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Die Vernachlässigung des Problems der Arbeitslosigkeit wird schon sichtbar, wenn man sich nur um die Feststellung ihrer zahlenmäßigen Größe bemüht. Es gibt in Amerika keine verläßliche Arbeitslosenstatistik. Erst seit 1935 beschäftigt man sich ernsthaft mit dem Gedanken, einen Arbeitslosenzensus für die Vereinigten Staaten aufzustellen. „Die existierenden Ziffern, die oft mit viel Überzeugung zitiert werden, als wenn sie aus tatsächlichen Zählungen resultierten, sind nicht viel besser als reine Spekulationen“. [1] Dieser Mangel wird fast allgemein beklagt, [2] aber bisher gelang es politischen Kreisen immer wieder, jede Änderung im Rahmen der Gesetzgebung abzuwenden. [3] Es besteht kein ökonomischer Zwang zur Verwerfung einer verläßlichen Arbeitslosenstatistik. Die mit einem solchen Zensus verbundenen Kosten [4] sind auch zu gering, um Einwürfen von der Budgetseite aus Berechtigung zu geben. Die Opposition gegen die Arbeitslosenzählung scheint tatsächlich auf nicht mehr zu beruhen, als der in konservativen Kreisen herrschenden instinktiven Abneigung gegen jegliche, selbst der belanglosesten Reform im Interesse der Pflege des traditionellen, ökonomisch längst überholten Prinzips des „rugged individualism“. Wohl spielt auch das von der psychologischen Seite aus bewertete Verschleierungsmotiv hier eine Rolle, aber da die tatsächliche Forschung durchaus nicht publiziert werden muß, genügt es nicht zur Erklärung. Auch die ungenügenden Ziffern konnten bisher politisch zensuriert werden. [5] Das Ausmaß und der permanente Charakter der Arbeitslosigkeit wird jedoch gegen alle Widerstände über kurz oder lang zu einem Arbeitslosenzensus in Amerika führen im Interesse einer rationelleren Handhabung der mit der Arbeitslosigkeit verbundenen praktischen Probleme, wie umgekehrt, die Praxis fast automatisch eine Arbeitslosenstatistik aus sich selbst heraus entwickelt. [6]
Die ganze amerikanische industrielle Entwicklung war von der Arbeitslosigkeit begleitet. In alten Chroniken und vergessener Literatur wird oft auf sie Bezug genommen. So schreibt das Niles’ Register im August 1819: „daß in Philadelphia, New York und Baltimore zehn bis zwanzigtausend Arbeiter nach Beschäftigung suchen, und daß die unsicheren Arbeitsverhältnisse am vorhandenen Elend mitschuldig sind.“ [7] Schon vor dem Weltkrieg wurden verschiedene Versuche zur Arbeitslosenermittlung unternommen. Seit 1915 publiziert das United States Bureau of Labor Statistics einen monatlichen Beschäftigungsindex nach den Berichten vieler Unternehmungen in den verschiedensten über das Land verstreuten Industrien. [8] Trotzdem „die Unregelmäßigkeit in der Beschäftigung der Arbeiter in Amerika stets größer war als in den europäischen Ländern“ [9], so zeigt sich doch, sieht man von den Krisenperioden ab, eine auffallende Parallelität zwischen Bevölkerungszuwachs, Beschäftigtenzahl und Arbeitslosigkeit im Verlauf der industriellen Entfaltung. [10] Arbeitslosigkeit hat es jedenfalls immer gegeben, selbst in den Zeiten der Pioniertätigkeit. Der „Zug nach dem Westen“ hat wohl die Arbeitslosigkeit um etwas gemildert, jedoch waren es wesentlich landwirtschaftliche Elemente, die sich daran beteiligten. Trotz schlechter Lebensbedingungen sind die Industriearbeiter nur recht selten nach dem Westen gegangen.
