MIA > Deutsch > Geschichte > Deutschland > KAU
Veröffentlicht: 1932
Digitalisierte von kurasje.org
HTML-Markierung: Jonas Holmgren für das Marxists' Internet Archive.
Weltkrieg und Revolution haben dem rev. Proletariat klar and eindeutig demonstriert, dass es in seinem Kampfe gegen die Bourgeoisie, gegen den Kapitalismus Organisationen haben muss, deren Charakter in keiner Weise mit den Interessen der Bourgeoisie etwas gemein haben darf.
Freie Gewerkschaften and Sozialdemokratie sind am 4. Aug. 1914 in die Kriegsfront der Bourgeoisie eingeschwenkt. Sie nahmen „die Knarre über den Buckel“ and verteidigten die kapitalistischen Belange der deutschen Bourgeoisie.
Der zentralistische Organisationsapparat, die autoritäre Führergläubigkeit der proletarischen Massen wurden von den Parteiinstanzen missbraucht. Statt zum Hebel der Revolution zu werden, die Massen zum entscheidenden Kampf gegen die kriegslüsterne, profitgierige Bourgeoisie zu führen, schlugen die damaligen Organisationen der Arbelter ins Gegenteil um. Sie wurden zum Hemmschuh einer revolutionären Entwicklung. Warum?
Gewerkschaft und Partei sind historische Erscheinungsformen. Auf Grund ihrer organisatorischen Struktur müssen sie an einer bestimmten Stufe der kapitalistischen Entwicklung versagen, weil ihr Organisationssystem dem Kapitalismus entlehnt ist.
Sie sind aufgebaut nach dem Grundsatz: Führer and Masse, Monarch and Untertanen. Treffend kennzeichnete Anton Pannekoek das wahre Wesen der Gewerkschaften in folgenden Sätzen:
„Dadurch, dass sie sie beschränkte und der Arbeiterklasse die Existenz ermöglichte, erfüllte die Gewerkschaftsbewegung ihre Rolle im Kapitalismus und wurde selbst ein Glied der kapitalistischen Gesellschaft. So wie der Parlamentarismus die geistige, so verkörpert die Gewerkschaftsbewegung die materielle Macht der Führer über die Arbeitermassen. Sie sind im entwickelten Kapitalismus, mehr noch im imperialistischen Zeitalter zu riesigen Verbänden geworden, die die gleiche Richtung der Entwicklung zeigen, wie in älterer Zeit die bürgerlichen Staatskörper selbst. In ihnen ist eine Klasse von Beamten, eine Burokratie entstanden, die über alle Machtmittel der Organisation verfügt, die Geldmittel, die Presse, die Ernennung der Unterbeamten. Aus Dienern der Gesamtheit ist sie zu ihren Herren geworden und identifiziert sich (setzt sich gleich) mit der Organisation. Und darin auch stimmen die Gewerkschaften mit dem Staat und seiner Burokratie überein, dass trotz der Demokratie, die darin herrschen soll, die Mitglieder nicht imstande sind, ihren Willen gegen die Bürokratie durchzusetzen. Die Organisation tritt ihnen gleichsam als etwas Fremdes gegenüber, als eine äussere Macht, gegen die sie rebellieren können; die aber über ihnen steht, obgleich doch diese Macht aus ihnen selbst entspriesst. Also wieder ähnlich wie der Staat.“
Diese Charakterisierung der Gewerkschaften trifft fast in gleichem Masse auf die politischen Parteien zu.
Ihr Aufbau ist derselbe. Nur ihr Arbeitsgebiet ist ein anderes: Die parlamentarische, politische Tatigkeit im Rahmen des Kapitalismus, soweit er die Notwendigkeit ihrer funktionellen Tatigkeit fur gegeben erachtet.
Heute, im Zeitalter der Notverordnungen, der brutalen Diktatur des Monopolkapitals, steht der Parlamentarismus nicht mehr hoch im Kurs. Die Bourgeoisie schiebt Rücksichtslos diese Kulissen beiseite, wenn es ihr Klasseninteresse erfordert. Sie zeigt klar die Fronten auf: Hie Arbeit -hie Kapital; hie Proletariat - hie Bourgeoisie.
Nur van Zeit zu Zeit inszeniert man einen kleinen Skandal, irgendeinen WahIrummel, damit für die breite Masse der Schein gewahrt bleibt. Die Masse zückt den Stimmzettel, sie „bestimmt“ ihr Schicksal. In Wirklichkeit jedoch fallen die Entscheidungen über das Schicksal der Massen nicht im Parlament, sondern in den Büros der Trust und Konzerne des . Monopolkapitalismus.
