Detlef Michel

Manipulationstheorien
und Massenfeindlichkeit

(Juli 1973)


Aus: Sozialistische Zeitschrift für Kunst und Gesellschaft 18/19, Juli 1973. Berlin. S. 141–184.
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Autors.
Transkription u. Korrektur: Rosemarie Nünning. [A]
HTML-Markierung: Einde O’Callaghan für das Marxists’ Internet Archive.


Die folgenden Darlegungen haben die Manipulationstheorien zum Gegenstand, Theorien, welche den gesellschaftlichen Zustand daraus zu erklären versuchen, daß die Herrschenden neue Techniken entwickelt haben, vermittels Konsum und Massenmedien ihre Interessen den Unterdrückten in einer Weise aufzuoktroyieren, daß sie diesen als ihre eigenen Interessen vorkommen. Derartige Herrschaftstechniken gelten als neu wie es die Theorien über sie sind. Diese wurden gebildet nach der militärischen Niederschlagung des Faschismus; einige entdeckten unentfaltete Formen der Manipulation bereits in den „totalitären“ Staaten, d. h. vor allem in der Sowjetunion und im Deutschen Reich während der faschistischen Herrschaft. Politik, Wissenschaft und Kulturkritik machten sich nach der Rekonstruktion des Kapitalverhältnisses in der BRD an bestimmten Erscheinungen der Oberfläche fest: an der ungewohnten Warenfülle in den Schaufenstern, an der Abwesenheit des kämpfenden Proletariats auf den Straßen, wie es dem zeitunglesenden Bürger aus der Weimarer Republik in schrecklicher Erinnerung war, und an der bis dahin nicht bekannten Anhäufung von Produkten der bürgerlichen Massenkultur in Arbeiterwohnungen. Die Agenten des Staatsapparates interpretierten dies als Entstehung der Wohlstandsgesellschaft, Prozeß der Verbürgerlichung des Proletariats, Entwicklung der Manipulation. Helmut Schelskys Ausführung steht für eine Fülle von Arbeiten zu diesem Thema: „Der universale Konsum der industriellen und publizistischen Massenproduktion sorgt auf der materiellen und geistigen Ebene dafür, daß fast jedermann seinen Fähigkeiten angemessen das Gefühl entwickeln kann, nicht mehr ganz ‚unten‘ zu sein, sondern an der Fülle und dem Luxus des Daseins schon teilhaben zu können.“ [1]

Ironischerweise veröffentlichte Schelsky dies 1965, ein Jahr vor Beginn der Rezession. Die Manipulationstheorien nehmen solche Interpretationen als korrekte Analysen, und was diese als Ursache des gesellschaftlichen Zustands positiv herausstellen, kritisieren jene als bösartige Herrschaftstechnik. Bereits darin deutet sich an, daß Kritiker und Apologeten sich nur durch ihre Moral unterscheiden. Es würde deshalb zu keinem Ergebnis führen, spielte man die kritischen Manipulationstheorien gegen apologetische Theorien der Nachkriegssoziologie aus. Vielmehr ist es notwendig, die Theorien von der Manipulation der Massen auf den historischen Zusammenhang zurückzuführen, dem sie entsprungen sind.

Nach der militärischen Zerschlagung des Faschismus kämpften die westlichen Alliierten und die westdeutsche Bourgeoisie mit den Mitteln der Spaltung des Proletariats, der Sozialdemagogie und der blanken Gewalt von Armee und Polizei die Arbeiterklasse nieder. Sicherung der Kapitalherrschaft und Förderung des Aufbaus politischer Organisationen der Bourgeoisie einerseits, Behinderung der Rekonstruktion der proletarischen Organisationen andererseits, Ablehnung der Forderungen nach entschädigungsloser Enteignung der Konzerne an Rhein und Ruhr durch das parlamentarische System, Außerkraftsetzung demokratisch gegebener Gesetze durch die Militärregierung, Verbote von Streiks und Demonstrationen unter Androhung der Todesstrafe, Verbot der politischen Betätigung in den Betrieben durch das Betriebsverfassungsgesetz, Verbot der KPD und die folgende Verhaftungswelle – das sind nur einige Marken auf dem Weg der Nachkriegsgeschichte, an dessen Ende das relativ und absolut gestärkte Kapital und der remilitarisierte, in die NATO eingegliederte kapitalistische Staat der geschwächten, ihrer Führung von neuem beraubten, desorganisierten Arbeiterklasse gegenüberstanden. Die gewaltsame Zertrümmerung der proletarischen Organisationen bildet die Voraussetzung, auf der die Theorien ihre Vorstellungen über die Manipulation der Massen, über ihre Anpassung, Verbürgerlichung, Kritikunfähigkeit etc. entwerfen. Es wird zu zeigen sein, daß Massenfeindlichkeit ein konstitutives Moment solcher Theorien ist. Der Zusammenhang der Manipulationstheorien mit der Science-Fiction-Literatur ist nicht willkürlich. Ein großer Teil dieser Gattung hat mit den Manipulationstheorien wesentliche Vorstellungen gemeinsam, sie berufen sich verblüffenderweise wechselseitig aufeinander. Darin entpuppt sich die Wissenschaftlichkeit der Manipulationstheorien selbst als eine Science Fiction.
 

1. George Orwells zukünftige Gesellschaft

George Orwells 1948 geschriebener Roman Neunzehnhundertvierundachtzig [2] erreichte in sehr kurzer Zeit eine weite Verbreitung. 1949 war die erste Auflage erschienen, am Ende des folgenden Jahres konnte der Verlag bereits die vierte Auflage in Druck geben. Ausführlich debattierte die bürgerliche Öffentlichkeit den Roman, nicht nur in Literaturzirkeln und nicht nur in England. Rasch verbreiteten sich Übersetzungen in den Staaten der westlichen Allianz. Im August 1949 feierte der Rezensent des Wochenblattes Die Zeit Orwells Roman als „geistiges Ereignis“ und gab seiner Hoffnung Ausdruck, „daß die deutschen Verleger sich um die deutsche Ausgabe heiß bemühen werden“ [3]. In der gerade gegründeten BRD taten sie es. Seit November desselben Jahres druckte die Zeitschrift Der Monat, Organ der amerikanischen Propagandaabteilung Information Services Division, Neunzehnhundertvierundachtzig in Fortsetzungen ab [4]. 1950 erschien die Buchausgabe im Schweizer Diana Verlag, der die Rechte auf die Lizenzausgabe auch für die BRD gekauft hatte. Fast jährlich vertrieb er eine neue Auflage, 1964 war es die dreizehnte.

Orwell malt in seinem Roman das Bild einer zukünftigen Gesellschaft „Ozeanien“ unter der Herrschaft des allmächtigen „Großen Bruders“. Der Held, Winston Smith, Mitglied der Partei des „Großen Bruders“ ist im „Wahrheitsministerium“ beschäftigt, das die Aufgabe hat, die Geschichtsschreibung zu revidieren. „So ging z. B. aus der Times vom 17. März hervor, daß der große Bruder in seiner Rede am Tag vorher prophezeit hatte, die Südindien-Front würde ruhig bleiben, aber in Nordafrika würde bald eine eurasische Offensive losbrechen. In Wirklichkeit jedoch hatte das eurasische Oberkommando seine Offensive in Südindien angesetzt und in Afrika hatte Ruhe geherrscht. Deshalb mußte eine neue Fassung von der Rede des Großen Bruders geschrieben werden, die eben das voraussagte, was wirklich eingetreten war.“ [5] „Wenn alle Korrekturen, die in einer Nummer der Times nötig geworden waren, gesammelt und kritisch miteinander verglichen worden waren, wurde diese Nummer neu gedruckt, die ursprüngliche vernichtet und an ihrer Stelle die richtiggestellte Ausgabe ins Archiv gestellt. Dieser dauernde Umwandlungsprozeß vollzog sich nicht nur an den Zeitungen, sondern auch an Büchern, Zeitschriften, Broschüren, Plakaten, Flugblättern, Filmen, Liedertexten, Karikaturen – an jeder Art von Literatur, die irgendwie von politischer oder ideologischer Bedeutung sein konnte. Einen Tag um den anderen und fast von Minute zu Minute wurde die Vergangenheit mit der Gegenwart in Einklang gebracht. Auf diese Weise konnte für jede von der Partei gemachte Vorhersage der dokumentarische Beweis erbracht werden, daß sie richtig gewesen war.“ [6] Winston Smith rebelliert gegen diese Gesellschaft, in der Not und Elend herrschen, die Lebensmittel rationiert sind und auf dem Schwarzen Markt getauscht werden, während das „Ministerium für Überfluß“ die neuerliche Steigerung der Produktion verkündet. Winston Smith schließt sich der Verschwörung der „Brüderschaft“ an. Seine Rebellion ist vergeblich. Die „Brüderschaft“ stellt sich heraus als Instrument der Partei zum Zwecke der Entlarvung von Parteifeinden. Jener zum „inneren Kreis“ der Partei gehörende O’Brien, dem er sich anvertraut und der ihn der „Brüderschaft“ zugeführt hatte, tritt ihm im „Ministerium für Liebe“ als sein Folterknecht entgegen. Winston Smith zerbricht unter der Folter. Er lernt das Prinzip des „Zwiedenkens“: „Alles konnte wahr sein. Die sogenannten Naturgesetze waren Unsinn. Das Gesetz der Schwerkraft war Unsinn. ‚Wenn ich wollte‘, so hatte O’Brien gesagt, ‚dann könnte ich mich von diesem Boden erheben wie eine Seifenblase‘. Winston verfolgte diesen Gedanken weiter. ‚Wenn er glaubt, sich vom Boden erheben zu können, und ich gleichzeitig glaube, daß ich ihn das tun sehe, dann geschieht es wirklich‘.“ [7] Er kommt zu dem Schluß: „Alle Geschehnisse spielen sich im Denken ab. Was immer sich im Denken aller abspielt, geschieht wirklich.“ [8] Aus dem „Ministerium für Liebe“ entlassen, verbringt er dumpf seine Tage in einem Café, Schach spielend und dösend, über sich an der Wand das Bild des „Großen Bruders“. „Er blickte hinauf zu dem riesigen Gesicht. Vierzig Jahre hatte er gebraucht, um zu erfassen, was für ein Lächeln sich unter dem dunklen Schnurrbart verbarg. O grausames, unnötiges Mißverstehen! O eigensinniges, selbst auferlegtes Verbanntsein von der liebenden Brust! Zwei nach Gin duftende Tränen rannen an den Seiten seiner Nase herab. Aber nun war es gut, war alles gut, der Kampf beendet. Er hatte den Sieg über sich selbst errungen. Er liebte den Großen Bruder.“ [9] Mit diesen Sätzen endet der Roman.

Die Geschichtsfälschung gewinnt nicht zufällig eine zentrale Bedeutung für die Romanhandlung. Neunzehnhundertvierundachtzig verbreitete sich auf der Grundlage der Ideologie des Kalten Krieges als ein Moment dieser Ideologie. Die Filmfassung des Romans gehörte zum Bestand der Landesbildstellen in der BRD und in Westberlin und wurde in Schulen, Heimatvertriebenenverbänden und Seminaren der Bundeswehr ungezählte Male vorgeführt. Ausdrücklich folgt Orwell der Totalitarismustheorie, spricht er von „totalitären Ländern“ [10] und „totalitären Organisationen“ [11], und ausdrücklich wird sein Roman so rezipiert. Die Zeit, die in ihrem politischen Teil den von Syngman Rhee und Tschiang-kai-Schek geforderten Pazifikpakt als „neuen Deich gegen die rote Flut in Asien“ [12] begrüßt, vermerkt im Feuilletonteil derselben Nummer über Orwells Roman: „Die Gefahr der totalitären Politisierung und damit der grauenhaften Uniformierung allen Lebens durch eine phantastische Überbürokratie in einem Überstaat ist jedenfalls von brennender Aktualität.“ [13] Den Rezensenten fiel es nicht schwer, die „ozeanischen“ Verhältnisse mit „stalinistischen“, den „Großen Bruder“ mit Stalin oder Ulbricht zu identifizieren. Damit erfüllte die Totalitarismustheorie ihren Zweck. Erschien sie als Konstruktion politologischer Schulen auf der theoretischen Ebene dadurch objektiv, daß sie der Zweiteilung der Welt gemäß der Truman-Doktrin in eine totalitäre und eine freie Welthälfte nicht gänzlich folgte, sondern Überschneidungen vorzüglich in den unterentwickelt gehaltenen Gebieten feststellte, durchaus ernsthaft diskutierte, ob etwa Regime vom Schlage Trujillos, Somozas, Batistas, Duvaliers etc. nicht doch eher dem Totalitarismus zuzuordnen seien, auch wenn sie von Gnaden der USA existierten, so war auf der praktischen Ebene der imperialistischen Politik das eindeutige propagandistische Ziel der Totalitarismustheorie die UdSSR. Einher ging mit der Niederschlagung der Massen die Ausbreitung der antikommunistischen Ideologie des Kalten Krieges. Geschichtsfälschung hieß das einzige Programm der Propagandainstitutionen, vom Amerikahaus bis zum Kultusministerium. In diesem Antikommunismus wurden die Sowjetunion und das Deutsche Reich unter der faschistischen Herrschaft zu einem; so sollte die Geschichte der Klassenkämpfe untergehen, der Sieg des Proletariats in der Sowjetunion ebenso wie seine Niederlage in Deutschland. Ein Beispiel illustriert das Programm des Antikommunismus. 1948 sah sich die Sowjetunion veranlaßt, gegen die Propaganda der westlichen Allianz eine „historische Richtigstellung“ unter dem Titel „Geschichtsfälscher“ in deutscher Sprache zu veröffentlichen. [14] Das Informationsbüro der UdSSR erläuterte darin den Pakt zwischen Hitler und Stalin und den Einmarsch der Roten Armee in Polen und Finnland. Die Apologeten des Kalten Krieges publizierten daraufhin ihre Hetze in einer Broschüre, die sie mit dem Einband und den ersten vier Seiten der originalen Broschüre versahen und so in die sowjetische Besatzungszone einschleusten. [15] In solchen Unternehmungen, zu denen Texte der Insulaner im Einband der im Dietz Verlag publizierten Bibliothek des Propagandisten und Leonhards Die Revolution entläßt ihre Kinder gebunden als Das Kapital gehörten, fanden die Ideologen des Totalitarismus zur politischen Praxis des Antikommunismus. Die Geschichtsfälschung wurde in der Propaganda zum Eigentümlichen des „Stalinismus“; gerade darin bestand die Geschichtsfälschung. Orwells Roman paßte sich nahtlos in diesen Antikommunismus ein. Er dichtet als die wesentliche Beschäftigung der „totalitären Organisationen“, Geschichte zu fälschen. Er ist selbst Moment der wirklich praktizierten Geschichtsfälschung.

Die Orwellsche Gesellschaft wird nicht durch die Anwendung nackter Gewalt zusammengehalten, sondern durch die Macht des „Zwiedenkens“. Es schlägt sich in einer veränderten Sprache nieder, die dadurch nicht mehr zur Artikulation von Widersprüchen fähig ist, daß der Versuch, einen Widerspruch auszudrücken, in dieser Sprache als Verstoß gegen die Logik erscheint. Orwell schildert, wie sich solch ein Bewußtsein im einzelnen durchsetzt: Den Angehörigen der Partei macht „eine sorgfältige Schulung, die er in der Jugend durchgemacht hat (...) unfähig, zu tiefschürfend über irgendein Thema nachzudenken.“ [16] Die Aufgabe der Partei besteht daher nur noch darin, den Erfolg dieser Schulung zu überprüfen. Die Kontrolle der Parteimitglieder durch die „Gedankenpolizei“ ist vollständig. „Televisore“ in den Wohnungen, Mikrophone auf den Straßen, Abhöranlagen in den Parks überwachen den einzelnen und reglementieren sein tägliches Leben von der Morgengymnastik bis zum Abendspaziergang. Der „Große Bruder“ ist allgegenwärtig, er macht selbst vor der Privatsphäre nicht halt. „Ein Angehöriger der Partei lebt von der Geburt bis zum Tode unter den Augen der Gedankenpolizei. Sogar wenn er allein ist, kann er nie sicher sein, ob er wirklich allein ist. Wo er auch sein mag, ob er schläft oder wacht, arbeitet oder ausruht, in seinem Bad oder in seinem Bett liegt, kann er ohne Warnung und ohne zu wissen, daß er beobachtet wird, beobachtet werden. Seine Freundschaften, seine Zerstreuungen, sein Benehmen gegen seine Frau und seine Kinder, sein Gesichtsausdruck, wenn er allein ist, die von ihm im Schlaf gemurmelten Worte, sogar die ihm eigentümlichen Bewegungen seines Körpers, alles wird einer peinlich genauen Prüfung unterzogen.“ [17]

Die Manipulation des Bewußtseins der Parteimitglieder ist die Bedingung für die Aufrechterhaltung dieses Gesellschaftssystems. Diese Vorstellung bestimmt die Handlung des Romans. Die Gesellschaft ist keine Klassengesellschaft, die Herrschaft der Partei keine Klassenherrschaft, sondern vollständig formalisierte Herrschaft, Herrschaft um der Herrschaft willen. O’Brien erläutert dem gefolterten Winston Smith: „Uns ist nichts am Wohl anderer gelegen; uns interessiert einzig und allein die Macht als solche.“ [18] Des Helden Widerstand ist ebensowenig ein klassenmäßiger, sondern der Aufstand des einsamen Einzelnen, ist ebensowenig Resultat des gesellschaftlichen Widerspruchs, sondern Ergebnis des Zufalls. „Aus irgendeinem Grunde war der Televisor in seinem Wohnzimmer an einer ungewöhnlichen Stelle angebracht. (...) Wenn er sich so in die Nische setzte und vorsichtig im Hintergrund hielt, konnte Winston wenigstens visuell außer Reichweite des Televisors bleiben.“ [19] Ein technisches Versehen erlaubt ihm, sich der Manipulation wenigstens partiell zu entziehen und einen Fetzen Privatheit zu gewinnen. Er beginnt, Eintragungen in ein Tagebuch zu machen. Sein manipuliertes Bewußtsein fängt an, sich in Selbstbewußtsein zu verwandeln.