Dr. I. M. Rubinow errechnete auf Grund des Bevölkerungszensus von 1900, daß die durchschnittliche Arbeitslosenzahl zwei Millionen betrug bei einer Beschäftigtenzahl von 29 Millionen. [11] Die Berechnungen Kuczynskis nach den Zahlen des Zensus von 1909 und 1914 finden 9,5 respektive 8,8 von hundert Beschäftigungsfähigen arbeitslos. [12] Nach Berechnungen von Lewis Corey [13] ergibt sich der Durchschnittssatz der Arbeitslosigkeit für die Periode von 1900-1915 als rund 10,2 % der Beschäftigungsfähigen. Ein Überblick über weitere Ermittlungen zeigt, „daß im Durchschnitt zumindest einundeinehalbe Million Industriearbeiter in Amerika stets arbeitslos waren, daß der Durchschnittsarbeiter rund 10 % seiner Arbeitszeit aus Mangel an Gelegenheit verliert.“ [14] Alle vorhandenen Statistiken und Untersuchungen kommen zu einander ähnelnden Schlüssen, nämlich denen, daß die, die kapitalistische Entwicklung begleitende Arbeitslosigkeit, ganz roh umrissen zehn Prozent der Beschäftigungsfähigen beträgt. [15]
Für die Periode von 1920–1927 hat das National Bureau of Economic Research durchschnittliche Mindestarbeitslosenzahlen ermittelt, die mit 1.401.000 im Jahre 1920 am niedrigsten, mit 4.270.00 im darauffolgenden Jahre am höchsten standen. [16] Die Berechnungen der American Federation of Labor (A. F. of L.) illustrieren die Entwicklung der Arbeitslosigkeit von 1920 bis 1935 mit Zahlen, deren niedrigste einundeinehalbe Million, die höchste 12 Millionen beträgt. [17] Die von den verschiedenen Institutionen errechneten Arbeitslosenziffern variieren oft bis zu Unterschieden in Millionen. [18] Der Verdacht wird nicht selten laut, „daß es gar nicht so ausgeschlossen ist, daß die wirklichen Arbeitslosenzahlen um einige Millionen geringer sind, als sie in den Kalkulationen erscheinen“. [19] Als die zuverlässigsten Zahlen werden die der A. F. of L. und die des National Industrial Conference Board angesehen. Als letzte wirklich zuverlässige Erfassung der Arbeitslosenzahl ist die in Verbindung mit dem Bevölkerungszensus von 1930 gewonnene anzusehen. Sie ergab die Zahl von 3.188.000, oder 6,6 % der arbeitenden Bevölkerung. [20] Seit dieser Zählung handelt es sich bei allen Ermittlungen um Annahmen, die nicht wirklich bewiesen werden können, da sie alle ihre Schlüsse aus Teilerhebungen ziehen.
Bei Betrachtung allen vorhandenen Zahlenmaterials wird jedoch wahrscheinlich, daß ein wirklicher Arbeitslosenzensus nicht viel an den bisherigen Annahmen zu revidieren haben wird. Auch die, besonders in den ersten Krisenjahren stark verbreitete Kurzarbeit, muß hier noch berücksichtigt werden. Auf den Zensus von 1930 bezugnehmend, erklärte Dr. C. E. Persons im April desselben Jahres, „daß die Zahl der Kurzarbeiter in den Industriezentren aller Wahrscheinlichkeit nach genau so groß ist, wie die der vollständig Arbeitslosen. Die Kurzarbeit greift in Krisenjahren schnell um sich, speziell in Sektionen, in denen moderndenkende Unternehmer die Arbeit willkürlich aufteilen, um so wenig Entlassungen wie möglich tätigen zu müssen.“ [21] Der Zensus von 1930 zeigte weiterhin an, „daß für die Vereinigten Staaten die Arbeitslosigkeit in den städtischen Bezirken größer war als in den ländlichen, daß sie Neger und Eingewanderte stärker in Mitleidenschaft zog als die weißen Eingeborenen.“ [22] Seit 1929 sind, im Gegensatz zu früheren Depressionen, auch die Angestellten und freien Berufe tief in die Arbeitslosigkeit hineingerissen. „Im Frühling 1933 waren fast 35 % aller Angestellten arbeitslos; gegenüber 45 % aller Arbeiter. In der Industrie allein war die Angestelltenzahl 1933 um 41 % geringer als in 1929, während bei den Arbeitern nur um 31 %.“ [23]
Fast allgemein, in der populären wie in der akademischen Auffassung, wird die Arbeitslosigkeit als Vergeudung betrachtet, die allerdings für unvermeidlich gehalten wird. Ihre Ursachen sieht man in natürlichen Katastrophen, organisationstechnischen Rückständigkeiten, oder in der Disproportionalität der kapitalistischen Entwicklung. Die Komplikationen des kapitalistischen Mechanismus führen oft zu einem Mangel an genügenden und sicheren Arbeitsgelegenheiten; „was das Kapital stillegt, erzeugt auch Arbeitslosigkeit.“ [24] Jedoch nur in Krisenjahren, bei rapider Zunahme der Arbeitslosigkeit, wird sie ins Bewußtsein der Gesellschaft gerückt. Eine relativ geringe Arbeitslosigkeit wird als selbstverständliche und notwendige Erscheinung des industriellen Lebens hingenommen, so wie die Ausschaltung überholter Betriebe, oder der Bankerott nicht lebensfähiger Kapitale, die über kurz oder lang in anderer Form wieder in den gesellschaftlichen Stoffwechsel eingehen.