Die Kommunistische Arbeiter-Union bekämpft deshalb jede parlamentarische Tatigkeit und Mitarbeit innerhalb des Kapitalismus.
Sie zerstört rücksichtslos die Illusionen der breiten Massen über die Möglichkeit des „Miitbestimmens“ vermöge des Stimmzettels.
Unerbittlich bekämpft sie alle Organisationen, die den falschen Auffassungen der Massen Rechnung tragen. Sei es in Form praktiscber Mitarbeit am kapitalistischen Staat oder auch unter der Losung vom „Zählen der Anhänger“ und der Ausnutzung des bürgerlichen Parlaments als „revolutionäre Tribüne“, um zu den Massen „sprechen“ zu können.
Die proletarischen Massen sind nicht in den Parlamenten. Sie hören nicht die Reden der Parlamentarier. Und spricht wirklich einmal ein Vertreter der „einzigen revolutionären Partei“ „radikale“ Worte aus, dann erheben sich die Vertreter der bürgerlichen Parteien von den Plätzen, verlassen den Sitzungssaal und - der Redner spricht zu den „Massen“.
Die parlamentarische Tätigkeit ist das Ziel, das Ideal aller „Arbeiterführer“. Dort winken die Futterkrippen der Bourgeoisie, die Ministerposten, die Aufsichtsratsposten usw. usw. Da werden die Severings, die Noskes, die Brolats; die Degeners und Gäbels geboren. Proletariar werden zu Lumpen gemacht. Indem sie aus dem Milieu ihren Klasse herausgerissen werden, verlieren sie den Kontakt mit den Massen und werden Bürger, Kettenhunde des Kapitals - nennt sie der Volksmund.
Ist der „Kampfboden“ der Parteien der Parlamentarismus, so ist der Kampfboden des revolutlonären Proletariats der Betrieb und die Stempelstelle.
Hier stehen die Massen des Proletariats. Hier spricht die Kommunistische Arbeiter-Union zu den proletarischen Massen.
In den Betrieben sind die Proletariar an die kapitalistische Produktion geschmiedet. Hier erleben sie gemeinsam das Schicksal ihrer Klasse. Und hier ist die Umbruchstelle, wo sich die geistige Bewusstseinsentwicklung der Massen vollzieht. Im steten Gegensatz zum Unternehmertum und seinen Lakaien muss der Proletariar hier seinen Mann stehen. Kein Parlamentarier, kein Gewerkschafts- und Parteibeamter, auch keine Organisation kann den Proletariern im Betriebe den Kampf abnehmen.
Die Entwicklung des modernen Kapitalismus und seiner Kampfesformen als Klasse, hat auch dem fortschrittlichen Teil des Proletariats den Weg zur revolutionären Kampfesform der Proletarian aufgezeigt.
Die revolutionären Betriebsorganisationen, die alle Berufsgrenzen durchbrechen, sie sind die beispielgebenden Ausdrucksformen der proletarischen Klassenbewegung, die ihren Niederschlag finden wird und muss in dem Räten des Proletariats.
Die revolutionären Räte der Betriebsarbeiter and Arbeitslosen, das sind die Vollstrecker des Klassenwillens des Proletariats.
Keine Partei, keine Gewerkschaft, keine Organisation kann die „Führung“ des Proletariats übernehmen, sondern in den Räten schafft sich das Proletariat seine eigene, historisch notwendige Klassenkampführung.
Nur unter dieser Führung, der Räte, kann das Proletariat sein Ziel erreichen:
Sturz des Kapitalismusl Errichtung der kommunistischen Bedarfswirtschaft vermittels der proletarischen Klassendiktatur!
Dieser Kampf kann nur geführt werden mit Mitteln and Methoden, die den Proletarier in seinem direkten Gegensatz zum Kapitalismus erfassen, die aus den täglichen Kleinkämpfen die proletarische Klassenfront wachsen lassen, and die dann in antiparlamentarischer Massenaktion den Sturz der Bourgeoisie vollzieht.
Zweck and Sinn der Kommunistischen Arbeiter-Union ist die Schulung der proletarischen Massen, die Propagierung der kommunistischen Rätebewegung, die Schaffung der proletarischen Kampfeinheit durch die Rate.
Wer an dieser gewaltigen Aufgabe selbstlos mitarbeiten will, der gehört in die Kommunistische Arbeiter-Union!
Zuletzt aktualisiert am 03.6.2011