Die Bewegungen der „ozeanischen“ Gesellschaft sind nicht aus den Bewegungen des Kapitalverhältnisses abzuleiten, sondern aus dem Willen der herrschenden Manipulateure. Gleich Marionetten an unsichtbaren Fäden vollstrecken die einzelnen die Vorhaben der Herrschenden. Da dies keine Klassenherrschaft ist, bleibt ihr gesellschaftlicher Ort unbestimmbar wie sie selbst. Soweit ist sie formalisiert, daß von ihr nichts anderes zu sagen ist, als daß es sie gibt. „Und irgendwo saßen ganz anonym die leitenden Hirne, die den ganzen Betrieb koordinierten und die politischen Richtlinien festlegten (...).“ [20]

Freilich besteht Orwells Gesellschaft nicht nur aus dem „Großen Bruder“ und seiner Partei, denn irgend jemand muß den gesellschaftlichen Reichtum schaffen, so beschränkt er auch ist. So existiert noch neben der Partei das Proletariat, es stellt sogar den größten Anteil an der „ozeanischen“ Bevölkerung. Auch über das Proletariat herrscht der „Große Bruder“, über die „Proles“, jene „unbeachtet durcheinanderwimmelnden Massen, die 85 Prozent der Bevölkerung Ozeaniens ausmachten (...)“ [21]. Doch während der Partei Gefahr droht vom einzelnen Mitglied, das sich der Manipulation zu entziehen vermag, während deshalb die Mitglieder einer vollständigen Kontrolle unterworfen sind, wird der Bestand der Parteiherrschaft vom Proletariat nicht bedroht. „In Wahrheit wußte man sehr wenig über die Proles. Man brauchte nicht viel zu wissen. Solange sie nur arbeiteten und sich fortpflanzten, waren ihre übrigen Lebensäußerungen unwichtig. Sich selbst überlassen wie das Vieh, das man auf die Weiden Argentiniens hinaustreibt, waren sie zu einem offenbar natürlichen Lebensstil, einer Art alter Überlieferung zurückgekehrt. Sie wurden geboren, wuchsen in der Gosse auf, gingen mit zwölf Jahren an die Arbeit, durchlebten eine kurze Blütezeit körperlicher Schönheit und sinnlicher Begierde, heirateten mit zwanzig, alterten mit dreißig und starben zum größten Teil mit sechzig Jahren. Schwere körperliche Arbeit, die Sorge um Heim und Kinder, kleinliche Streitereien mit Nachbarn, Kino, Fußball, Bier und vor allem Glücksspiele füllten den Raum ihres Denkens aus. Es war nicht schwer, sie unter Kontrolle zu halten.“ [22] Die Vorstellung vom angepaßten, zu irgendeinem Widerstand nicht fähigen Proletariat durchzieht in stets wiederkehrenden Formulierungen den Roman. „Von den Proletariern ist nichts zu befürchten.“ [23] Orwell nennt auch den Grund dafür: Sie „haben keinen Geist“ [24]. Die Partei braucht deshalb nur wenige Anstrengungen zu machen, diesen Zustand vermittels manipulativer Maßnahmen aufrechtzuerhalten. Sie produziert „minderwertige Zeitungen, die fast nichts als Sport, Verbrechen und astrologische Ratschläge enthielten, reißerische Fünf-Cent-Romane, von Sexualität strotzende Filme und sentimentale Schlager (...)“. [25]

Dies ist die Stelle, an der Orwell seinen Klassenstandpunkt ohne Umschweife enthüllt. Aus kleinbürgerlichen Verhältnisse gekommen, nach dem Besuch des bourgeoisen Eton-Colleges doch nicht in die höheren Sphären der Gesellschaft aufgestiegen, stattdessen der englischen Kolonialpolizei auf Burma dienstbar, ergreift ihn im spanischen Bürgerkrieg eine schwärmerische Zuneigung zu den Volksmassen. Dann aber, nach der Niederlage des spanischen Volkes kehrt er als Renegat nach England zurück, wird Mitglied der Labour Party, arbeitet als Feuilletonredakteur, zieht sich schließlich auf eine einsame Insel der Hebriden zurück und schreibt dort, kurz vor seinem Tode, den Roman Neunzehnhundertvierundachtzig. Opportunismus ist der Begriff, der die Schwankungen des kleinbürgerlichen Intellektuellen bestimmt. Nach dem Vollzug der blutigen Unterdrückung des spanischen Freiheitskampfes wirft sich Orwell auf die Seite der Antikommunisten, als einer ihrer literarischen Propagandisten, der vor den Massen, wo sie niedergeschlagen sind, nur noch Ekel empfindet. In der Unabhängigkeit, die ihm die Einsamkeit der Insel vermeintlich gewährt, bewältigt Orwell in der literarischen Tätigkeit ein Problem, vor dem die antikommunistische Propaganda dieser Tage steht: den Tatbestand auszulöschen, daß die Geschichte die Geschichte von Klassenkämpfen ist, um die Frage nach dem Bündnis des Intellektuellen, dem Bündnis Orwells und seines Helden nicht stellen zu müssen. Er löst das Problem, indem er den Tatbestand von Herrschaft und Unterdrückung von seinen gesellschaftlichen Bedingungen ablöst und mit der Manipulation begründet, welche den Willen der Herrschenden in das Bewußtsein der Unterdrückten setzt. Orwell erklärt den Klassenkampf für beendet, indem er die Massen als vollständig angepaßte schildert. Angesichts dessen findet sein Held tatsächlich nichts in der Wirklichkeit, mit dem es sich zu verbünden wert wäre, als seinen eigenen Kopf. Was Winston Smith in der Nische seiner Wohnung, was George Orwell in der Einsamkeit seiner Insel zu gewinnen trachten, ist die Rekonstruktion der bürgerlichen Individualität. Doch nur scheinbar führt Orwells Absonderung aus der Welt zur Unabhängigkeit von den Klassenwidersprüchen in der Welt. Es ist die antikommunistische Ideologie, die zur literarischen Täuschung über die Geschichte drängt. Der Stoff der Phantasie, die Orwell zur Beschreibung seines „Ozeaniens“ aufbringt, ist der Antikommunismus. Darin gewinnt das zitierte Gespräch zwischen dem Folterknecht O’Brien und dem Helden Winston Smith eine politische Bedeutung, die jenes „Zwiedenken“ schlaglichtartig aufhellt. „,Wenn ich wollte‘, hatte O’Brien gesagt, ‚dann könnte ich mich von diesem Boden erheben wie eine Seifenblase.‘“ [26] Präziser ist die antikommunistische Propaganda literarisch kaum in ein Bild zu fassen: Gleich Seifenblasen schwebt sie über dem Boden der Realität, berührte sie ihn, müßte sie zerplatzen.
 

2. Manipulationstheorien in der Science-Fiction-Literatur

Die Vorstellung von einer Welt, deren gesellschaftlichen Zustand die Manipulation der Massen durch eine herrschende Minderheit bewirkt, war nicht neu in der Science-Fiction-Literatur. Aldous Huxleys Roman Schöne neue Welt [27] erschien bereits 1932. Ihm liegt jene Vorstellung ebenfalls zugrunde.

In der Schönen neuen Welt ist das Familienleben zerstört. „Vater“ und „Mutter“ sind Wörter, die die Menschen als obszön empfinden, denn die Bewohner dieser Welt werden gezüchtet. Die Zucht besteht darin, durch chemische und physikalische Reize die in der „Brut- und Normzentrale“ gelagerten Embryos in einer Weise zu „normen“, daß sie sich widerstandslos in eine der „Kasten“ der Gesellschaft und die Tätigkeiten der jeweiligen „Kaste“ einpassen. „Hitzetunnels wechselten mit Kältetunnels ab. Kälte war gekoppelt mit Unbehagen in Form starker Röntgenstrahlen. Wenn die Embryos entkorkt wurden, war ihnen das Grauen vor Kälte bereits eingefleischt. Sie waren prädestiniert, in die Tropen auszuwandern oder Bergarbeiter, Azetatseidenspinner oder Eisengießer zu werden.“ [28] Nach der „Entkorkung“, dem Vorgang, dem in früherer Zeit die Geburt entsprach, wird den Lebewesen das Glück darüber angeeignet, nicht zu einer unteren „Kaste“ zu gehören und der Wille ausgelöscht, in eine höhere zu wechseln. Was Huxley darüber ausphantasiert, gleicht Experimenten zu den Pavlowschen Reflexen. Den „Kleinlingen“, die für die „Kasten der „Gammas“, „Deltas“ und „Epsilons“ „aufgenormt“ werden, stellt man Blumen und Bücher vor. Nähern sie sich ihnen, ertönt das Geheul einer Sirene und die „Kleinlinge“ erhalten elektrische Schocks. Immer wieder wird dieser Vorgang wiederholt, und schließlich weichen die „Kleinlinge“ bereits beim bloßen Anblick der Blumen und Bücher „schaudernd“ [29] zurück. „Wir normen ihnen unausrottbare Reflexe an“ [30], erklärt der Direktor der „Brut- und Normzentrale“. So sind die Bewohner der Schönen neuen Welt den Absichten der Manipulateure, der „Weltaufsichtsräte“ [31] hoffnungslos ausgeliefert. Sie empfinden ihre Verhältnisse nicht als bedrückend, und falls sie aller „Aufnormung“ zum Trotz einmal Unbehagen überkommt, greifen sie im „unausrottbaren Reflex“ zum „Soma“, der Tablette, die sie in die heile Welt des Drogenrausches entführt, bis das Unbehagen vorüber ist.

Gleich Orwell entpuppt Huxley seine Massenfeindlichkeit, sobald er zur Beschreibung des Proletariats vordringt. Jedes Wort, das er aufs Papier setzt, ist diktiert von grenzenlosem Ekel vor den jeder Individualität beraubten Massen. „Die Fabrik der Fernguckgesellschaft drüben am Siemensdamm glich einer kleinen Stadt. ‚Die haben wohl Schichtwechsel?‘ meinte Lenina. Gleich Blattläusen und Ameisen wimmelten die laubgrünen Gamma-Mädchen und schwarzen Halbkretins um die Eingänge oder standen Schlange, um auf ihre Plätze in der Einschienenbahn zu gelangen.‘“ [32] „Dreiundachtzig fast nasenlose, schwarze, rundschädelige Deltas standen an den Kaltpressen. Die sechsundfünfzig vierspindeligen Drehbänke wurden von sechsundfünfzig adlernasigen, rothaarigen Gammas bedient. Hundertsieben auf Hitze genormte Epsilon-Senegalesen arbeiteten in der Gießerei. Dreiunddreißig weibliche Deltas, langschädelig, flachsblond und enggebaut, keine mehr als zehn Millimeter größer oder kleiner als ein Meter neunundsechzig, schnitten Schrauben.“ [33] Satz für Satz wälzt sich diese Beschreibung fort.

Auch Huxley kann sich Widerstand gegen die Gesellschaft nur als Widerstand des einsamen einzelnen denken. Seine drei Helden, die sich keineswegs solidarisch zueinander verhalten, sind wie Winston Smith in Orwells Roman durch Zufall „Außenseiter“ [34] geworden. Zwei von ihnen haben Schaden bei der „Aufnormung“ genommen und können sich deshalb nicht den Verhältnissen anpassen. Der eine ist „durch allzu große geistige Begabung zur Erkenntnis des eigenen Ichs und seiner Einsamkeit getrieben worden.“ [35] Der andere fühlt sich „erhoben von dem berauschenden Bewußtsein seiner individuellen Bedeutung und Wirklichkeit.“ [36] „Beiden gemeinsam war das Bewußtsein, daß sie Einzelfälle waren.“ [37] Der dritte ist ein „Wilder“, der ohne „Aufnormung“ in einem südamerikanischen Reservat vegetiert und zufällig in die Zivilisation der Schönen neuen Welt verschlagen wird. Ihr Widerstand ist vergeblich. Zwei werden auf die Falklandinseln exiliert [38], der dritte wählt einen „alten Leuchtturm auf dem Hügelrücken zwischen Schneverdingen und Amelinghausen zur Einsiedelei.“ [39]

Wenngleich Orwells Roman Neunzehnhundertvierundachtzig nicht der erste war, der die Vorstellung von der Manipulation als Ursache des gesellschaftlichen Zustands zum Gegenstand hatte, so fand sie doch in ihm die erste politische Zuspitzung. Orwell assoziiert sie am „Totalitarismus“. Huxleys Roman dagegen durchzieht eine sanfte Kapitalismuskritik. „Ford sei Dank“, pflegen die Figuren zu sagen, und sie zählen die Jahre nicht nach Christus, sondern „nach Ford“. Immerhin scheint damit die Gesellschaft, die Huxley ausmalt, eine kapitalistische zu sein. Jedoch besinnt sich Huxley in seinem 1949 dem Roman vorangestellten Vorwort eines anderen. Nunmehr richtet sich die Kritik auf die „totalitären Regierungen“ [40]. Dennoch sieht sich der Autor nicht veranlaßt, am Roman selbst Änderungen vorzunehmen. So nachgiebig sind seine antikapitalistischen Affekte gegenüber dem Antikommunismus, daß ihr Widerspruch kaum wahrnehmbar ist und nach des Autors Sinneswandel nicht einmal getilgt zu werden braucht.

Erst in Orwells Nachfolge wurde die Vorstellung von den manipulierten Massen in der Science-Fiction-Literatur mächtig und gehört seitdem zu ihrem Repertoire. Auch der Begriff der Manipulation erscheint wörtlich in dieser Nachfolge. Das Muster, nach dem die Autoren verfahren, wiederholt sich stets, was auch bei Orwell und Huxley die Grundlage der Romanhandlung bildet. Lediglich die Formen, in denen sich die Manipulation vollzieht, variieren je nach des Autors Einfallsreichtum.

In Frank Herberts Roman Gefangen in der Ewigkeit [41] beherrschen ewig lebende „Chem“, „in der Tiefe des Ozeans verborgen“ [42] die Menschen und leiten deren Geschicke. Was diese für ihre eigene Geschichte halten, ist lediglich eine „Produktion“ der „Chem“, hergestellt zum Zwecke der Zerstreuung in der ewigen und stets von Langeweile bedrohten Existenz der „Chem“. Sie sind damit beschäftigt, „um des Vergnügens willen – zur Minderung der Langeweile – intelligente Wesen zu lenken und zu manipulieren. (...)“ [43] Der Sturm auf die Bastille war nichts anderes als eine der „gelungensten Produktionen“ [44] eines „Chem“, der von den Menschen sagt: „Sie haben keine Vergangenheit außer der, die ich ihnen gab.“ [45] Eine irdische Frau, als Liebesdienerin von einem „Chem“ in dessen Versteck im Ozean verschleppt, muß erkennen: „Ihr macht, daß die Leute tun, was ihr von ihnen wollt.“ [46] Trotz dieser momentanen Erkenntnis bleibt sie den manipulativen Fähigkeiten ihres außerirdischen Liebhabers ausgeliefert. Hilflos bemerkt sie, daß er „ihre Reaktionen mit seinen fremdartigen Geräten manipulierte“ [47], sodaß sie schließlich an der abstoßenden Gestalt des „Chem“ Gefallen findet.