Auch in der Arbeiterbewegung Amerikas wird die Arbeitslosigkeit als Vergeudung von Arbeitskraft angesehen und zum Teil auf überwindliche Unfertigkeiten des heutigen Wirtschaftssystems zurückgeführt, die eventuell auf sozial reformerischen Wegen entweder ganz oder teilweise behoben werden können. Andere Strömungen in der Arbeiterbewegung vertreten die Auffassung, daß die Arbeitslosigkeit die Tendenz hat, dauernd zu wachsen und daß sie ohne grundlegende gesellschaftliche Änderungen nicht beseitigt werden kann. Die Literatur der verschiedenen Richtungen der Arbeiterbewegung gibt diese Auffassung in ausreichendem Maße wieder.
Die um die Arbeitslosigkeit geführten Polemiken drehen sich fast ausschließlich um die Frage, ob die Maschine die Arbeiter frei setzt oder nicht. Behauptet die eine Seite, „daß die Maschine die Expansion alter und die Schaffung neuer Industrien ermöglichte, was für Millionen neue Arbeitsgelegenheiten schuf“ [25], so die andere, „daß die Maschine und alles was mit ihr in Verbindung steht, wachsende Arbeitslosigkeit herbeiführt.“ [26] Der permanente Charakter der heutigen Krise hat dieser Polemik großen Aufschwung verliehen, denn „so unangenehm die zyklisch auftretende Arbeitslosigkeit auch war, so verschwand sie doch wieder für bestimmte Zeiten als ein soziales Phänomen. Jetzt aber werden wir uns der furchtbaren neuen Plage der technologischen Arbeitslosigkeit bewußt.“ [27] Der Bericht der Hoover-Kommission über Recent Social Trends [28] vermittelte aufregende Daten über die Zunahme der Produktivität der Arbeit in den Vereinigten Staaten, auf die sich, in Verbindung mit der bekannten Propaganda der Technokraten, die Auffassung stützt, daß die dauernd wachsende und permanent werdende Arbeitslosigkeit in Amerika auf die überschnelle technische Entwicklung zurückzuführen sei, die, durch die Schwächung der Massenkaufkraft, die Disproportion zwischen Produktionsmöglichkeit und Konsumtionsmöglichkeit im heutigen System so erweitert, daß über kurz oder lang große gesellschaftliche Erschütterungen folgen müssen, wenn nicht durch planmäßige Eingriffe ein gesunder Ausgleich geschaffen würde. Dieser Auffassung wird entgegengesetzt, daß die bisherige schnelle technische Entfaltung Prosperitäten nicht im Wege gestanden hätte, sondern letztere direkt auf sie zurückzuführen seien, und daß Ursachen der Krise und Arbeitslosigkeit also auf anderen, als dem Gebiet der Technologie zu suchen sei. Die Polemik, ob sie nun die Entwicklung der Technik als arbeitsbeschaffend preist, oder von dieser Technik in Verbindung mit den heutigen Distributionsverhältnissen die Arbeitslosigkeit ableitet, ist in großem Maße zur Fruchtlosigkeit verurteilt, da sie die Entwicklung der Technik als etwas Selbständiges aus den allgemeinen kapitalistischen Akkumulationsgesetzen herauslöst. Durch die Akkumulation jedoch nimmt in der kapitalistischen Aufschwungsperiode die Arbeiterzahl zu, trotzdem die Maschine die Arbeiter zugleich verdrängt.
