkes gebracht wurde. Alles, was den sozialistischen Arbeitern Russlands bleibt, ist, gnadenlos nicht nur die Arbeit des autokratischen Metzgers zu brandmarken, sondern auch der bürgerlichen Parteien, die mit ihm die Verantwortung für sein Verbrechen teilen.

„Raus aus Täbris!“ Dieser Ruf muss in jeder Fabrik und in jedem Arbeiterzirkel gehört werden, damit er schließlich von der Dumatribüne zur Kenntnis des ganzen Land und der ganzen Welt gelange.

„Fort aus dem Balkan!“ Der Zarismus hat nichts in Konstantinopel zu schaffen. Die Schwarzmeerflotte hat weder im Marmarameer noch im Mittelmeer etwas zu suchen. Wie auch immer sich die Beziehungen der Balkan-Nationalitäten gestalten mögen, sie werden sich besser und gesünder entwickeln, wenn der Zarismus mit seinen heimtückischen Provokationen und räuberischen Intrigen nicht eingreift.

Lasst die Stimme des sozialistischen Proletariats Russlands in der Atmosphäre der reaktionären Miasmen erklingen, die die bürgerlichen Parteien mit den Ausdünstungen von Chauvinismus und abscheulichen Unterwürfigkeit gesättigt haben.

* * *

Anmerkungen

1. In der französischen Übersetzung: „14.“

2. In der französischen Übersetzung: „von Bulgarien“.

3. In der alten deutschen Übersetzung: „Imperialisten“.

4. In der alten deutschen Übersetzung: „Oberleutnant“, in der französischen Übersetzung: „Agent“.

5. In der alten deutschen Übersetzung eingefügt: „von“.

6. In der alten deutschen Übersetzung: „König“, in der französischen Übersetzung: „Monarchen“.

7. Fehlt in der französischen Übersetzung.

8., in der französischen Übersetzung: „1877“.

9. So bezeichneten sich die Angehörigen des reaktionären Verband des russischen Volkes selbst.

10. Fehlt in der französischen Übersetzung.

11. In der alten deutschen Übersetzung: „einen aufsehenerregenden Prozess gegen serbische Separatisten“.

12. In der französischen Übersetzung: „einer Provinzialversammlung (Landtag)“, wobei Landtag im Original auf deutsch ist.

13. Fehlt in der alten deutschen Übersetzung.

14. In der französischen Übersetzung: „Konzerts der europäischen Nationen“.

15. In der französischen Übersetzung: „Jaurès!“

16. In der französischen Übersetzung: „Schiedsgerichte, Kongresse, Konferenzen und deren Urteile haben nicht mehr Zwangsbefugnisse als internationale Verträge.“

17. In der alten deutschen Übersetzung: „die Revolution“.

18. In der alten deutschen Übersetzung: „Umschwung“.

19. In der alten deutschen Übersetzung: „erneuerte“.

20. In der französischen Übersetzung: „Distrikt“.

21. In der französischen Übersetzung: „Region“.

22. In der französischen Übersetzung: „alten Serbiens“.

23. In der französischen Übersetzung: „Segment“.

24. In der französischen Übersetzung diesmal mit „,Sandschak'“ wiedergegeben, warum nicht immer so?

25. In der französischen Übersetzung: „Perspektiven“.

26. In der französischen Übersetzung fehlt der Anfang des Satzes.

27. In der französischen Übersetzung: „die Frage eines möglichen Krieges“.

28. In der alten deutschen Übersetzung: „Ministeriums“.

29. In der alten deutschen Übersetzung: „Dieses Komitee“.

30. In der französischen Übersetzung: „Tabakfabriken“.

31. In der alten deutschen Übersetzung: „geführt von Sandanski“.

32. In der alten deutschen Übersetzung: „Interessen“.

33. In der französischen Übersetzung: „Muselmanen“.

34. In der alten deutschen und französischen Übersetzung: „Stück des Bärenfelles“, „медвежьего ушко“ heißt zwar wörtlich „Bärenohr“, ist aber auch ein russischer Name der Bärentraube (Arctostaphylos uva-ursi).

35. In der französischen Übersetzung ergänzt: „mit Japan“.

36. In der französischen Übersetzung: „Norden“.

37. In der alten deutschen Übersetzung: „verwendet“.

38. In der französischen Übersetzung: „entweichen Fragmente von politischen Programmen, von Panslawismus, von Rhetorik“.

39. In der französischen Übersetzung: „Schwachen“.

40. In der alten deutschen Übersetzung: „Sieger“.

41. In der französischen Übersetzung: „öffnete ... die Tore“.

42. In der französischen Übersetzung: „über Persien“.

43. In der alten deutschen Übersetzung: „bemühen sich dabei, die revolutionäre Bewegung zu vereinigen und allgemeine Desorganisation hervorzurufen“.

44. In der französischen Übersetzung eingefügt: „Demokratisch gewählter Rat, der in vielerlei Hinsicht an die Sowjets der Russischen Revolution von 1905 erinnert.”, in der alten deutschen Übersetzung das türkische Wort „Encümen“.

45. In der französischen Übersetzung: „Das Urteil war gefällt, Persien verurteilt“.

46. In der französischen Übersetzung eingefügt: „Der Minister für Auswärtige Angelegenheiten Großbritanniens“.

47. In der französischen Übersetzung: „Foreign Office“.

48. In der französischen Übersetzung: „24“.


Zuletzt aktualiziert am 6. Dezember 2024