Für Ray Bradbury sind in seinem Roman Fahrenheit 451 [48] die Massenmedien die Manipulatoren. Die Herrschaft der Manipulateure setzte ein, „als die Fotografie aufkam. Dann der Film zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Der Rundfunk. Das Fernsehen. Als die Dinge einen Zug ins Massenhafte bekamen.“ [49] Jetzt hat das Fernsehbild die Größe aller vier Zimmerwände erreicht, und es „macht aus einem, was ihm beliebt.“ [50] Sinnlos plappernd sitzen die Menschen in den Fernsehzimmern. Allein das aufgeklärte Bewußtsein, wie es sich in den schönen Künsten und der Wissenschaft bewahrt hat, gefährdet den Bestand dieser Gesellschaft. Daher übernimmt die Feuerwehr die Aufgabe, versteckte Bücher zu vernichten. Zynisch erläutert ein Angehöriger der Feuerwehr die Technik der Manipulation: „Man beschäftige Leute mit Wettbewerben – wer am meisten Schlagertexte kennt oder Hauptstädte aufzählen kann und dergleichen. Man stopfe ihnen den Kopf voll unverbrennbarer Tatsachen, bis sie sich zwar überladen, sich aber doch als ‚Fundgrube von Wissen‘ vorkommen. Dann glauben sie, denkende Menschen zu sein und vom Fleck zu kommen, ohne sich im geringsten zu bewegen. Und sie sind glücklich, weil dergleichen Tatsachen keinem Wandel unterworfen sind.“ [51] Der Krieg, in den sich diese Gesellschaft aus Gründen stürzt, über die Bradbury keine Auskunft gibt, bleibt die letzte Rettung in eine bessere Zukunft. Denn eine Minderheit von Wissenschaftlern lebt in Landstreicherei, abseits der Städte und verschont von den Bomben. Die Wissenschaftler haben sich der Manipulation dadurch entzogen, daß sie die Inhalte der verbrannten Literatur auswendig gelernt in ihren Köpfen mit sich herumtragen, in der Hoffnung, nach dem Krieg von den Überlebenden vielleicht endlich angehört zu werden. So soll das manipulierte Bewußtsein dem aufgeklärten weichen: An die Stelle der Schlagertexte sollen die Werke von Byron und Machiavelli, Einstein und Aristophanes, Albert Schweitzer und Jonathan Swift treten.

In Robert A. Heinleins Roman Weltraummollusken erobern die Erde [52] sind es wieder außerirdische Wesen, die sich die Menschen zu Willen machen. Die „Mollusken“, Parasiten in der Gestalt einer gallertartigen Masse, befallen die Erdenbewohner, setzen sich in den Nacken ihrer Wirte fest und manipulieren sie nach Belieben. Der Chef der amerikanischen Geheimpolizei, die verzweifelt gegen die Invasoren kämpft, erklärt: Wer von den „Mollusken“ befallen ist, „sieht aus wie ein Mensch, ist aber nur ein Automat, der sich nach Wunsch und Willen unseres tödlichsten Feindes bewegt.“ [53] Der McCarthyismus feiert seine literarische Auferstehung. Auch der Romanheld, ein amerikanischer Agent, fällt den „Mollusken“ zum Opfer, bevor er sie zum guten Ende besiegt. Seine objektive Sklavenexistenz unter den Parasiten wird ihm aufgrund deren manipulativer Macht nicht bewußt. Er denkt vollständig die Gedanken seiner Herrscher.
 

3. Manipulationstheorien im Gefolge der Studentenbewegung

Was bisher am Material der Science-Fiction-Literatur dargestellt wurde, bleibt nicht auf die Trivialliteratur beschränkt. Es kehrt vielmehr in allen Kunstformen wieder, vom Kabarett bis zur Lyrik, und es ist in ihnen eng mit der Ideologie der Studentenbewegung verknüpft. Dieser Bewegung stand der Begriff der Manipulation dafür ein, daß die Arbeiter als Angepaßte fortexistieren. Die studentische Agitation richtete sich gegen eine vom Kapitalverhältnis abgelöste Manipulation als die bewirkende Kraft des Anpassungsprozesses und wurde von der Hoffnung getrieben, durch die Entlarvung der Manipulateure die Agitierten zur Aufnahme des Kampfes gegen sie und damit zur Umwälzung der Verhältnisse zu bewegen. In der Beschäftigung mit der zum Symbol für Manipulation gewordenen Bildzeitung machten die Studenten die für sie umstürzende Entdeckung der Ausbeutung der Massen, in der Agitation die Erfahrung, daß den Arbeitern diese Entdeckung nicht neu war. Die Aggressivität, mit der die Arbeiter den Studenten gegenübertraten, gestattete diesen, sich selbst als Privilegierte und als zentrales Problem statt Unwissenheit und Anpassung die reale Ohnmacht der Arbeiter zu erkennen. In den Demonstrationen gegen den Springer-Konzern 1968, in den Polizeiknüppeleien, Verhaftungen und folgenden Gerichtsverfahren enthüllte sich den Studenten hinter der Bildzeitung der Staatsapparat als der wirkliche Feind, gegen den der privilegierte Protest klanglos untergehen mußte. Insofern hatte der Begriff der Manipulation für die Studentenbewegung eine vorwärtstreibende Funktion, als die Studenten sich mit ihrer politischen Praxis in Widerspruch zu ihrer Theorie setzten. Hatten sie theoretisch die Arbeiter als Angepaßte aufgefaßt, so gab ihnen die eigene Praxis die Möglichkeit, sich selbst als Bundesgenossen des Proletariats begreifen zu lernen. 1968 faßten der SDS und die „Kritische Universität“ diese Erfahrungen in der Broschüre Der Untergang der Bildzeitung zusammen: „Wir hatten die Illusion zu verabschieden, durch Entlarvung der Manipulateure Agitation betreiben zu können. Das Problem der Agitation enthüllte sich uns als nicht trennbar vom praktischen Kampf gegen den Staatsapparat. Die Mairevolte in Frankreich zeigte, daß in dem Augenblick, da dieser Kampf die Qualität des offenen Klassenkampfes annimmt und der Staatsapparat tatsächlich ins Wanken gerät, die Macht der Manipulation wie ein Spuk verschwindet. (...) Dies ist das theoretische Ergebnis der Springerkampagne. Als uns das spätestens Ostern klar wurde, begann der Springer-Arbeitskreis der Kritischen Universität sich aufzulösen. Für die meisten, die an dem Arbeitskreis teilgenommen hatten, war es eine selbstverständliche Konsequenz, in die Basisgruppen und ad-hoc-Gruppen zu gehen. Für sie war dies nicht der Abbruch der Kampagne, sondern deren Fortführung auf der richtigen Grundlage.“ [54] Es soll hier nicht ausgeführt werden, wie das Abwerfen alter Illusionen neue hervorzauberte, besonders in der Politik der Basisgruppen, die die Studentenbewegung in eine Arbeiterbewegung transformieren sollte und sich doch nur auf Linksradikalismus und Parteifeindlichkeit stützte. Entscheidend ist, daß die praktischen Konsequenzen, die aus der Springerkampagne gezogen wurden, deshalb einen Fortschritt darstellten, weil sie den historisch notwendig gewordenen Fraktionierungsprozeß innerhalb der Studentenbewegung forcierten.

Die mit der Studentenbewegung sympathisierenden Künstler übernahmen den Manipulationsbegriff dieser Bewegung, allerdings mit erheblichen Verzögerungen. 1968 erst entdeckte das Reichskabarett die „Überflußgesellschaft“ [55], ein Jahr später folgte die Entdeckung des „Wegschmeißwunderlandes“ [56] durch die Gruppe Floh de Cologne. Im Konsum wurde die Technik gefunden, durch welche die umfassende Manipulation mächtig wird. Von der „Überflußgesellschaft“ heißt es: „Weil mehr produziert wird als verbraucht wird, muß der Verbraucher zum Verbrauch getreten werden.“ [57] Als Resultat wurde der Arbeiter vorgeführt, dem das Reichskabarett diagnostizierte: „Was das System ihm einpustet, hält er für seine eigenen Gedanken.“ [58] Angesichts solcher Verhältnisse blieb im Bügelbrett 1969 nur das Lamentieren über die „kolossale Verdummungsindustrie“ [59], und Die Parole der Bildzeitung „Seid nett zueinander“ schien dem Floh de Cologne keine Propaganda mehr, sondern Wirklichkeit geworden:

Komm mit mir ins Wegschmeißwunderland
Die Leute dort sind so herrlich unkompliziert
Das viele Wegschmeißen steckt dich auch an
Bald bist du eine Einwegflasche
Und verstehst dich blendend mit den Leuten [60]

Diesem gesellschaftlichen Zustand entspringt bloß noch der Appell des um die Manipulation wissenden Künstlers an sein manipuliertes Publikum, einzeln dieser Macht zu entfliehn. Auf der Bühne des Reichskabaretts berichtet ein Manipulierter solche Flucht: „Wie se bei uns im Amt umgebaut haben, du da war ein Arbeiter, der hat einfach seinen Fernseher verschenkt. Der hat nur gesagt: Fernsehen ist langweilig, wird mir doof von, mach ich lieber selber was, lesen oder so, und dann hat er’n verschenkt.“ [61] Also durch individuelle Entschlüsse verweigern sich die Einzelnen dem Manipulationszusammenhang und befähigen sich auf diese Weise zum Umsturz der „Überflußgesellschaft“. Das Reichskabarett schilderte dies 1969, zur selben Zeit, als Arbeiter während der Septemberstreiks solche Illusionen praktisch widerlegten, indem sie die Verkaufsstände der Bildzeitung anzündeten – ein Hinweis zugleich darauf, wie abgehoben von den realen Bewegungen diese Kunst agierte. Die Arbeiter befanden sich dabei nicht auf dem Wege des Wissendwerdens, sondern ihr im Streik vorangetriebener Zusammenschluß festigte das Klassenbewußtsein. Unbeirrt davon phantasierte währenddessen Floh de Cologne mit dem Slogan „Lieber rot als doof“ [62] die Umwälzung der Verhältnisse als Resultat eines Aufklärungsprozesses.

Es bezeichnet die Brüchigkeit der Beziehungen zwischen der Studentenbewegung und den mit ihr sympathisierenden Künstlern, daß im künstlerischen Bereich diese Ideologie noch zu einer Zeit ausgebreitet wurde, als die Studenten sich bereits der Kritik unterworfen hatten. Sowenig die Künstler an der Praxis der Studentenbewegung teilgenommen hatten, konnten sie auch nicht an den in der Springerkampagne gewonnenen Erfahrungen teilhaben.

Sie hielten am studentischen Begriff der Manipulation auch dann noch fest, als der Fraktionierungsprozeß schon weit fortgeschritten war. Und diejenigen, die inzwischen mit der DKP, der SEW oder den Jungsozialisten sympathisieren, haben ihre Vorstellungen über die Manipulation nur insofern geändert, als gerade das ehemals durch die praktische Tätigkeit der Studentenbewegung vermittelte vorwärtstreibende Moment dieser Vorstellung ausgelöscht ist. Da sie außerhalb ihrer künstlerischen Beschäftigung nicht praktisch politisch tätig sind, erfahren sie nicht den Widerspruch zwischen ihren Vorstellungen über die Manipulation und der Realität. 1971 sang Floh de Cologne von den „Profitgeiern“, die „aus Bewußtsein Markenbewußtsein“ [63] machen:

Und die Geschäftemacher, die Profitgeier, hocken auf
ihren Geldbergen und warten auf ein neues Opfer.
Dann stürzen sie sich auf ihn und höhlen mit ihren
gierigen Krallen seine Persönlichkeit aus:
Und sie reißen seine Gefühle heraus und zerfleddern
seinen Charakter.
Was übrigbleibt ist nicht als
ein Haufen Fleisch und Knochen,
der mit der Mode geht (...) [64]

Auch das aus den Resten des aufgelösten Reichskabaretts entstandene Kindertheater Grips [65] hält an den alten Vorstellungen fest. 1971 schilderte es in einem Stück die Auseinandersetzungen zwischen einer manipulierten Mutter und ihrem aufgeklärten Sohn, welcher ihr vorwirft:

Eigentlich versteh’n wir uns doch prima.
Mit dem Geld, das du verdienst, kommen wir grad hin.
Aber plötzlich siehst du im „Stern“ und Fernsehen
die neueste Reklame und schon fällste rin:
Da siehste teure Kleider,
und blöde teure Möbel,
und blöde teure Autos,
und blödes buntes Fernsehen;
(...) [66]

Die Mutter, schließlich einsichtig geworden, stimmt den Vorwürfen zu:

Mensch, warum fall’n wir immer wieder
auf die Tricks von anderen Leuten rein,
die versuchen, uns was anzudrehen,
und wir gehen ihnen dauernd auf den Leim.

(...)

Die da reiben sich den Magen,
Hau’n sich lachend auf den Bauch,
Und wir schuften wie die Blöden
Und wir kaufen wie die Blöden.
Sachen, die man gar nicht braucht! [67]

Auch in die Lieder von Franz Josef Degenhardt und Dieter Süverkrüp haben die manipulierten Massen Einzug gehalten. Degenhardt singt in seinem Lied vom Väterchen Franz dem Publikum, daß „die weißen Riesen die Gehirne waschen“ [68], und Süverkrüp schildert in seinem Lied Das Leben – ein Supermarkt die Geschichte des Mädchens Maria, das sich vollends in die Reklame des Handels verstrickt und bewußtlos sein Leben lang im Kaufhaus durch’s „Geäst der rostfreien Träume“ [69] stolpert. Was sich Werbepsychologen, Marktforscher, Public-Relation-Institute etc. illusionär zum Ziel setzen, scheint hier erreicht. Der Konsum dient nicht der Reproduktion der Arbeitskraft, sondern ist die Technik, vermittels derer die Massen von der Durchsetzung solcher Interessen abgehalten werden, die ihrer Klassenlage objektiv entsprechen. Die Lebensmittel sind keine Mittel zum Leben mehr, sondern zur Betäubung des Bewußtseins. Gekauft werden „die Wurst der frommen Denkungsart“ [70] und „Frohsinn von der Salzstange“ [71]. Die von der Reklame gemodelten psychischen Dispositionen des Konsumenten bauen ihn reibungslos in die Mechanik der Manipulationsabläufe ein:

(...) es kann
Marien nichts helfen, das Supermarktweib-
liche zieht sie hinan. [72]

Anderen, die der Studentenbewegung ferner standen, blieb dennoch solche Interpretation der gesellschaftlichen Verhältnisse nicht fremd. So reihen sich schon Ende der 50er Jahre in Hans Magnus Enzensbergers Gedicht bildzeitung von Strophe zu Strophe die Klagen über die manipulierten Konsumenten, freilich mit einem elitären Anspruch, der nichts mit den späteren Vorstellungen der Studentenbewegung über die Massen gemein hat. Sie zu beschreiben schöpft der Dichter schöne Worte: „markenstecher uhrenkleber“ [73], „manitypistin stenoküre“ [74], „sozialvieh stimmenpartner“ [75]. Allesamt sind sie Opfer der Manipulation durch die bürgerliche Massenpresse:

wenn der produzent will
wird dich druckerschwärze salben [76]

Den Dichter charakterisieren freilich andere Verhältnisse als die Objekte seiner Klagen. Er weiß um die Manipulation, und im Dichten, in seiner Form des Aussprechens seines Wissens, führt er ein Leben, welches sich der Manipulation entzieht. Der Abonnement der Neuen Zürcher Zeitung gerät über den Leser der Bildzeitung in Melancholie:

möge die erde dir leicht sein
wie das leichentuch
aus rotation und betrug
das du dir täglich kaufst
in das du dich täglich wickelst. [77]

1972 schließlich hat Peter Rühmkorf in seinen Erinnerungen Die Jahre, die ihr kennt bündig das Resultat der Manipulation tituliert. Es ist „das von den Meinungstrusts zum Analphabeten zweiten Grades herabgewürdigte Landeskind“ [78].

Die Reihe der literarischen Gesellschaftskritiker, die hier zitiert wurden, ließe sich fortsetzen. Doch sind deren Interpretationen keine genuin literarischen, sondern literarische Wendungen einer Ideologie, die allgemein Niederschlag gefunden hat. Die politische Kritik muß deshalb zu dieser Ideologie selbst zurückkehren, um deren verschiedene Wendungen kritisieren zu können.
 