Das kapitalistische Produktionssystem beruht auf der Tatsache, daß die Arbeiter ihre Arbeitskraft als Ware verkaufen. Durch die Arbeitsteilung reduziert sich für die Masse der Arbeiter ihre Betätigung auf bestimmte einseitige technische Funktionen. Können diese durch die Maschine geleistet werden, so „erlischt mit dem Gebrauchswert auch der Tauschwert der Arbeitskraft. Der Arbeiter wird unverkäuflich, wie außer Kurs gesetzte Papiergeld“. [29] Die in bestirnten Industrien durch die Maschine freigesetzten Arbeiter scheiden als Konsumenten ganz oder zum Teil aus, vermindern die Nachfrage nach Lebensmittel und vergrößern die Arbeitslosigkeit auch in anderen Industrien. Das Arbeitsmittel wird zum Konkurrenten des Arbeiters. Der Wert der Maschine für das Kapital, „steht im direkten Verhältnis zur Arbeiterzahl, deren Existenzbedingungen sie vernichtet.“ [30] Der durch die kapitalistische Anwendung der Maschine freigesetzte Teil der Arbeiterschaft geht zum Teil zu Grunde und wird zum anderen Teil durch die kapitalistische Expansion wieder in die Produktion aufgenommen. Die kapitalistische Funktion der Maschine kann nichts anderes sein, als mit weniger Arbeit mehr Produkte zu erzeugen, die einen größeren Mehrwert mit sich bringen, obwohl der Wert des einzelnen Produkts fällt. Wenn sich trotzdem im Verlaufe des Akkumulationsprozesses die Gesamtarbeiterzahl vermehrt, so liegt dies nicht daran, daß die Maschine im schnelleren Maße Arbeitsgelegenheiten schafft, als wie sie diese zerstört, sondern dies geschieht „vermittels eines neuen, zuschüßigen Kapitals, das nach Anlage drängt; keineswegs aber vermittels des schon früher funktionierenden und jetzt in Maschinerie verwandelten Kapitals“. [31] Doch die im Verlaufe der progressiven Entfaltung des Kapitals sich vergrößernde absolute Arbeiterzahl hebt nicht die Tatsache auf, daß sie relativ zum Wachsen des Kapitals sinkt. Andernfalls, wenn sich die „Anzahl der Arbeiter absolut vermindern würde, so würde dies Revolution bedeuten, weil die Mehrzahl der Bevölkerung außer Kurs gesetzt würde.“ [32] Die Vergrößerung der Arbeiterarmee kommt nicht auf das Konto der technischen Entwicklung, sondern auf das der kapitalistischen Akkumulation, in der die Maschine nur ein Mittel ihrer Förderung ist, wie sehr sie auch zugleich von der, nicht an bestimmte Gesellschaftsordnungen gebundenen, Entwicklung der Produktivkräfte bestimmt ist. Das Kapital ist weder daran interessiert Arbeitsgelegenheiten zu schaffen, noch sie zu zerstören. Es fördert die Entwicklung der Produktivkräfte nur, um den angeeigneten Mehrwert zu vergrößern. Es hemmt deren Entwicklung, wenn sie in Gegensatz zur Mehrwertaneignung gerät. Die Möglichkeit oder Unmöglichkeit der profitablen Kapitalakkumulation entscheiden darüber, ob die Arbeitslosigkeit gering oder groß ist, wie sehr sie im Produktionszyklus fluktuiert und wann sie permanenten Charakter annimmt.