4. Gemeinsamkeiten sozialdemokratischer und revisionistischer Manipulationstheorien

Die Erscheinungsform der gesellschaftlichen Widersprüche blendete in einer bestimmten Weise die Augen der Kritiker. Ohnehin nichts als die Zirkulationssphäre betrachtend, konstatierten sie einerseits angehäufte Lebensmittel, andererseits das Ausbleiben „unruhiger Zeiten“, einen Rückgang von Streiks, sogar Mitgliederschwund bei den Gewerkschaften. Die Kritik gab diesem Augenschein nach. Ihr kam es vor, als hätten sich die Massen den Verhältnissen angepaßt. Was ist die Ursache dafür, daß die Massen entgegen ihren objektiven Interessen handeln? Das ist die Frage, vor die sich die Kritik in einer inzwischen unübersehbar angeschwollenen Literatur stellt. Ausführlich befaßt sich das Autorenkollektiv des in der DDR erschienenen Buches Manipulation [79] mit dieser Frage. Dabei gerät der Leser auf den ersten Seiten in eine Überraschung, die ihm den Atem verschlägt. In ihrer Analyse gehen die Wissenschaftler nicht vom realen Prozeß aus, sondern von den Phantasien der Science-Fiction-Literatur: „Aldous Huxley in Wackere Neue Welt und George Orwell in 1984 charakterisierten Gesellschaften, in denen eine manipulierende Macht-Elite mit Hilfe der Wissenschaft und Technik alles beherrscht und dirigiert. (...) Der Mensch hört auf, Mensch zu sein.“ [80] Das Autorenkollektiv nimmt nicht etwa beide Romane als Auswurf antikommunistischer Ideologie, sondern als realistische Prognose, an der es seinerseits eine politische Alternative assoziiert: „Es erweist sich auch hier, daß die Wissenschaft nur im Auftrage der Gesellschaft und unter Kontrolle der Gesellschaft den Gefahren entgehen kann, die sie in den Händen einzelner Monopole oder Diktatoren mit sich bringt.“ [81]

Verblüffend ist es, festzustellen, daß die Manipulationstheorien, unabhängig von der politischen Linie ihrer Vertreter, wesentliche Gemeinsamkeiten aufweisen. Sozialdemokratische und revisionistische Manipulationstheoretiker stimmen in den zentralen Punkten ihrer Theorien überein. Das sogenannte Autorenkollektiv definiert: „Manipulation bedeutet, das Volk geistig zu deformieren, ihm alle notwendigen, aktiven, schöpferischen geistigen Fähigkeiten und Tätigkeiten zu rauben, bedeutet Denk- und Gefühlsregelung, die jedes sinnvolle Leben ausschließt. Ohne daß sich der einzelne Mensch noch in eine unbeeinflußbare Sphäre zurückziehen kann, wird sein Ich, seine Persönlichkeit, systematisch zerstört.“ [82] Der Mensch ist ein „willenloses Manipulationsobjekt“ [83]. Der sozialdemokratische Bundestagsabgeordnete Adolf Arndt klagt: „Was uns rechtlich heute mehr das Problem ist, das ist nicht wie einst nur das Monopol des Staates an faktischer – naturwissenschaftlich feststellbarer – Gewaltanwendung, sondern unendlich subtiler die Gefahr der geistigen Beherrschung, der Schatten der Gedankenpolizei, das Zielen unmittelbar in das Unterschwellige zum Manipulieren des Menschen.“ [84] Der Kommunikationswissenschaftler Horst Holzer sieht die Wirkung der Manipulation in Gestalt der Massenmedien darin, daß ihnen „der durchschnittliche Leser, Hörer, Zuschauer tagtäglich wehrlos, ohne Möglichkeit der Mit- und Selbstbestimmung ausgesetzt ist (...)“ [85]. Eine von den Jungsozialisten ausgearbeitete Denkschrift schildert die gesellschaftliche Situation als eine, „die dem einzelnen ein gewisses Gefühl von Freiheit und Wohlstand gibt und wo er selbst nicht merkt, daß er in Wirklichkeit nur Objekt der Konsumindustrie geworden ist (...)“ [86]. Der Leiter der Abteilung Zeitgeschichte im Leipziger Institut für Pressegeschichte, Franz Knipping, erklärt: „Mit alledem aber hilft die Zeitung einen Menschentyp zu formen, (...) der sich nach Belieben ausbeuten und knechten, unterdrücken und gängeln, in die Kaserne und in den Krieg schicken läßt.“ [87] Auf dem Kulturpolitischen Forum der DKP [88] stellt Renate Cullmann-Reder fest, die Manipulation „geht sogar soweit, daß die Arbeiter aufgrund der Berichterstattung in unseren Massenmedien im Endeffekt gegen ihre eigenen Interessen handeln.“ [89] Der III. Parteitag der SEW kommt zu der Überzeugung, daß eine „Dressur von Mann und Frau durch die Massenmedien der Monopole“ [90] stattfindet. Karl Bredthauer empfindet diesen Zustand als „eine Art permanenter Gehirnwäsche“ [91]. Das Stereotyp, das die verschiedenen Autoren über den gesellschaftlichen Zustand bilden, lautet: Die Manipulation ist die Ursache dafür, daß die Massen entgegen ihren objektiven Interessen handeln. Vermittels der Manipulation setzen sich die Interessen der Herrschenden bruchlos im Bewußtsein der Massen durch, der Manipulierte ist diesem Vorgang vollständig preisgegeben. Sein Ich wird zerstört, und in seinem Kopf kehrt ihm als sein eigenes Interesse wieder, was in Wirklichkeit das Interesse des Manipulateurs ist. Differenzen bestehen bei den einzelnen Autoren lediglich darüber, wie weit dieser Prozeß gesamtgesellschaftlich fortgeschritten ist.

Auch in der Beschreibung des Resultats der Manipulation finden die Theoretiker zueinander. Der Publizist Erich Kuby meint, die Presse des Springer-Konzerns mache „ihre Leser dumm wie die Hühner und blutdürstig wie die Wölfe.“ [92] Das Autorenkollektiv des Buches Manipulation vermutet: „Geistiger Pauperismus in Gestalt sowohl geistiger Nivellierung als auch geistiger Brutalisierung – das ist das Ergebnis der ideologischen Manipulation.“ [93] Der Soziologe Werner Hofmann stellt „die fortgesetzte Verpöbelung des Geschmacks, des Intellekts, des Urteils“ [94] fest und diagnostiziert: „Ein geistig verkümmertes Publikum bringt schließlich auch die relativ ‚intellektuelle‘ Leistung des Lesens nicht mehr auf.“ [95] Albert Norden, Mitglied des ZK der SED, erklärt: „Der Maßstab der imperialistischen Massenpresse in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts ist das Groschenblatt, mit Bildern und Artikelfetzen gefüllt, die nur niedrige Instinkte aufpeitschen und den Menschen degradieren.“ [96] Im Journalistischen Handbuch der DDR wird folgendes zustimmend notiert: „Ein Engländer sagte einmal: Die moderne Massenpresse ist für Menschen bestimmt, die nicht denken können, die Bildzeitungen aber sind für Menschen, die weder denken noch lesen können (...)“ [97] Gerhard Gleissberg, Vorstandsmitglied der DFU, erblickt in der bürgerlichen Massenpresse „Verdummungsmethoden“ [98], das Referat Bildungs- und Kulturpolitik beim Parteivorstand der DKP beklagt den „Abbau der Denk- und Kritikfähigkeit“ [99] der Leser und ihre „Verdummung“ [100] durch die Bildzeitung. Und die unter der Leitung des SPD-Mitgliedes Erich Küchenhoff angefertigte Analyse der Berichterstattung der Bildzeitung untersucht die „Verdummungsabsicht“ [101] des Blattes und die dadurch bewirkte „totale Unmündigkeit des Lesers“ [102]. Fritz Vilmar, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Hauptvorstand der IG Metall, beschreibt die Verhältnisse der Manipulierten: „Ein Lebensstil der Fremdbestimmung, der Unselbständigkeit bar jedes lebendigen, über Quizwissen hinausgehenden Kontaktes zur ästhetischen, geistigen und geistlichen Kultur des ‚christlichen Abendlandes‘.“ [103] Der Leser mag seinen Augen nicht trauen, an einen Druckfehler denken und die Wörter mehrmals buchstabieren – ohne Erfolg: Allen Ernstes nennt Vilmar das Resultat der Manipulation die „geistig-seelische Proletarisierung“ [104]. So kommen in großer Einmütigkeit die Theoretiker zu dem stereotypen Schluß, die Manipulation rufe bei den Massen Dummheit und Rohheit hervor.

Gleichfalls zum Stereotyp ausgebildet ist die Ansicht, daß es der Konsum ist, in dem sich die Manipulation wesentlich vollzieht. So stellt Horst Keßler, der Verfasser des Kapitels Imperialistische Ideologie im staatsmonopolistischen Herrschaftssystem in dem Buch Der Imperialismus der BRD [105] fest, daß das propagierte „Leitbild“ des Playboys beabsichtige, „das Konsumverhalten breiter Schichten der Bevölkerung zu manipulieren und die antagonistischen Klassengegensätze mit Hilfe der Konsumideologie zu verschleiern“ [106]. Machen die Jungsozialisten den einzelnen zum „Objekt der Konsumindustrie“ [107], so erklärt die IG Chemie, des Menschen „konformistische Haltung und die Meinung der gleichartig denkenden Gruppe drängen ihm jeden neuen Trick der Konsumgüterindustrie auf“ [108]. Peter Schütt, Schriftsteller und Mitglied des DKP-Parteivorstandes, meint dementsprechend, der Kommunist kämpfe „gegen den Konsumterror profitgeiler Monopolisten“ [109].

Welche Alternative bieten diese Theorien dem willenlosen Opfer der Manipulation an? Die IG Chemie verspricht: „Wenn Einsicht zur Mündigkeit und dadurch zum Handeln führt, dann haben wir das beste zur Immunisierung der ‚Massenlenkung‘ getan. Die Massenlenkung der modernen Bewußtseinsindustrie kann unwirksam gemacht werden, wenn die Menschen über die Ursachen und Zusammenhänge genügend informiert sind.“ [110] Entsprechend fordern die Jungsozialisten eine „intensive Aufklärung“ [111], damit die Manipulierten „das von der kapitalistischen Gesellschaft ausgehende Unrecht und die sich aus ihr entwickelnden Gefahren erkennen“ [112]. Die Parole lautet deshalb: „Denken ist die erste Bürgerpflicht.“ [113] Zum Hebel für die Befreiung aus dem manipulativen Zusammenhang wird die Aufklärung über die Techniken der Manipulation definiert.

In diesem Zusammenhang ist auch auf Wolfgang Fritz Haugs Kritik der Warenästhetik [114] und die Interpretation dieser Darstellung durch Oskar Negt und Alexander Kluge [115] einzugehen. An der Oberfläche unterscheidet sich Haugs Darstellung wesentlich von den bisher angeführten. Energisch distanziert er sich von den „Kategorien einer planmäßigen Verschwörung zur Korruption der Massen“ [116], wie sie vor allem revisionistische Manipulationstheorien durchgeistern. Haug, der „einen Zugang zur subjektiven Seite in der politischen Ökonomie des Kapitalismus“ [117] eröffnen will, befaßt sich mit dem Widerspruch zwischen dem Gebrauchswert und dem „Gebrauchswertversprechen“, der schönen Erscheinung der Ware, die, von ihr abgelöst, in Verpackung, Reklame, Dekoration, Design etc. eine eigene Existenz führt. Die Produktion des „Gebrauchswertversprechens“ entspringt dem Warentausch selbst, sobald das Geld im Tauschakt dazwischentritt und die Umwandlung der Arbeitsprodukte sich in der Umwandlung von Ware in Geld und Geld in Ware vollzieht und die „unmittelbare Identität zwischen dem Austausch des eignen und dem Austausch des fremden Arbeitsproduktes in den Gegensatz von Verkauf und Kauf spaltet.“ [118] In diesem Gegensatz stehen sich nach Haug Käufer und Verkäufer so gegenüber, daß der Käufer, der sich auf dem Gebrauchswertstandpunkt befindet, von der Ware einen Gebrauchswert erwartet, während der Verkäufer, sich auf dem Tauschwertstandpunkt befindend, den in seine Ware gebannten Tauschwert realisieren will und deshalb der Erwartung des Käufers Rechnung tragen muß. „Gebrauchswert spielt in der Berechnung des Warenproduzenten nur eine Rolle als vom Käufer erwarteter, worauf Rücksicht zu nehmen ist.“ [119] Aus dieser Gegenüberstellung von Käufer und Verkäufer kommt das Neue hervor, dem Haugs Darstellung gewidmet ist: „Aus dem so in Personen auseinandergelegten Widerspruch von Gebrauchswert und Tauschwert nimmt eine Tendenz ihren Ausgang, die den Warenkörper, seine Gebrauchsgestalt, in immer neue Veränderungen treibt. Hinfort wird bei aller Warenproduktion ein Doppeltes erzeugt: erstens der Gebrauchswert, zweitens und extra die Erscheinung des Gebrauchswertes.“ [120] Die Erscheinung wird im Folgenden zu einer unerhörten Macht. Sie bestimmt die Verwandlung von Ware in Geld: „Schein wird für den Vollzug des Kaufaktes so wichtig – und faktisch wichtiger – als Sein. Was nur etwas ist, aber nicht nach ‚Sein‘ aussieht, wird nicht gekauft. Was etwas zu sein scheint, wird wohl gekauft.“ [121]

Die schöne Erscheinung der Waren ist ökonomisch kein Geheimnis. Sie zählt zu den Zirkulationskosten. Der Prozeß der fortschreitenden Subsumtion der Arbeitskraft unters Kapital, in dem die ganze Arbeiterfamilie in Beschlag genommen wird, hat weitreichende Folgen. Er konzentriert Arbeitermassen in Ballungsgebiete zusammen und verwandelt den größten Teil der Bevölkerung in Lohnarbeiter, in „Leute, die aus der Hand in den Mund leben, ihren Lohn wöchentlich empfangen und täglich ausgeben, die also ihre Lebensmittel als Vorrat vorfinden müssen.“ [122] Dieser Bewegung folgen Konzentration und Zentralisation des Handelskapitals und dessen verschärfte Konkurrenz. Bis dahin hatten die häusliche Arbeit der Familienmitglieder und das Handwerk die Lebensmittel bereitgestellt. Noch in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts war in Deutschland die Eigenproduktion im Hause verbreitet, und nur ein Teil der häuslichen Arbeit blieb dem Handwerker überlassen. „So war die Spindel noch immer das Symbol der Hausfrau, selbstgesponnenes Linnen zu tragen war Ehre und Stolz. Bloß der fertige Garn wurde dem Weber überliefert, der die Leinwand zu fertigen hatte, für die Bleiche sorgte wieder die Hausfrau. Aber nicht nur an Leinwand, auch an Tuch hielt man eigene sorgfältig bereitete oder gewählte Vorräte. Das Weißzeug, die Kleider, die Beschuhung wurden öfters im Hause gefertigt, der Schneider, der Schuster kam dazu als technischer Gehilfe.“ [123] Zur häuslichen Arbeit gehörte ebenfalls die Bereitung der Nahrungsmittel für den Winter, und das Brot wurde dem Bäcker lediglich zum Backen gebracht [124]. Jetzt, mit der Verwandlung des größten Teils der Bevölkerung in Lohnarbeiter werden ihre „früheren Nahrungsmittel freigesetzt. Sie verwandeln sich jetzt in stoffliches Element des variablen Kapitals. Der an die Luft gesetzte Bauer muß ihren Wert von seinem neuen Herrn, dem industriellen Kapitalisten, in der Form des Arbeitslohns erkaufen“ [125]. Die Arbeiterfamilien können die für die Reproduktion notwendige Familienarbeit nicht länger aufbringen. Das Kapital hat sie zu seiner Selbstverwertung usurpiert und wirft die zur Erhaltung der Arbeiterfamilie notwendigen Lebensmittel als Waren auf den Markt. „Die Arbeiten, welche der Familienkonsum erheischt, wie Nähen, Flicken usw., müssen durch den Kauf fertiger Waren ersetzt werden.“ [126] Einher geht damit der Untergang ganzer Handwerksbranchen. Drechsler, Böttcher, Klempner, Seiler müssen die handwerkliche Produktion ihrer Waren radikal einschränken oder vollständig aufgeben, werden selber proletarisiert. Ein Teil der Waren, wie Fässer zur Zubereitung und Lagerung von Lebensmitteln verliert mit der Zerstörung der häuslichen Arbeit den Gebrauchswert, ein anderer wird ersetzt durch andere, zunächst manufakturmäßig produzierte, verwohlfeilerte Waren, wie Haushaltsgeräte aus Email, Zink oder Kupfer. Schließlich treten völlig neue Waren, wie Nahrungsmittelkonserven auf den Markt [127]. Von 1860 bis 1902 hat sich die Produktion der Konsumgüter fast verdreifacht. [128]

Die handwerksmäßige Produktion hatte wesentlich auf Bestellung gearbeitet. Die Lager waren begrenzt, sowohl an Rohstoffen als auch an Fertigwaren. Jetzt müssen die Proletariermassen die Lebensmittel zentral vorfinden, zunächst in den städtischen Magazinen, dann in den Warenhäusern. Die manufakturmäßige Herstellung von Lebensmitteln gestattet das Anlegen umfangreicher Lager. Der Lohnarbeiter bedarf dieses Warenvorrats, denn der Akt des Warenkaufs ist für ihn Abzug von der Zeit, die ihm zur Reproduktion seiner Arbeitskraft bleibt. [129] Ihm müssen möglichst alle Waren an möglichst einem Ort zugänglich sein. Das Warenhaus, das in Deutschland Ende des 19. Jahrhunderts entsteht, hält die Lebensmittel für die ganze Klasse bereit. Zugleich geht damit die Überschaubarkeit der traditionellen und allgemein bekannten Verschiedenheit der Sortimente des Einzelhandels verloren. Das konzentrierte und zentralisierte, scharfer Konkurrenz ausgesetzte Handelskapital steht in dieser Bewegung vor einer doppelten Aufgabe. Zum einen muß es die Überschaubarkeit des Marktes stets neu herstellen, indem es die Anwesenheit von Gebrauchswerten auf dem Markt annonciert. Zum anderen erheischt die Bildung und Erhaltung von Warenvorrat Ausgaben, die positiven Verlust bilden. [130] Die Arbeiten, die notwendig sind, um Waren vorrätig zu halten, setzen diesen keinen Wert zu. Der Kapitalist ist deshalb daran interessiert, die Waren so rasch als möglich vor dem Konkurrenten loszuschlagen. Jede Stockung bei der Verwandlung von Ware in Geld, bedeutet das Anwachsen der notwendigen, aber nicht wertbildenden Arbeit und birgt in sich die Gefahr des Ruins.Dies ist historisch die Stelle, an der Reklame, Verpackung, Dekoration etc. zu ihrer bis dahin nicht gekannten, uns vertraut gewordenen Ausbreitung kommen. Sie dienen in immer anderen Variationen als Mittel, die Zirkulation abzukürzen. Sie bilden daher Zirkulationskosten, und die Arbeit, die für sie aufgewendet werden muß, geht in den Wertbildungsprozeß nicht ein. Das Kapital läßt nichts unversucht, um mit der Aufwendung dieser Arbeit das Losschlagen seiner Waren zu beschleunigen, indem es die Waren mit einer Erscheinung auszeichnet, die sich den Sinnen des Käufers, und so die Ware seinem Geld aufdrängen soll.

Diese Bewegung ist nicht Gegenstand der Haugschen Darstellung. Zur Entwicklung des Begriffs des „Gebrauchswertversprechens“ geht sie in einem ersten Schritt vom abstrakten Widerspruch zwischen Käufer und Verkäufer aus. Statt in einem zweiten Schritt die Entfaltung der schönen Erscheinung der Ware historisch konkret zu bestimmen, hält sich Haug weiterhin auf der Ebene des abstrakten, im Tausch angelegten Widerspruchs auf, so daß sich das „Gebrauchswertversprechen“ zur treibenden Kraft des Tausches selber verzaubert. Die schöne Erscheinung der Waren gewinnt dabei die Macht zunächst über den Akt von Kauf und Verkauf. Fortwährend erhält der Käufer nur als Schein, was er wünscht. [131] Auf diese Weise bemächtigt sich der Schein auch des Gebrauchswertes. Dieser verwandelt sich in einen „korrumpierenden Gebrauchswert“ [132]. Und schließlich erobert der Schein den Käufer selbst. Er „wirkt zurück auf die Bedürfnisstruktur der Konsumenten, denen er sich einprägt zu einem korrumpierten Gebrauchswertstandpunkt.“ [133]

Dem muß die Marxsche Analyse entgegengehalten werden, die keinen Zweifel daran läßt, daß Zirkulationskosten den Gebrauchswert in keiner Weise tangieren. Die Eigenschaft, die Haug dem Gebrauchswert zuschreibt, existiert nicht. Der Gebrauchswert einer Ware, die in den Konsum des Lohnarbeiters eingeht, hat nur die Eigenschaft, ein gesellschaftliches Bedürfnis zu befriedigen und damit als Moment der Reproduktion der Arbeitskraft zu fungieren. Solch ein Lebensmittel ist notwendig, „wobei es ganz gleichgültig, ob ein solches Produkt, wie z. B. Tabak vom physiologischen Standpunkt aus ein notwendiges Konsumtionsmittel ist oder nicht; genug, daß es gewohnheitsmäßig ein solches.“ [134] Damit, daß Haug im Gebrauchswert eine korrumpierende Kraft entdeckt und daraufhin aus der durch diese Kraft korrumpierten Bedürfnisstruktur die realen Verhältnisse zu entschlüsseln versucht, reiht sich seine Darstellung, aller anfänglichen Vorbehalte zum Trotz, in die Reihe der Manipulationstheorien ein. Sie unterscheidet sich von ihnen nicht im Wesentlichen, sondern in der Distanzierung von der Interpretation des Manipulationsvorganges als planmäßige Verschwörung [135] und darin, daß der Schein nicht als dem Menschen Fremdes, sondern als Spiegel seiner wirklichen Wünsche verstanden wird [136]. Wie in anderen Manipulationstheorien kehren bei Haug die Massen als von den Waren korrumpierte Konsumenten wieder: „Täglich werden sie trainiert im Genuß dessen, was sie verrät, im Genuß der eigenen Niederlage, im Genuß der Identifikation mit der Übermacht.“ [137] Die schöne Erscheinung wird zu der Triebkraft, die die Massen vollständig überwältigt und die Ursache für den gesellschaftlichen Zustand bildet: „Indem der Schein, in dem die Waren einherkommen, die Menschen ausdeutet, versieht er sie mit einer Sprache zur Ausdeutung ihrer selbst und der Welt. Eine andere, als die von den Waren gelieferte, steht schon bald nicht mehr zu Verfügung.“ [138] Zweifellos spekuliert der Verkäufer auf das Bewußtsein des Käufers. Aber den Käufer als nichts anderes zu betrachten denn als Konsumenten, heißt, ihn aus den gesellschaftlichen Bedingungen des Konsums herauszulösen. Der Käufer, von dem Haug spricht, ist eben kein Individuum mit beliebig umzumodelndem Bewußtsein, sondern die Arbeiterklasse. Und das Bewußtsein dieser Klasse ist eine Kategorie gesellschaftlicher Praxis, es objektiviert sich im Klassenkampf. Eine materialistische Untersuchung des Inhalts der Reklame, ihrer Ästhetik etc., ebenso des Inhalts der bürgerlichen Massenkultur hätte deshalb auszugehen von den Arbeits- und Lebensbedingungen der Massen, vom Zustand der proletarischen Organisationen und des Klassenbewußtseins. Haugs Darstellung nimmt jedoch nicht die proletarische Klasse zum Ausgangspunkt, sondern den Schein, der die Ware umgibt. Durch ihn hindurch zerfällt die Klasse allerdings in einzelne Konsumenten, als solche ohnmächtig den bestehenden Verhältnissen preisgegeben. Solche Darstellung eröffnet nicht den versprochenen „Zugang zur subjektiven Seite in der politischen Ökonomie des Kapitalismus“ [139]. Historisches Subjekt ist das Proletariat und keine Versammlung von Konsumenten; diese macht Haug zum Gegenstand einer sozialpsychologischen Interpretation.

Oskar Negt und Alexander Kluge folgen Haug sinngemäß und konstatieren: „Die Ware als sinnlich-übersinnliches Ding wird zum Mittel, Gebrauchsgegenstände in Phantasieprodukte zu transformieren, die nicht nur Gegenstand des Konsums sind, sondern eine Weltanschauung suggerieren.“ [140] Während Haug freilich weiter daran festhält, daß ein Gebrauchswert existiert, mag er von Schein noch so korrumpiert sein, erblicken Negt und Kluge eine Tendenz zum „Verschwinden des Gebrauchswerts im Phantasiewert“. [141] Sie führen dies an einem Beispiel aus: „Die Werbung von Brathendelstationen, deren hormongesteuert aufwachsende Hühner, von denen kürzlich 33 Millionen im Jahr verausgabt wurden, weist darauf hin, daß der Nährwert fast verschwunden sei, nach der Diät-Kalorientabelle betrage er null. Es ist die Idee des Hähnchens, die hier gegessen wird.“ [142] Negt und Kluge mögen von gegrillten Ideen leben können, das Proletariat bedarf handfesterer Dinge zur Reproduktion seiner Arbeitskraft. Es sei denn, es reproduziere auch nur die Idee einer Arbeitskraft und das Kapital gebe sich mit der Abpressung einer Mehrwertidee zufrieden.

Es charakterisiert die Manipulationstheoretiker, daß ihnen die Lebensbedingungen der Massen ebensowenig vertraut sind wie die Bewegungen des Kapitals. [143] Sie bleiben an den Erscheinungsformen kleben und fallen deshalb der antikommunistischen Propaganda von der „Wohlstandsgesellschaft“ zum Opfer. In ihren kritischen Blick gerät nicht die unerhörte Intensivierung der Arbeit und nicht die fortschreitende Integration der Frauen in den Produktionsprozeß [144], was die Aufwendung einer bis dahin nicht gekannten Masse von Lebensmitteln zur Reproduktion der Arbeiterfamilie erzwingt, ohne sie dauerhaft zu sichern. Stattdessen treiben die Manipulationstheoretiker Warenkunde: Kraft ihrer moralischen Kriterien können sie beurteilen, daß bestimmte Waren für die Arbeiter überflüssig sind, nicht bemerkend, daß neben ihnen die Demagogen der „Wohlstandsgesellschaft“ stehen, voll denen sie nur jene Kriterien unterscheiden. Sagen die einen: „Schlimm, schlimm, alles Manipulation“, sagen die anderen: „Fein, fein, alles Wohlstand“. Der Warenkundler betrachtet die Dinge ausschließlich von der Seite ihres Gebrauchswertes, und deshalb kann er auch nicht als die treibende Kraft, die neue Waren auf den Markt wirft, das sich selbstverwertende Kapital erkennen. Stattdessen muß er eine andere erfinden: die Manipulation. Darin manifestiert solch Kritiker seine Massenfeindlichkeit. Er kauft sich einen Farbfernseher und erhebt sich mokierend über den Blödsinn der Sendungen, zugleich klagend darüber, daß Arbeiter sich Farbfernseher kaufen und sich, wie er meint, das Hirn vernebeln lassen – natürlich ganz im Gegensatz zu ihm selbst. Er verachtet die Massen, die in ohnehin höchst beschränktem Maße als notwendige solche Lebensmittel verbrauchen, die als Luxusgüter bislang ihm vorbehalten waren. Ihm scheint dies, als suchten sie sich die luxurierenden Lebensformen anzueignen, die doch seine bleiben sollen; und er interpretiert dies als Ablenkung von einer Revolution, der er die Daumen drücken möchte. Was er in Wirklichkeit fürchtet, ist die Preisgabe der Exklusivität seiner Lebensform.
 

5. Die Unterstellung der Bewußtheit

Jenseits ihrer Einmütigkeit bestehen freilich erhebliche Differenzen zwischen den Manipulationstheorien. Während die sozialdemokratischen an der Theorie vom „Politischen Lohn“ [145] festhalten, bewegen sich die revisionistischen assoziierend um Bestandteile der Theorie vom „Staatsmonopolistischen Kapitalismus“, besonders um deren Bestimmung des Staatsapparates bei der Krisenregulierung, allerdings in einer Weise, die von den ökonomischen Vertretern des „Staatsmonopolistischen Kapitalismus“ gewiß nicht ernst genommen wird. Während sich die sozialdemokratischen Theorien als eine Kulturkritik gerieren, die sich der weitgehenden Verfügung über den Staatsapparat bewußt ist, entwerfen die Revisionisten Strategien, um diese Verfügung zu erlangen. Holzer und Schmid [146] schlagen dafür die Gründung von „Publikumsgesellschaften“ [147] vor. Sie sollen der „Forderung nach Mitbestimmung im privatwirtschaftlich geregelten Sektor der Massenmedien“ [148] Geltung verschaffen. In diesen „Publikumsgesellschaften“ soll sich „das massenmediale Publikum organisieren“ [149]. Es sollen „die sozialen Gruppen, aus welchen sich das Publikum rekrutiert, in entsprechenden Proportionen ihre Interessenvertreter“ [150] in diese Gesellschaften entsenden. Das Luftgebilde, das die Autoren entwerfen, verdoppelt bloß die Illusionen über die bürgerliche Demokratie. Nicht die praktische Durchsetzung der Interessen der Massen ist das Ziel solchen Plans, sondern die Massen sollen auch noch organisatorisch in den bürgerlichen Status eines Publikums fixiert werden. Sind erst einmal die Massen in bekanntem Pluralismus in „soziale Gruppen“ auseinanderdividiert, und wird auf diese Weise der Widerspruch zwischen Lohnarbeit und Kapital in ein Ensemble von gleichberechtigten Konkurrenzen eingereiht, so hat weder die Arbeiterklasse noch ihre Partei eine Funktion zu übernehmen; und in Holzers und Schmids Plan kommen sie auch nicht vor. In Gang gesetzt werden soll ein „Aufklärungsvorgang“ [151], und dabei gestehen die Autoren ihre Massenfeindlichkeit offen ein. Da das kapitalistische System „die Bereitschaft des Publikums, den Verschleierungs- und Verführungstaktiken der Massenmedien aufzusitzen, gefördert hat (...)“ [152] ‚ und da die Arbeiter und Angestellten der „kritischen Sprache (...) verlustig gingen“ [153], sind nicht sie es, die die Verhältnisse verändern. Holzer und Schmid erklären ausdrücklich, „daß eine Veränderung der massenmedialen Inhalte gegen die Masse des Publikums durchgesetzt werden muß (...)“ [154]. Initiierend hätten daher „die Gewerkschaften“ [155] und „die intellektuelle Opposition“ [156] zu wirken.

Zentral ist den revisionistischen Strategien der unterstellte Begriff des Manipulateurs als Inhaber einer allgemeinen Bewußtheit. Allerdings bleibt dieser Begriff in sich widersprüchlich. Horst Keßler liefert dafür einige Illustrationen. Einerseits definiert er mit Kurt Hager: „Staatsmonopolistische Manipulierung ist der planmäßige, mit wissenschaftlichen Methoden geführte psychologische Krieg gegen das Denken, die Vernunft und die Gefühle, kurz gegen jegliche auf den gesellschaftlichen Fortschritt gerichtete Entwicklung der Werktätigen Westdeutschlands.“ [157] Andererseits distanziert er sich von dem planmäßigen Charakter der manipulierenden Macht und verwendet das Wort in Anführungszeichen: Es „wird falsches Bewußtsein gegewärtig ‚planmäßig‘ reproduziert und verbreitet (...)“ [158] Einerseits schreibt er jener Macht „den bewußt betriebenen Abbau der Denk- und Kritikfähigkeit“ [159] zu, andererseits charakterisiert er sie als „partielle staatsmonopolistische Bewußtheit“ [160].

Hier kann nicht detailliert diesem Widerspruch nachgegangen werden. Festzuhalten ist jedoch der Wissenschaftsbegriff, den er voraussetzt. Danach ist die bürgerliche Wissenschaft eine autonome Einheit, die selbst nicht das Mal der Klassengesellschaft trägt und deshalb dem Monopolkapital die Bewußtheit vermittelt, sei sie nun total oder partiell.

Erst die Anwendung der Wissenschaft ist vom Klassencharakter der Gesellschaft gezeichnet. Keßler spricht deshalb vom „Mißbrauch moderner wissenschaftlicher Erkenntnisse“ [161] durchs Monopolkapital. Daß die klassenmäßige Trennung von Theorie und Praxis, die Ansammlung theoretischer Kenntnisse als wissenschaftliche und technische auf der einen und der praktischen Kenntnisse auf der anderen Seite, den Inhalt und die Struktur der Wissenschaft selbst bestimmt, und die Wissenschaft in der kapitalistischen Produktionsweise dem Arbeiter als Moment des Kapitals gegenübertritt, kann dieser Wissenschaftsbegriff nicht akzeptieren. Die Strategie, die aus ihm abgeleitet wird, schildert Keßler am Beispiel der Bildung und Qualifizierung: „So ist der aus der wissenschaftlich-technischen Revolution geborene Zwang zu einer partiellen Entwicklung des Bildungswesens nicht zu realisieren, ohne ein größeres Maß an Wissen weiten Kreisen der Werktätigen zu vermitteln. Auch der in der Produktion Tätige muß in der wissenschaftlich-technischen Revolution bestehen. Dadurch wachsen nicht nur die Forderungen nach Bildung und wissenschaftlichen Kenntnissen sprunghaft an, sondern die demokratische Grundforderung nach Zerschlagung aller Bildungsprivilegien erhält neuen Auftrieb. In Bildung und Wissenschaft und auf anderen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens sieht sich das Monopolkapital der harten Tatsache gegenüber, daß sich die geistigen und kulturellen Interessen der Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten in elementare politische Grundforderungen der antiimperialistischen Bewegung zu wandeln beginnen.“ [162] Der Begriff der „wissenschaftlich-technischen Revolution“ erscheint hier als Merkmal einer Epoche, deren Entwicklung durch einen von Wissenschaft und Technik ausgelösten Fortschritt bestimmt ist. Subjekt der Geschichte ist dabei nicht das Proletariat, sondern eben diese „wissenschaftlich-technische Revolution“ mit dem ihr immanenten Widerspruch, einerseits den „Mißbrauch“ der Wissenschaft weiterzutreiben, andererseits zu diesem Zweck stets weitere Kreise der Werktätigen an der Wissenschaft teilhaben zu lassen. Die Forderung nach der Zerschlagung der Bildungsprivilegien folgt Keßlers Darstellung gemäß zwangsläufig diesem Widerspruch, und ebenso folgt aus der Forderung wiederum ebenso zwangsläufig der Umschlag in die antiimperialistische Bewegung. Die Zuversicht auf solchen automatischen Ablauf kann nur darin begründet sein, daß alles, was Keßler wenig präzis mit „Wissen“, „Bildung“, „wissenschaftliche Kenntnisse“ und „Wissenschaft“ umschreibt, die treibende Kraft enthält, welche die Verhältnisse umwälzt. Zugleich muß die bürgerliche Wissenschaft als klassenneutrale verstanden werden, denn nur in diesem Verständnis kann sie sowohl vom Monopolkapital mißbraucht, als auch von den Werktätigen fortschrittlich angewendet werden, ohne daß Struktur und Inhalt der Wissenschaft davon berührt sind. In der Aneignung der wissenschaftlichen Kenntnisse des Monopolkapitals durch die Massen vollzieht sich die Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse. Gefordert wird nicht die Revolutionierung der bürgerlichen zur proletarischen Wissenschaft; gefordert wird nicht die Zerschlagung der bürgerlichen Bildung, sondern die Zerschlagung des Privilegs, das dem Arbeiter die bürgerliche Bildung vorenthält. Wenn der solchermaßen gebildete Arbeiter zwangsläufig zum Teilnehmer der antiimperialistischen Bewegung wird, dann kann die Kraft, die ihn dazu bringt, nur der Bildung selbst entspringen. Unerfindlich bleibt dabei allerdings das Verhältnis von Bildungsprozeß und Organisation. Entweder entspringt der Bildung auch noch die Organisation der Massen, oder die Bewegung besteht aus der Versammlung eines antiimperialistisch gesinnten Publikums. In beiden Fällen figurieren die Massen als Erfüllungsgehilfen des Fortschritts einer Gesellschaft, die von Wissenschaft und Technik bewegt wird.