Die Arbeitslosigkeit ist nicht eine „natürliche“ Begleiterscheinung der heutigen Produktionsweise, sondern letztere erzeugt die erstere. Das Wachsen des Produktionsquantums verdeckt diese Tatsache. Die Gesamtproduktion wächst jedoch bei relativer Verminderung der Gesamtarbeit. Mit der Ausdehnung des Maschinenbetriebes in einem Industriezweig steigert sich auch die Produktion in den anderen Zweigen, die dem ersteren die Produktionsmittel liefern. Die Vermehrung der Produktions- und Lebensmittel bei relativ abnehmender Arbeiterzahl treibt weiterhin zur Ausdehnung der Arbeit in Industriezweigen, die auf längere Sicht eingestellt sind; es bilden sich neue Arbeitsfelder, neue Produktionszweige. Gleichzeitig erlaubt die Erhöhung der Produktivkraft die unproduktive Verwendung eines stets größeren Teils der Arbeiterschaft. „Wachstum der Anzahl der Fabrikarbeiter ist bedingt durch proportionell viel rascheres Wachstum des in den Fabriken angelegten Gesamtkapitals.“ [33] Wächst die Produktion nicht schneller als die Entwicklung der Technik vor sich geht, d. h. geht die Akkumulation nicht in beschleunigter Weise vonstatten, dann muß sich das angewandte Arbeitsquantum vermindern. Mit der quantitativen Ausdehnung des Kapitals ist ein fortwährender qualitativer Wechsel verbunden. Das konstante Kapital wächst ständig auf Kosten des variablen. Die Nachfrage nach Arbeit wird jedoch durch den variablen Kapitalteil, nicht durch die Höhe des Gesamtkapitals bestimmt, so daß sie mit dem progressiven Wachstum des Kapitals fallen muß. Zwar wächst auch der variable Kapitalbestandteil, aber in beständig abnehmender Proportion. „Nicht nur wird eine beschleunigte Akkumulation in wachsender Progression erheischt, um eine zusätzliche Arbeiterzahl von gegebener Größe zu absorbieren oder selbst, wegen der beständigen Metamorphose des alten Kapitals, die bereits funktionierende zu beschäftigen. Die kapitalistische Akkumulation produziert vielmehr, und zwar im Verhältnis zu ihrer Energie und ihrem Umfang, beständig eine relative, d. h. für die mittleren Verwertungsbedürfnisse des Kapitals überschüssige, daher überflüssige oder Zuschuß-Arbeiterbevölkerung ... Es ist dies ein der kapitalistischen Produktionsweise eigentümliches Populationsgesetz.“ [34]
Die so geschaffene industrielle Reservearmee ist ein Produkt und eine Notwendigkeit der Akkumulation zugleich. Sie ist das notwendige, für die wechselnden Verwertungsbedürfnisse und die sprunghafte Entfaltung des Kapitals, ausbeutungsfähige Menschenmaterial, „da der kapitalistischen Produktion das Quantum disponibler Arbeitskraft, welches der natürliche Zuwachs der Bevölkerung liefert, keineswegs genügt.“ [35] Die Bildung der relativen Überbevölkerung von Arbeitern geht noch schneller vorwärts, als sie durch die technische Umwälzung und die Abnahme des variablen Kapitalbestandteils bedingt ist. Dadurch ist das Marktgesetz von Angebot und Nachfrage, soweit die Arbeitskraft in Frage kommt, für die Interessen des Kapitals im günstigen Sinne modifiziert und die Arbeitslosigkeit ist nicht nur ein Mittel der Profiterhöhung, sondern auch ein Mittel der kapitalistischen Herrschaft überhaupt. Ist die Ausbeutung der Arbeiter durch ihre Trennung von den Produktionsmitteln ermöglicht, so wird diese Ausbeutung im weitgehendsten Maße durch die Arbeitslosigkeit gesichert.