Dem oben bezeichneten Widerspruch zwischen totaler und partieller Bewußtheit des Kapitals entgeht Keßler, indem er an keiner Stelle aufweist, in welcher Weise konkret sich die Manipulation vollzieht. In der Konkretion interpretiert er aus einzelnen Produkten der bürgerlichen Massenkultur Absichten der Manipulateure. So heißt es beispielsweise über die Figur des Kriminalkommissars im Film: „Die Darstellung dieser Helden zielt darauf, ein Vertrauensverhältnis zwischen Bevölkerung und Staat zu schaffen und indirekt eine Identifikation mit dem imperialistischen Staat zu erreichen.“ [163] Wie dieses Ziel konkret erreicht wird, teilt der Verfasser nicht mit; daß es erreicht wird, unterstellt er abstrakt. Andernorts sind Versuche unternommen worden, den Vorgang der Manipulation konkret zu fassen. Auf sie soll an zwei Beispielen eingegangen werden.

Auf dem Kulturpolitischen Forum der DKP führte Conrad Schuhler, Redakteur der Zeitschrift Kürbiskern folgendes aus: „Seit Monaten, ja seit Jahren wird in der sog. Öffentlichkeit das Problem der Inflation und der Währung diskutiert. d. h. die Experten aus Politik und Medien diskutieren. In einer Sprache, die sich völlig abriegelt gegen das Verständnis des Medienpublikums. Mit Grund und Absicht. Denn sonst könnte diesem Publikum, diesen Arbeitern und Angestellten ja aufgehen, daß unsere Währung deshalb zunehmend schwindsüchtig wird, weil wir die gerade in ihrem Bankrott so gefährliche Kriegspolitik der USA finanzieren helfen, und weil wir so stolze Exportüberschüsse haben – die den Konzernen Geld in die Kassen bringen und für uns weniger Güter, also höhere Preise bedeuten. Und die Arbeiter und Angestellten wüßten dann bald, was sie zu halten haben von Konzertierter Aktion und anempfohlenem Lohnstopp.“ [164] Diese Darstellung setzt den Ideologen voraus als über die Wahrheit verfügenden, welcher sich vor den Massen einer Sprache bedient, die diesen den Zugang zur Wahrheit versperrt. Er wendet diese Technik an zum Zwecke der Aufrechterhaltung der bestehenden Verhältnisse, da der Prozeß der Aneignung der Wahrheit die Gefahr umstürzender Verhältnisse in sich birgt. Allein schon die Erinnerung an volkswirtschaftliche Seminare hätte den Autor eines besseren belehrt. Dort wird nicht vor den Massen verhandelt, sondern vor zukünftigen Agenten des Staatsapparates und des Kapitals, und dennoch sprechen die Ideologen dort keine andere Sprache als in den Massenmedien. „Wenn sich der derzeitige Lohnkonflikt zu einem Flächenbrand auszuweiten droht, dann muß ich in diesem Fall für die Bundesregierung erklären: Wir können nicht länger schweigen.“ [165] Diese begriffslose Sprache des ehemaligen Wirtschaftsministers beabsichtigt nicht die Manipulierung der Massen. Schiller redete so vor achthundert Beifall klatschenden Kapitalisten [166]. Der Ideologe kann es nicht anders. Daß die Sprache des Börsenberichts der des Wetterberichts gleicht, mit denselben hilflosen Metaphern umschreibt, was sie begrifflich nicht fassen kann, ist ein Beweis dafür, daß sich der Ideologe keinen korrekten Begriff von den Bewegungen der Kapitale machen kann. Deshalb hantiert er mit metaphorischen Hilfskonstruktionen.

In seiner ganzen Kritik der kapitalistischen Gesellschaft analysiert Marx immer wieder, wie alle Wertformen, vom Tauschwert bis zum Arbeitslohn, von der Grundrente bis zum Zins, mystifiziert sind. Und weder der Kapitalist, noch der staatliche Agent, noch der Arbeiter sind von diesen Mystifikationen ausgenommen. Der staatliche Agent ist aufgrund seiner Unabhängigkeit vom einzelnen Kapital in der Lage, eine Ideologie zu entwickeln, die über die Beschränkung des Einzelkapitals hinausreicht. Der Schluß, er entziehe sich auf diese Weise der Mystifikation, ist jedoch selbst Mystifikation. Zur Konsequenz zugespitzt, hieße er: Der Staatsapparat ist aufgrund seiner Unabhängigkeit von den Einzelkapitalien diejenige Instanz, welche eine Bewußtheit beherbergt, die es ihm gestattet, die gesellschaftlichen Verhältnisse zu überschauen und planvoll zu gestalten. Der Staatsapparat ist das historische Subjekt. Daß dies nicht das Wesen des Staates, sondern seine Erscheinung ist, hat Marx ausführlich, besonders in seiner Analyse des Kampfes um den Normalarbeitstag dargestellt. Schuhler mag sich von den Schlußfolgerungen distanzieren, sie bleiben dennoch die Konsequenz seiner eigenen Interpretation. Für ihn kann die ganze bürgerliche Ökonomie mit der sich endlos durch die Literatur wälzenden Theorie von den wertbildenden Faktoren Arbeit, Kapital und Naturkraft nichts anderes sein als ein gigantisches Manöver zur Manipulation der Massen. Für ihn ist der Ideologe im Besitz der Wahrheit, er verfolgt mit ihr bloß andere Absichten, als es die von ihr ausgeschlossenen Massen täten, hätten sie Zugang zu ihr. Unausgesprochen verbirgt sich dahinter die Strategie, den Ideologen zu verpflichten, nicht länger mit der Wahrheit hinter dem Berge zu halten. Doch sind die Hilfskonstruktionen der Ideologen das eine, und die Wahrheit der Massen ist das andere. Der Ideologe spricht nicht wider besseres Wissen; was er von sich gibt, ist sein bestes Wissen. Die Massen gewinnen die Wahrheit nicht durch die Aneignung dieses Wissens, sondern durch die Aneignung ihres materialistischen Wissens im praktischen Zusammenschluß, dessen konstitutives Moment der Marxismus-Leninismus ist.
 

6. Eine falsche Voraussetzung der Methode

Einen anderen Versuch, den Vorgang der Manipulation zu konkretisieren, unternimmt Franz Knipping [167]. Exemplarisch läßt sich daran die entscheidende Voraussetzung entschlüsseln, auf die sich die Methode stützt, mit der die Manipulationstheoretiker vorgehen. Knipping schreibt: „Springer liefert den wohl nachhaltigsten Beweis, wie ein Pressemonopol die Volksmeinung erstickt und jeden Einfluß des Volkes auf die Presse ausschaltet. Die Verfügungsgewalt eines extremen Reaktionärs über den Großteil der Presse eines Landes stellt zudem eine permanente Bedrohung des Friedens dar. Dutzendfach läßt sich belegen, wie die Konzernpresse Springers – und keineswegs nur ‚Bild‘ – den geistigen Nährboden für Neofaschismus, Neonazismus und Revanchismus bereitet. Dutzendfach läßt sich nachweisen, wie jeder Ansatz zu einer Politik der Entspannung und der Verständigung von der Springer-Journaille mit einem regelrechten Meinungsterror gegen seine Verfechter beantwortet wird. Die Bemühungen um den Abschluß eines Vertrages zur Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen veranlaßten Springer zum Beispiel zu einer mehrwöchigen Kampagne, deren Tenor etwa durch folgende emotional geprägten ‚Bild‘-Schlagzeilen bestimmt wurde: „Wir lassen uns nicht unter Druck setzen‘, ‚Wir wollen kein Volk von Bettlern werden‘, ‚Wir lassen uns nichts aufzwingen‘, ‚Wach auf, Europa!‘, ‚Deutsche haben recht‘.“ [168] Knipping kommt am Schluß seiner Betrachtung zu der Frage: „Wie lange noch wollen Westdeutschlands Werktätige dem tatenlos zusehen? – Wie lange noch gedenken sie – direkt oder indirekt – an der Befestigung dieses Bollwerkes gegen Frieden, Entspannung und europäische Sicherheit mitzuwirken?“ [169] Es soll hier nicht untersucht werden, wie groß die Verachtung der Massen sein muß, um zu der Behauptung getrieben zu werden, sie wirkten an der Kriegstreiberei der Herrschenden mit; wie ein Theoretiker einzuschätzen ist, der in der Konsequenz die Massen zu Feinden des Sozialismus erklärt. Es sei nur darauf hingewiesen, daß sich die Kommunisten niemals, auch nicht unterm Faschismus, weder von bombastischen Aufmärschen noch von den Heeren, in denen die Töchter und Söhne des Volkes zum Krieg zogen, über den Friedenswillen des Volkes haben täuschen lassen. Stets haben sie in der Spaltung des Volkes die Ursache für den Sieg des Faschismus gefunden und diese Spaltung kritisiert, im Gegensatz zur sozialdemokratischen Führung, welche im Volk selbst die Ursache suchte und das Volk selbst verurteilte. [170] Knipping reicht für solche Täuschung schon der Tatbestand, daß die Bildzeitung sehr viele Käufer hat. Von Interesse ist die Methode, die der Autor anwendet, um den Vorgang der Manipulation konkret zu fassen. Er zitiert Schlagzeilen der bürgerlichen Massenpresse und fällt daraufhin sein Urteil über die Massen. Unausgesprochen macht sich diese Methode zur Voraussetzung, es sei von den Produkten der bürgerlichen Massenkultur unmittelbar auf das Bewußtsein der Massen zu schließen. Der Manipulationstheoretiker betrachtet einen Fernsehfilm oder liest eine bürgerliche Massenzeitung, interpretiert dies Material und identifiziert dessen ideologischen Gehalt mit dem bewußtseinsmäßigen Stand der Massen. Damit beginnt der circulus vitiosus: Der Beweis für die bruchlose Durchsetzung der Absichten des Manipulateurs im Bewußtsein der Manipulierten wird geführt mit einer Methode, die zur Voraussetzung hat, was unter Beweis gestellt werden soll. Konsequent treibt die vorausgesetzte Identität den Manipulationstheoretiker zu dem Urteil, die Leser der Bildzeitung seien nichts anderes als der Zeitungsverleger: Friedensfeinde.

Auch Keßler verfährt in dieser Weise, ohne jedoch, wie es Knipping tut, im einzelnen Fall die Identität des ideologischen Gehalts von Produkten der bürgerlichen Massenkultur mit dem Bewußtsein der Massen festzustellen. Keßler formuliert vorsichtiger und beschränkt sich darauf, aus einzelnen Materialien, wie Western, Kriminalfilme und Klischees der Trivialliteratur, bestimmte Absichten der Manipulateure zu interpretieren. Seine Stereotype lauten: Das jeweilige Material „eignet sich dafür“ [171], seine „ideologische Funktion besteht darin“ [172], es „zielt darauf“ [173], es „ist geeignet“ [174], seine „Absicht besteht darin“ [175]. Erst in der Abstraktion wird dann auf das Bewußtsein der Massen geschlossen und der „Abbau der Denk- und Kritikfähigkeit“ [176] diagnostiziert.

Öffentlicher Meinungsaustausch
Aus: Die Welt vom 27. April 1963

Die Voraussetzung ist jedoch falsch; die beschworene Identität existiert nicht. Wäre Knipping die Sprache der Massen vertraut, hätte er sich leicht davon überzeugen können, daß sie nicht die Sprache der bürgerlichen Massenpresse ist. Nichteinmal zentrale Wörter wie „Arbeiter“, „Gewerkschaft“, „Kapitalist“ werden identisch gebraucht. In der Bildzeitung erscheint das Wort „Arbeiter“ als Berufsbezeichnung, „Gewerkschaft“ fungiert als Bezeichnung für Verhältnisse, die dem Kapital eigentümlich sind: die Gewerkschaft erscheint nicht als Organisation der Arbeiter, sondern als Unternehmen mit dem „Gewerkschaftsboß“ oder dem „Chef“ an der Spitze. Das Wort „Kapitalist“ wird in der Bildzeitung überhaupt nicht gebraucht. An seine Stelle tritt der „Arbeitgeber“, von dem als Leiter einer demokratischen Organisation die Rede ist, als „Präsident“ oder „Vorsitzender“ des „Arbeitgeber-Verbandes“ oder als „Vertreter der Arbeitgeber“. [177] Sogar die bürgerliche Sozialforschung [178] hat stellenweise, manchmal auch mit eingestandener Überraschung, zur Kenntnis genommen, daß die Sprache des Arbeiters und das Bewußtsein, das sich in ihr artikuliert, anders ist, als die bürgerliche Massenpresse glauben machen will, wenn sie damit für sich wirbt, daß sie „für die Interessen des kleinen Mannes kämpft“. [179] Nach wie vor bezeichnet „Arbeiter“ das Kollektiv der Proletarier, „Gewerkschaft“ ihren organisatorischen Zusammenschluß zum Schutz vor dem Ruin der Arbeitskraft, „Kapitalist“ den Funktionär des Kapitals, die Charaktermaske eines gesellschaftlichen Verhältnisses.

Ein weiteres Indiz für die Unrichtigkeit jener vorausgesetzten Identität ist der Widerspruch zwischen dem Wahlverhalten der Leser bürgerlicher Massenzeitungen und der politischen Linie dieser Blätter. Seit im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts in den Generalanzeigern die Vorform der modernen bürgerlichen Massenpresse und im Ersten Weltkrieg diese Presse selbst entstanden war, wählten die Leser solcher Zeitungen eher Sozialdemokraten und Kommunisten als andere Parteien. [180] Bis heute setzt sich dieser Widerspruch fort. Während die Bildzeitung manifest Propaganda für die CDU/CSU treibt, wählt die überwältigende Mehrheit der Leser dieser Zeitung die SPD. [181]

Die „Fachsprache“ der Reporter, Journalisten, Drehbuchautoren etc. liefert darüber hinaus eine Fülle von Hinweisen, wie begriffslos die in solchen Branchen Tätigen vor dem formellen Produktionsprozeß stehen und wie fremd sie sich gegen ihre Arbeit verhalten. Ihre „Fachsprache“ besteht ausschließlich aus Metaphern. Hinter der Bildzeitung ein planmäßig auf die Massen zugeschnittenes Manipulationsinstrument kann nur erblicken, wer den Marktforschern, die im Konzernauftrag die Zeitung interpretieren, eine Erkenntniskraft zuschreibt, die der materialistischen Analyse eigentümlich ist. Autoren von Romanheften sind vom Verlag angehalten, die Handlungen mit einem happy end abzuschließen und gesellschaftskritische Probleme zu meiden. Das ist der ganze planmäßige Zuschnitt der bürgerlichen Massenliteratur. Reporter der Bildzeitung sind angewiesen, kurze Sätze zu schreiben, Fremdwörter und aneinandergereihte Genitive zu meiden und nicht zu vergessen, daß die Leser es nicht leicht haben in ihrem Leben. Diese Faustregeln sind der ganze planmäßige Zuschnitt der Bildzeitung.

Die Methode, die in den Manipulationstheorien zur Anwendung kommt, gibt Auskunft über den Klassenstandpunkt ihrer Repräsentanten. Sie befinden sich fernab von den Massen. Diejenigen, über deren manipulative Eingriffe in Arbeiterköpfe sie sich entrüsten, sind ihnen näher als diejenigen, vor deren manipuliertem Bewußtsein sie Ekel empfinden. Nur vermittels der bürgerlichen Ideologie gewinnen sie Zugang zu den Massen. Ihr Verhältnis zu ihnen ist damit entschieden. Sie sind keine Verbündeten des Proletariats, sondern sie werfen sich zu dessen Interpreten auf. Es irritiert daher auch nur den oberflächlichen Betrachter, wenn z. B. Knipping als Kronzeuge für seine Interpretation keinen geringeren als Karl Jaspers zitiert: „Wird hier nicht bereits praktiziert, was Karl Jaspers befürchtet: die Bundesbürger als ‚eine zur Schlachtbank geführte Herde, geführt von den letzten Politikern der nationalen absolutistischen Denkungsart‘?“ [182]
 

7. Der Begriff des bürgerlichen Individuums in den Manipulationstheorien

Die Manipulationstheorien finden zu keiner einheitlichen Meinung darüber, ob vermittels manipulativer Maßnahmen der Zustand vollständiger Unterwerfung erreicht ist, wie Cullmann-Reder meint [183], oder angestrebt wird, wie Keßler vermutet [184]. Letzterer stellt zwar den „Abbau der Denk- und Kritikfähigkeit“ [185] bei den Massen fest, gibt aber nicht an, welches Stadium der Abbau erreicht haben soll. Die Theorien bleiben unschlüssig, ob die herrschende Klasse als verschwörerisches Subjekt sich aus den Mystifikationen der kapitalistischen Gesellschaft ganz oder teilweise entfernt hat. So beschreibt Keßler die bürgerliche Ideologie einmal als vom Widerspruch zwischen Lohnarbeit und Kapital gereinigte, bloß noch mit den Widersprüchen der Kapitalfraktionen behaftete [186], ein anderes Mal als vom Widerspruch zwischen Lohnarbeit und Kapital gezeichnete [187]. In den Kreisen, welche den Manipulationstheorien anhängen, wird darüber gestritten, ob die Massen in „Analphabetentum“ [188] oder „Halbanalphabetentum“ [189] gesunken sind.

Unabhängig vom Ausgang dieses Streites ist den Manipulationstheoretikern eines gemeinsam. Ob die Massen als „Dummköpfe“ [190] beschrieben werden, oder die Ansicht vertreten wird, daß des Menschen „Ich, seine Persönlichkeit systematisch zerstört“ [191] wird, ob Haug „Triebunterdrückung bei gleichzeitiger Scheinbefriedigung des Triebs“ [192] als einen Grundzug der kapitalistischen Gesellschaft schildert, oder Negt und Kluge den „psycho-dynamischen Haushalt des Einzelnen“ [193] im Blick haben – die Manipulationstheorien bilden über die Massen mit dem Begriff des Individualismus ihre Urteile. Sie nehmen die Massen als einzelne, ihrer selbst nicht mehr oder noch nicht mächtige – Personen. Die Ich-Schwäche erscheint als Einfallstor für alle den klassenmäßigen widersprechenden Interessen. Die Perspektive, in die diese Theorien münden, ist daher der aufgeklärte Einzelne. Die Strategie, mit der die schlechte Wirklichkeit überwunden werden soll, ist die Rekonstruktion des Ich, die Wiederinstandsetzung des autonomen, mit sich identischen Individuums. Daher verabschiedet sie sich von der proletarischen Klasse als dem Subjekt der Geschichte. Genau dies ist deshalb auch die Stelle, an der die revisionistischen Manipulationstheorien und ihr politischer Anspruch auseinanderbrechen. Denn es wird weiter daran festgehalten, daß die Entscheidung im Kampf gegen die bürgerliche Ideologie „vor allem von der Stärke der revolutionären Bewegung unter Führung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei“ [194] abhängt. Dem Anspruch nach ist der Kampf Klassenkampf mit dem Ziel der Zerschlagung des kapitalistischen Staates und der Errichtung der Diktatur des Proletariats. Die den Manipulationstheorien entspringende Strategie hat jedoch das Ziel, die manipulierten Massen zu aufgeklärten einzelnen zu erheben. Zwischen dem Prozeß der Rekonstruktion des Ich und der revolutionären Bewegung besteht ein unauflösbarer Widerspruch, und die Manipulationstheoretiker können beides nicht zu einer widerspruchsfreien Einheit bringen. Sie müssen die Antwort darauf schuldig bleiben, ob die Massen als Versammlung eines aufgeklärten Publikums identisch sein sollen mit der revolutionären Bewegung, und welches Verhältnis zwischen diesem und der proletarischen Partei zu herrschen hätte, oder ob diese Aufgeklärten eine Etappe zur revolutionären Bewegung darstellen sollen, und in welcher Weise sich dann die Transformation der einen in die andere zu vollziehen hätte. Den Manipulationstheorien bleibt ihr Anspruch äußerlich.
 

8. Festigung des Klassenbewußtseins contra Rekonstruktion des Ich

Marx kommt zu anderen Ergebnissen als die Manipulationstheoretiker. Er schildert, wie in der Konsequenz der „Industriellen Revolution“ für das Proletariat die Arbeitskraft des Mannes entwertet, Frauen und Kinder in die Produktion getrieben werden, und so die große Maschinerie den baldigen Ruin der Arbeiter bedeutete. Die vom Staat berufenen Fabrikinspektoren entsetzen sich über das Ausmaß, in welchem physische und moralische Verelendung einhergingen. Sie fanden den Anlaß für die unvorstellbare Kindersterblichkeit in „Vernachlässigung und Mißhandlung der Kinder, u.a. unpassende Nahrung, Mangel an Nahrung, Fütterung mit Opiaten usw., dazu unnatürliche Entfremdung der Mütter gegen ihre Kinder, im Gefolge davon absichtliche Aushungerung und Vergiftung“ [195]. Als Ursache solcher Verhältnisse wiesen sie die „außerhäusliche Beschäftigung der Mütter“ [196] nach. Säuglinge, so bemerkt der Sixth Report on Public Health, „verrumpelten in kleine alte Männchen oder verschrumpften zu kleinen Affen“ [197]. Dennoch scheint die Zerstörung seiner eigenen Arbeitskraft im freien Entschluß des Individuums begründet, denn der einzelne Arbeiter geht solche Kontrakte ein, die den Arbeitstag in einer Weise ausdehnen, daß die Reproduktion der Arbeitskraft nicht mehr möglich ist. Er willigt in seine eigene Vernichtung ein. Verhältnisse, in welchen die Baumwollindustrie in „drei Generationen der englischen Rasse (...) neun Generationen von Baumwollarbeitern verspeist“ [198] signalisieren allerdings andere Beziehungen zwischen den Menschen als solche, die auf der Selbstverwirklichung beruhen.

Der kapitalistischen Wirklichkeit, in der für den Arbeiter die Freiheit zum Verkauf seiner Arbeitskraft dasselbe ist wie der Zwang, sie zu verkaufen [199], wird der Begriff des mit sich identischen Individuums nicht gerecht. „Ohne den Widerstand durch die Trade-Unions erhält der Arbeiter nicht einmal das, was ihm nach den Regeln des Lohnsystems zusteht. Nur die Furcht vor den Trade-Unions kann den Kapitalisten zwingen, dem Arbeiter den vollen Marktwert seiner Arbeitskraft zu zahlen.“ [200] Als einzelne sind die Arbeiter dem Kapital vollständig preisgegeben. „Zum ‚Schutz‘ gegen die Schlange ihrer Qualen müssen die Arbeiter ihre Köpfe zusammenrotten und als Klasse ein Staatsgesetz erzwingen, ein übermächtiges gesellschaftliches Hindernis, das sie selbst verhindert, durch freiwilligen Kontrakt mit dem Kapital sich und ihr Geschlecht in Tod und Sklaverei zu verkaufen.“ [201] Zur Aufrechterhaltung ihrer Arbeitskraft ist der Zusammenschluß der Arbeiter notwendig. Das Klassenbewußtsein, welches sie Mystifikationen als Mystifikationen und Täuschungen als Täuschungen erkennen läßt, ist unlösbar mit diesem Zusammenhang verbunden. Die Selbstzerstörung, die die Manipulationstheoretiker beklagen, ist nicht Resultat mangelnder Ich-Identität, sondern Resultat mangelnder Organisation als Klasse.

Das konstitutive Moment der Manipulationstheorien, ihre Massenfeindlichkeit, gibt einen unübersehbaren Hinweis auf den Klassenstandpunkt dieser Theoretiker. Ausgangspunkt sind für sie nicht die konkreten Lebensbedingungen der Massen, sondern die Maßnahmen zu deren Unterdrückung. Die Trümmer der proletarischen Organisationen bildeten das Fundament der Manipulationstheorien. Dem Staatsapparat, der die Massen niederschlug, folgte der Ideologe, der jetzt seinen Hohn über sie ergoß und sie Angepaßte nannte. Das liefert nicht nur die historische und klassenmäßige Bestimmung dieser Theorien, sondern auch die Perspektive des praktischen Kampfes gegen sie. Arbeiterkorrespondenzen, die Zeitungen der proletarischen Organisationen, Agitprop-Kollektive, sind wichtige Instrumente im ideologischen Kampf. Als Momente des praktischen Widerstandes sind sie daran beteiligt, den Prozeß der Organisierung der Massen und damit ihrer ideologischen Festigung voranzutreiben. Es ist dieser Prozeß, der dadurch auch die Macht der bürgerlichen Ideologie bricht, daß er ihre materiellen Voraussetzungen zerstört. Nicht eine Strategie, die den bürgerlichen Ideologen verpflichten möchte, die Wahrheit auszusprechen, drängt den Einfluß des Antikommunismus zurück, sie bringt bloß andere reformistische Illusionen hervor. Erfolg im Kampf gegen den Antikommunismus gewährleistet nur die organisatorische Qualität der Agitation und Propaganda, die die Desorganisation der Massen weiter überwindet. Der Kampf um die Durchsetzung ihrer linearen Lohnforderungen zielt auf die Einheit der Arbeiter, richtet sich gegen Versuche, sie zu spalten. Er ist damit auch ein Kampf gegen die materiellen Voraussetzungen des antikommunistischen Einflusses auf die Arbeiter. Der jüngste Streik der Druckarbeiter hat wesentliche Bestandteile der Manipulationstheorien praktisch widerlegt, keine „Publikumsgesellschaft“, welche die Durchsetzung von Interessen eines Publikums bei staatlichen Instanzen beantragt, hat der Verbreitung der bürgerlichen Ideologie durch die Journalisten Widerstand entgegengesetzt, sondern die Druckarbeiter haben, sich wenig kümmernd um die Illegalität ihres Handelns, die streikfeindlichen Hetzmanuskripte der Tintenkulis dem Reißwolf übergeben. Hier deutet sich der Weg an, auf dem der ökonomische Kampf in den politischen überführt wird und die Waffen des ideologischen Kampfes gegen die Arbeiterklasse stumpf werden. In solchen Kämpfen schließen sich die Arbeiter zusammen und schaffen ihrerseits die Voraussetzungen für die Festigung des Klassenbewußtseins. Den Manipulationstheorien geht in solchen Kämpfen das Fundament verloren, und da, wo der Zusammenschluß fortgeschritten ist, fallen die Gebäude dieser Theorien wie Kartenhäuser zusammen.

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Fußnote von MIA

A. Der Aufsatz ist unverändert bis auf wenige stillschweigend korrigierte offensichtliche Tippfehler.

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Fußnoten

1. Helmut Schelsky, Die Bedeutung des Schichtungsbegriffes für die Analyse der gegenwärtigen deutschen Gesellschaft. – In: Auf der Suche nach Wirklichkeit. Gesammelte Aufsätze. Düsseldorf/Köln 1965, S. 332.

2. George Orwell, Neunzehnhundertvierundachtzig. Zürich, 1. Aufl. 1950. Engl. Originalausgabe: Nineteen eighty-four. London, 1. Aufl. 1949.

3. Walter D. Schultz, Utopie, Möglichkeit – Wirklichkeit? – In: Die Zeit vom 18.8.1949.

4. Der Monat wurde auf Anregung des späteren Chefredakteurs Melvin J. Lasky gegründet. In den 50er Jahren erreichte die Zeitschrift eine Auflage von über 25.000 Exemplaren. Harold Hurwitz, der von 1946 bis 1949 als Zivilbeamter der amerikanischen Militärregierung tätig war, charakterisiert die Zeitschrift: „Erst Anfang 1948 hatte man auf amerikanischer Seite eingesehen, daß eine geistig hochstehende internationale Zeitung notwendig sei, um der kulturellen und ideologischen Isolierung, in die das besetzte Deutschland geraten war, zu begegnen. Die Zeitschrift wendet sich an Intellektuelle, auch an politisch Indifferente. Daß es sich bis 1954 um eine Veröffentlichung der amerikanischen Hohen Kommission handelte, wurde nicht betont. Der Monat hatte als offizielles Organ ungewöhnlich viel Freiheit, weil er gewisse Grenzen respektierte. So wurde beispielsweise eine Stellungnahme zu bestimmten strittigen Fragen der deutschen und amerikanischen Innenpolitik vermieden. Die Zeitschrift vermied es auch, eine Frage, die damals auf die Auswahl der Artikel starken Einfluß hatte, selbst direkt zu stellen oder zu erörtern: nämlich die Frage nach der Strategie des Westens im Kalten Krieg.“ (Harold Hurwitz, Der heimliche Leser, Beiträge zur Soziologie des geistigen Widerstandes, Köln/Berlin 1966. S. 19) Lasky fungierte auch als Generalsekretär des „Kongresses für kulturelle Freiheit“, der im Juni 1950 in Westberlin stattfand und über den Der Monat ausführlich berichtete. Die Intellektuellen und Politiker, die auf diesem Kongreß vertreten waren, gehörten auch zu den Artikellieferanten für die Zeitschrift: Koestler, Kogon, Silone, Read, Loewenthal etc. Zustimmende Grußadressen schickten u. a. Gide, Huxley, Malraux, Mitscherlich, Zuckmayer. Im „Berliner Komitee“ des Kongresses saßen Reuter, Suhr und der Rektor der Freien Universität Berlin, Redslob. Der Monat wurde in die DDR eingeschleust, wo die einzelnen Exemplare kursierten. 1952 und 1954 wurden Fragebogenaktionen unter den Lesern in der DDR durchgeführt, um die Wirkung der Propaganda zu überprüfen, ein „einzigartiges Material“, das Hurwitz „für praktische Zwecke“ sammelte. (Vgl. Hurwitz, a. a. O., S. 16)

5. Orwell, a. a. O., S. 37.

6. ebd., S. 38 f.

7. ebd., S. 254.

8. ebd., S. 255.

9. ebd., S. 272.

10. ebd., S. 277.

11. ebd.

12. Die Zeit v. 18.8.1949.

13. Schultz, a. a. O.

14. Geschichtsfälscher. Eine historische Richtigstellung. Veröffentl. v. Informationsbüro der Sowjetunion. Berlin 1948.

15. Dieser dümmlichen Hetze kann der Leser u. a. entnehmen, daß Konrad Adenauer ein „Weiser“ (S. 14) und Pastor Niemöller ein sowjetischer Agent ist (vgl. S. 15), und daß Sowjetbürger mit den Händen essen (vgl. S. 32).

16. Orwell, a. a. O., S. 193.

17. ebd.

18. ebd., S. 241.

19. ebd., S. 11.

20. ebd., S. 41.

21. ebd., S. 65.

22. ebd., S. 67.

23. ebd., S. 192.

24. ebd.

25. ebd., S. 41.

26. ebd., S. 254.

27. Aldous Huxley, Schöne neue Welt. Frankfurt a. M., 20. Aufl. 1972. Die Originalausgabe erschien 1932 u. D . T. Brave new World. Im selben Jahr erschien die erste deutsche Übersetzung u. d. T. Welt wohin?

28. ebd., S. 26.

29. ebd., S. 29.

30. ebd., S. 30.

31. ebd., S. 35.

32. ebd., S. 57.

33. ebd., S. 120.

34. ebd., S. 59.

35. ebd., S. 60.

36. ebd., S. 80.

37. ebd., S. 60.

38. ebd., S. 166.

39. ebd., S. 176.

40. ebd., S. 12.

41. Frank Herbert, Gefangen in der Ewigkeit. München 1968.

42. ebd., S. 10.

43. ebd., S. 7.

44. ebd., S. 71.

45. ebd., S. 141.

46. ebd., S. 77.

47. ebd., S. 68.

48. Ray Bradbury, Fahrenheit 451. München 1971.

49. ebd., S. 54.

50. ebd., S. 82.

51. ebd., S. 61.

52. Robert A. Heinlein, Weltraummollusken erobern die Erde. München 1971.

53. ebd., S. 36.

54. SDS-Autorenkollektiv Springer-Arbeitskreis der KU, Der Untergang der Bildzeitung. O. O., o. J. (Berlin 1968), S. 2 f.

55. Reichskabarett, Der Guerilla läßt grüßen. Text v. Volker Ludwig, Volker Kühn, Dieter Kursawe u. Detlef Michel. Berlin 1968, S. 45.

56. Floh de Cologne, Profitgeier und andere Vögel. Berlin 1971, S. 73.

57. Reichskabarett, Der Guerilla..., a. a. O., S. 45.

58. ebd., S. 37.