Durch Krise und Aufschwung hindurch nahm in Amerika, im Verhältnis zum Wachsen des Kapitals, die Anzahl der beschäftigten Arbeiter ab. Das Akkumulationstempo, das sich im wachsenden gesellschaftlichen Reichtum ausdrückt, war ein schnelleres als das, in dem die Arbeiterzahl stieg. [36] Gleichzeitig wuchs die Zahl der unproduktiven schneller als die der produktiven Arbeiter. [37] Wie in allen anderen Ländern fluktuierte die Größe der Arbeitslosigkeit mit der Konjunkturbewegung. [38] Mit der relativen Stagnation der Wirtschaft nahm die Arbeitslosigkeit absolut zu. Die mangelnde Kapitalverwertung verlangsamte das Akkumulationstempo. „Bei einer Betrachtung der Profitraten überrascht die Feststellung, daß sie zwischen 1923 und 1929 keine wesentlich anhaltenden Aufwärtsbewegungen machten. In den ... untersuchten Industrien ließ sich kein Wachsen der Einkommen feststellen.“ [39] Die Bewegung der Profitrate verlangsamte die Akkumulationsrate. Die neuangelegten Kapitalsummen wuchsen nicht mehr progressiv. [40] „Die zunehmende ‚normale’ Arbeitslosigkeit zwischen 1920–29 resultierte aus dem schnelleren Wachsen der Produktivität der Arbeit als dem der Produktion. Die bisher relative Freisetzung der Arbeiter wurde zur absoluten.“ [41]
Entspricht die Mehrwerterzeugung, als ausschließliches Motiv der heutigen Produktionsweise, nicht den Ansprüchen einer progressiven Kapitalakkumulation, so muß sich letztere verlangsamen, oder vorübergehend ganz aussetzen, bis auf einer Reihe von Wegen die notwendige Profitstabilität wieder hergestellt ist, die erneut eine beschleunigte Akkumulation ermöglicht. In der Zwischenzeit erscheint in der Depression die riesige Arbeitslosigkeit als Resultat der Warenüberproduktion, die durch ein Zuviel an Produktionsmittel und ein Zuwenig an Massenkaufkraft herbeigeführt wurde. [42] Wohl ist die Warenüberproduktion mit ein Ausdruck der Überproduktion des Kapitals, jedoch, „es werden nicht zuviel Produktionsmittel produziert, um den arbeitsfähigen Teil der Bevölkerung zu beschäftigen, sondern umgekehrt. Es wird erstens ein zu großer Teil der Bevölkerung produziert, der tatsächlich nicht arbeitsfähig, der durch seine Umstände auf Ausbeutung der Arbeit anderer angewiesen ist, oder auf Arbeiten, die nur innerhalb einer miserablen Produktionsweise als solche gelten können. Es werden zweitens nicht genug Produktionsmittel produziert, damit die ganze arbeitsfähige Bevölkerung unter den produktivsten Umständen arbeitet, also ihre absolute Arbeitszeit verkürzt würde durch die Masse und Effektivität des während der Arbeitszeit angewandten Kapitals.“ [43] Eine Reihe von Untersuchungen über Produktions- und Konsumtionskapazität [44] in Amerika führten zu der Erkenntnis, „daß die Produktionskapazität der Vereinigten Staaten nicht groß genug ist, die notwendigen Bedürfnisse der gesamten Bevölkerung zu befriedigen.“ [45] In der Tat „war der 1929 existierende Produktionsapparat nur zu 20 % unausgenutzt.“ [46] Das Bureau of Home Economics of the United States Department of Agriculture hält ein 75 prozentiges Wachsen der Produktion gegenüber ihrem Stande von 1929 für nötig, um einen angemessenen Lebensstandard für jede amerikanische Familie zu ermöglichen. [47] Nur in einzelnen Industrien, für keinen Fall für die Gesellschaft als Ganzes, war und ist die Produktionskapazität groß genug, die gesellschaftliche Möglichkeit vorausgesetzt, die gesamten Bedürfnisse der Bevölkerung zu befriedigen. Die Kauf- und damit Konsumkraft der großen Bevölkerungsmassen war um 1929 von einem Lebensstandard, der nach heutigen Maßen als angemessen bezeichnet werden könnte, sehr weit entfernt [48]; daß selbst die Anwendung der 20 % unausgenutzter Produktionsmaschinerie nicht viel verändert hätte. Vom Standpunkt einer vernünftigen Gesellschaft, die mit Gebrauchswerten rechnet, existiert kein Zuviel an Produktionsmitteln und Arbeitern, sondern unzweifelhaft ein Zuwenig. Jede weitere progressive Entfaltung ist an die weitere Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkräfte gebunden.