59. zit. n. Heinz Greul (Hrsg.), Bretter, die die Zeit bedeuten. München 1971, Bd. 2, S. 490.

60. Floh de Cologne, a. a. O., S. 73.

61. Reichskabarett, Alles hat seine Grenzen. Text v. Volker Ludwig, Dieter Kursawe u. Detlef Michel unter Mitarbeit v. Volker Kühn u. Dirk Müller. Berlin 1969, S. 37.

62. Floh de Cologne, a. a. O., S. 27.

63. ebd., S. 25.

64. ebd.

65. Der Name ist programmatisch zu verstehen: Hier wird für einen Bereich Aufklärung nachgeholt, die der Staatsapparat solange vernachlässigt hat, wie das Kapital ihrer nicht bedurfte. In dem Maße, in welchem durch die Integration der Frau in den Produktionsprozeß und die Intensivierung der Arbeit die Familienstruktur verändert wird, stellt sich auch die Veränderung der ideologischen Voraussetzungen für die Kindererziehung auf die Tagesordnung. Dies ist die objektive Bedingung für das Interesse, das Sozialreformer derzeit dem Kindertheater entgegenbringen.

66. Volker Ludwig, Trummi kaputt. Theaterstück für Kinder. Berlin o. J. (1971), S. 10 f.

67. ebd., S. 11.

68. Franz Josef Degenhardt, Väterchen Franz. – In: Klaus Budzinski (Hrsg.) Was gibt’s denn da zu lachen? München/Bern/Wien 1969, S. 253.

69. Dieter Süverkrupp, Das Leben – Ein Supermarkt. – In: Budzinski, a. a. O., S. 267.

70. ebd., S. 269.

71. ebd.

72. ebd., S. 267.

73. Hans Magnus Enzensberger, bildzeitung. – In: verteidigung der wölfe. Frankfurt a. M. 1957, S. 80.

74. ebd.

75. ebd.

76. ebd.

77. ebd., S. 81.

78. Peter Rühmkorf, Die Jahre, die ihr kennt. Reinbek b. Hamburg 1972, S. 214.

79. Manipulation. Die staatsmonopolistische Bewußtseinsindustrie. Hrsg. v. einem Autorenkollektiv unter der Leitung v. Günter Heyden. Berlin (DDR) 1968.

80. ebd., S. 49 f.

81. ebd., S. 50.

82. ebd., S. 40.

83. ebd., S. 471.

84. Adolf Arndt, Begriff und Wesen der öffentlichen Meinung. – In: Martin Löffler (Hrsg.), Die öffentliche Meinung. München/Berlin 1962, S. 8 f.

85. Horst Holzer, Massenmedien und Manipulation. – In: Gerhard Gleissberg (Hrsg.), Zu Pressekonzentration und Meinungsmanipulierung. Frankfurt a. M. 1972, S. 61.

86. Denkschrift zur Erarbeitung eines neuen gewerkschaftlichen Selbstverständnisses für die deutsche Postgewerkschaft. Zit. n. Gewerkschaftsspiegel, Nr. 5, 8. Jg. 1971, S. 37 f.

87. Franz Knipping, Pressemonopole – Monopolpresse. Der Konzentrationsprozeß in der westdeutschen Tagespresse, seine Voraussetzungen und seine Ergebnisse. Leipzig 1963, S. 169.

88. Kulturpolitisches Forum der Deutschen Kommunistischen Partei, 12./13. Juni 1971 in Nürnberg. Reden, Referate, Diskussionsbeiträge (Auszüge). Hrsg.v. Parteivorstand der DKP. Hamburg 1972.

89. Renate Cullmann-Reder, Massenmedien und Arbeiterinteresse. – in: Kulturpolitisches Forum..., a. a. O., S. 141.

90. Wir wenden uns an die junge Generation. Appell des III. Parteitags der Sozialistischen Einheitspartei Westberlins. Berlin 1972, S. 1.

91. Karl D. Bredthauer, Demokratie – Information – Herrschaft. – In: Bernd Jansen u. Arno Klönne (Hrsg.), Imperium Springer. Köln 1968, S. 245.

92. Erich Kuby, Reizende Leute oder die Geschichte vom deutschen Axel, der auszog, dem Osten das Fürchten zu lehren. — In: Pardon, Nr. 2, 2. Jg. 1962.

93. Manipulation, a. a. O., S. 447.

94. Werner Hofmann, Springer als Symptom. – In: Jansen u. Klönne, a. a. O., S. 24.

95. ebd.

96. Albert Norden, Der Journalist unserer Zeit. – In: Journalistisches Handbuch der Deutschen Demokratischen Republik, hrsg.v. Verband der deutschen Journalisten. Leipzig 1960, S. 17.

97. Dietrich Schmidt, Über Inhalt und Form im sozialistischen Realismus. – In: Journalistisches Handbuch..., a. a. O., S. 185 f.

98. Gerhard Gleissberg, Wirkungsmöglichkeiten von Staat, Gewerkschaften und Öffentlichkeit. – In: Gleissberg, a. a. O., S. 182.

99. Kultur und Kulturpolitik im antiimperialistischen Kampf. Vorgelegt vom Referat Bildungs- und Kulturpolitik beim Parteivorstand der DKP. Düsseldorf 1970, S. 9.

100. ebd., S. 10.

101. Erich Küchenhoff u. a., Bild-Verfälschungen. Teil 1: Analyse. Frankfurt a. M. 1972, S. 132.

102. ebd., S. 157.

103. Horst Symanowski u. Fritz Vilmar, Die Welt des Arbeiters. Junge Pfarrer berichten aus der Fabrik. Frankfurt a. M. 1963, S. 96.

104. ebd.

105. Der Imperialismus der BRD, hrsg.v. Institut für Gesellschaftswissenschaften b. ZK der SED. Frankfurt a.M. 1971.

106. Der Imperialismus der BRD, hrsg.v. Institut für Gesellschaftswissenschaften b. ZK der SED. Frankfurt a.M. 1971.

107. Denkschrift zur Erarbeitung..., a. a. O., S. 38.

108. Industriegewerkschaft Chemie, Papier, Keramik (Hrsg.), Arbeit und Freizeit. Arbeitsheft für die Jugendbildungsarbeit. O. O., o. J. (1963), S. 52.

109. Peter Schütt, Wer ist heute Revolutionär? – In: Kulturpolitisches Forum..., a. a. O., S. 185.

110. Industriegewerkschaft Chemie..., a. a. O., S. 5.

111. Denkschrift zur Erarbeitung..., a. a. O., S. 38.

112. ebd.

113. Manipulation, a. a. O., S. 446.

114. Wolfgang Fritz Haug, Kritik der Warenästhetik. Frankfurt a. M. 1971.

115. Oskar Negt u. Alexander Kluge, Öffentlichkeit und Erfahrung. Zur Organisationsanalyse von bürgerlicher und proletarischer Öffentlichkeit. Frankfurt a. M. 1972.

116. Haug, a. a. O., S. 66.

117. ebd., S. 10.

118. Karl Marx, Das Kapital. Berlin 1953, Bd. I, S. 118.

119. Haug, a. a. O., S. 16.

120. ebd., S. 16 f.

121. ebd., S. 17.

122. Marx, Das Kapital, a. a. O., Bd. II, S. 138

123. Josef Kulischer, Allgemeine Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters und der Neuzeit. München/Wien 1965, Bd. II, S. 481.

124. vgl. ebd.

125. Marx, Das Kapital, a. a. O., Bd. I, S. 785.

126. ebd., S. 414.

127. vgl. Kulischer, a. a. O., S. 480 ff.

128. vgl. Jürgen Kuczynski, Die Lage der Arbeiterklasse unter dem Kapitalismus. Berlin (DDR) 1961, Bd. 3., S. 122.

129. vgl. Marx, Das Kapital, a. a. O., Bd. II, S. 143.

130. vgl. ebd., S. 139.

131. vgl. Haug, a. a. O., S. 64.

132. ebd., S. 66.

133. ebd.

134. Marx, Das Kapital, a. a. O., Bd. II, S. 406.

135. vgl. Haug, a. a. O., S. 66.

136. vgl. ebd., S. 64.

137. ebd., S. 66.

138. ebd., S. 64.

139. ebd., S. 10.

140. Negt u. Kluge, a. a. O., S. 287.

141. ebd., S. 288, Anm. 19.

142. ebd.

143. Beispielhaft kann dies an der Pfändungspraxis in der BRD geschildert werden. Die Zivilprozeßordnung bestimmt als der Pfändung nicht unterworfene Sachen „die dem persönlichen Gebrauch oder dem Haushalt dienenden Sachen, insbesondere Kleidungsstücke, Wäsche, Betten, Haus- und Küchengeräte, soweit der Schuldner ihrer zu seiner Berufstätigkeit und seiner Verschuldigung angemessenen, bescheidenen Lebens- und Haushaltsführung bedarf, (...)“ (§ 811, Abs. 1 ZPO). Diese „bescheidene Lebens- und Haushaltsführung“ ist die juristische Umschreibung der Reproduktion der Arbeitskraft. Es gibt keine generelle Regelung, welche Lebensmittel dazu aufzuwenden sind. Vielmehr ist es die Aufgabe des Gerichtsvollziehers, in jedem einzelnen Fall zu prüfen, ob ein bestimmtes Lebensmittel für die „bescheidene Lebens- und Haushaltsführung“ benötigt wird. So pfändet er ein Fernsehgerät dann, wenn er zu der Überzeugung gekommen ist, daß der Schuldner auch ohne das Gerät „ausreichend am kulturellen Leben teilnehmen kann“ (Auskunft eines Gerichtsvollziehers). Diese Praxis und die Lebensverhältnisse, auf die sie zielt, sind barbarisch im Gegensatz zu dem, was durch die Manipulationstheorien hindurch als Lebensverhältnisse zu erblicken sind. Der Gerichtsvollzieher geht von der Notwendigkeit der Aufrechterhaltung der Reproduktion der Arbeitskraft aus und prüft, ob im jeweils konkreten Zusammenhang ein Ding als Lebensmittel fungiert. Die Manipulationstheorien sind daran nicht interessiert. Sie lösen die Waren aus diesem Zusammenhang heraus und setzen sie in einen anderen, manipulativen. So erblicken sie in ihnen Mächte, welche die Arbeiterklasse vom Kampf abhalten. Die ganzen Anstrengungen der Pfändungspraxis, ihre detaillierten juristischen Bestimmungen und minutiösen Regelungen des Vorgangs, zu dessen Bewältigung der Staatsapparat den mühevollen Aufwand der Legionen von Richtern, Vollziehern, Gutachtern, Rechtsanwälten etc. benötigt, zielen gerade darauf, immer wieder von neuem für den einzelnen einen Zustand zu fixieren, den die Manipulationstheorien als gesichert voraussetzen.

144. 1960 mußten in mehr als der Hälfte aller Arbeiterhaushalte mehrere Familienmitglieder ihre Arbeitskraft verkaufen, damit die Familie sich reproduzieren konnte. Vgl. M. Tjaden-Steinhauer u. K. H. Tjaden, Zur Analyse der Sozialstruktur des deutschen Kapitalismus. – In: Das Argument, Nr. 61, 12. Jg., Heft 9/10, Dezember 1970, S. 658.

145. Zur Einschätzung dieser Theorie vgl. Die Revolutionäre Gewerkschaftsopposition (RGO). Dortmund 1972, Bd. 1, S. 13 ff.

146. Vgl. Horst Holzer u. Josef Schmid, Alternativen. – In: Massenkommunikation 1: Produktion, hrsg. v. Dieter Prokop. Frankfurt a. M. 1972, S. 129 ff.

147. ebd., S. 133.

148. ebd.

149. ebd.

150. ebd.

151. ebd., S. 130.

152. ebd., S. 129.

153. ebd., S. 130.

154. ebd., S. 129.

155. ebd., S. 130.

156. ebd.

157. Kurt Hager, Grundfragen des geistigen Lebens im Sozialismus. Referat auf der 10. Tagung des ZK der SED, 28./29. April 1969. Zit. n. Der Imperialismus..., a. a. O., S. 519, Hervorhebung d. V.

158. Der Imperialismus., a. a. O., S. 518, Hervorhebung d. V.

159. ebd., S. 535, Hervorhebung d. V.

160. ebd., S. 519, Hervorhebung d. V.

161. ebd., S. 517 f.

162. ebd., S. 538 f.

163. ebd., S. 532 f.

164. Conrad Schuhler, Massenmedien in der Bundesrepublik – Mitbestimmung und demokratische Kontrolle. – In: Kulturpolitisches Forum..., a. a. O., S. 121.

165. Karl Schiller, zit. n. Frankfurter Rundschau v. 8.12.1971.

166. Vgl. ebd.

167. Franz Knipping, Pressekonzentration contra Pressefreiheit. – In: Die formierte Meinung. Beiträge zur Funktion und zur Wirkungsweise der journalistischen Massenmedien in Westdeutschland. Hrsg. v. Franz Knipping. Leipzig 1968, S. 24 ff., bes. S. 39 ff.

168. ebd., S. 39 f.

169. ebd., S. 41.

170. Vgl.z. B. An das spanische Volk, an die Soldaten und Milizen! Aufruf des ZK der KPD vom September 1936, zit. n. Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, hrsg.v. Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED. Berlin (DDR) 1966, Bd. 5, S. 487; Erklärung des ZK der KPD vom 12. Mai 1940, zit. n. ebd., S. 538; Erklärung des ZK der KPD vom 6. Oktober 1941, zit. n. ebd., S. 551; Aufruf des sozialdemokratischen Parteivorstandes von Ende Januar 1940, zit. n. ebd., S. 536.

171. Der Imperialismus..., a. a. O., S. 530.

172. ebd., S. 531.

173. ebd., S. 532.

174. ebd., S. 533.

175. ebd., S. 534.

176. ebd., S. 535.

177. Vgl. Götz Schmidt u. Detlef Michel, Bürgerliche Massenpresse und Sozialtechnik. Zur Kritik technischer Auffassungen der bürgerlichen Ideologie. Unveröffentlichtes Manuskript S. 12 ff. Auf diese Arbeit stützt sich der vorliegende Aufsatz im ganzen.

178. Vgl.z. B. Heinrich Popitz u. a., Das Gesellschaftsbild des Arbeiters. Soziologische Untersuchungen in der Hüttenindustrie. Tübingen 1957; Horst Kern u. Michael Schumann, Industriearbeit und Arbeiterbewußtsein. Frankfurt a. M. 1970.

179. Bildzeitung v. 23.1.1968.

180. Vgl. Isolde Rieger, Die wilhelminische Presse im Überblick, 1888–1918. München 1957, S. 105; Annemarie Lange, Das wilhelminische Berlin. Zwischen Jahrhundertwende und Novemberrevolution. Berlin (DDR) 1967, S. 299; Günther Heidorn, Zur Geschichte der Zeitungstypen in der Weimarer Republik. — In: Wiss. Zeitschr. d. Universität Rostock, 2. Jg. 1963, Reihe Gesellschafts- und Sprachwissenschaften, Heft 4, S. 238; Hans Dieter Müller, Der Springer-Konzern. Eine kritische Studie. München 1968, S. 119.

181. Vgl. Institut für Demoskopie, Allensbach, zit. n. Der Spiegel, Nr. 39 v. 18.9.72. Schon dieser Tatbestand deutet an, daß das Aufkommen der bürgerlichen Massenpresse als ideologisches Kampfinstrument der Bourgeoisie nicht mit den manipulativen Fähigkeiten der herrschenden Klasse begründet werden kann, sondern die Ursache im Reformismus innerhalb der Arbeiterklasse zu suchen ist.

182. Knipping, Pressekonzentration..., a. a. O., S. 39. Knipping zitiert Jaspers nach: Karl Jaspers, Wohin treibt die Bundesrepublik? München 1966.

183. Cullmann-Reder, a. a. O., S. 141.

184. vgl. Der Imperialismus..., a. a. O., S. 519.

185. ebd., S. 535.

186. vgl. ebd., S. 521 f.

187. vgl. ebd., S. 534 f.

188. Werner Hofmann, Universität, Ideologie, Gesellschaft. Beiträge zur Wissenschaftssoziologie. Frankfurt a. M. 1968, S. 39.

189. Gleissberg, Wirkungsmöglichkeiten..., a. a. O., S. 182.

190. Hannes Stütz, Die Hauptaufgaben unserer Kulturpolitik. – In: Kulturpolitisches Forum..., a. a. O., S. 21.

191. Manipulation, a. a. O., S. 40.

192. Haug, a. a. O., S. 68.

193. Negt u. Kluge, a. a. O., S. 287.

194. Der Imperialismus..., a. a. O., S. 535.

195. Marx, Das Kapital, a. a. O., Bd. 1, S. 417.

196. ebd.

197. zit. n. ebd., S. 418, Anm. 133.

198. ebd., S. 278.

199. vgl. ebd., S. 316.

200. Friedrich Engels, Das Lohnsystem. MEW, Bd. 19, S. 352.

201. Marx, Das Kapital, a. a. O., Bd. I, S. 316.

 


Zuletzt aktualisiert am 17. Januar 2023