Unausgenutzte Produktionsmöglichkeiten und Arbeitslosigkeit sind nicht auf die Entwicklung der Technik zurückzuführen, sondern auf die Verwertungsgesetze. Damit wird auch klar, daß alle Versuche zur Lösung des Arbeitslosenproblems und zur Krisenüberwindung durch Reformen des Distributionsmechanismus erfolglos verbleiben müssen, da nur eine Änderung der Produktionsweise selbst hier Abhilfe schaffen kann. Bis dahin erscheint dem oberflächlichen Betrachter die Behinderung der die Technik in sich einschließenden gesellschaftlichen Produktivkräfte und damit Gütermangel und Arbeiterknappheit, als Überproduktion und Überbevölkerung. Dieser Widerspruch zwischen Erscheinung und Wirklichkeit verschuldete die Flut sich widersprechender Auffassungen in der zeitgenössischen ökonomischen Literatur, die einerseits mit Recht auf den Überfluß an Waren, Kapital und Arbeitskraft hinweist und andererseits mit derselben Berechtigung eine Änderung dieser Situation von Maßnahmen erwartet, die das Kapital noch mehr vergrößern, die Warenmenge vermehren und die relative Freisetzung der Arbeiter fördern müssen. Besteht in der ersten Auffassung die Möglichkeit des bewußten Eingriffes in die kapitalistischen Bewegungsgesetze, die durch eine Unmöglichkeit, nämlich der Trennung von Distribution und Produktion, bestehende Widersprüche zu beseitigen gedenkt, und ist hier mit dem Ausgangspunkt auch die Folgerung falsch, so geht die andere Auffassung vom richtigeren, wenn auch einseitigen Standpunkt der Profitaneignung aus, ohne deshalb jedoch imstande zu sein, wirkliche Lösungen für Krise und Arbeitslosigkeit zu finden. Sie hat durch ihr absolutes Beharren auf dem Profitstandpunkt nur den Vorzug, die wirkliche Bewegung des Kapitals besser zu erfassen, ohne sie deshalb beeinflussen zu können. Gezwungenermaßen ist der „richtige“ Weg aus Krise und Arbeitslosigkeit immer ein Weg, der zu noch mächtigeren Krisen und noch größerer Arbeitslosigkeit führt. Die Ausweglosigkeit dieser Situation hat neben den Planungsideen, die größtenteils von der Unmöglichkeit eines stationär gedachten Kapitalismus ausgehen, die durch Kredit-, Geld- und Preispolitik ein gesellschaftssicherendes Gleichgewicht zwischen Produktion, Konsumtion und Profit herbeizuführen für möglich halten und praktisch doch immer nur die Konzentration und Zentralisation des Kapitals fördern und damit Krise und Arbeitslosigkeit im selben Maße verschärfen, wie sie dagegen wirken wollen; diese Ausweglosigkeit hat neben der oft zu hörenden konsequenten Forderung nach einem kompletten geplanten Staatskapitalismus, der allerdings eine völlige Revolutionierung der Eigentumsverhältnisse voraussetzt, weiterhin auch eine nach rückwärts gerichtete Bewegung mit sich gebracht, die sich hauptsächlich auf die Landwirtschaft bezieht und unter dem Namen Agrarianism besonders im Süden Amerikas vertreten wird. Der Agrarianism gilt in der Auffassung seiner Vertreter als Antithese des Industriekapitalismus.“ [49] Der sich außerhalb der Marktgesetzlichkeit stellende, selbstversorgende Farmer gilt hier als erstrebenswertes Vorbild nicht nur für den Grossteil der heutigen landwirtschaftlichen Bevölkerung, sondern auch für die städtischen Arbeitslosen. Trotz der jahrzehntelangen, mißlichen, landwirtschaftlichen Verhältnisse war nach Angaben des United States Bureau of Agricultural Economics die landwirtschaftliche Bevölkerung 1933 größer, als je zuvor in der amerikanischen Geschichte. Im Gegensatz zur Industrie und auch zu den großen nach industriellem Muster betriebenen landwirtschaftlichen Riesenbetrieben, deren Bewegung an die allgemeinen Fluktuationen der Wirtschaft gefesselt ist, hat die Mehrzahl der relativ unabhängigen Farmer und ein großer Prozentsatz der landwirtschaftlichen Bevölkerung überhaupt, es unter allen Bedingungen verstanden „sich über Wasser zu halten.“ Nicht nur erlaubte die relativ große Selbstversorgungsmöglichkeit, abgesehen von der der Landwirtschaft zuteil gewordenen Regierungshilfe und der zum Teil uneingelöst verbliebenen finanziellen Verpflichtungen, den Farmern, trotz aller Marktkalamitäten, ihr Leben wenn auch mit zusätzlicher Arbeit, Einschränkungen und Umstellungen zu fristen, sondern auch ein Teil der Arbeitslosen zog aufs Land zurück. Noch um 1920 war die städtische nicht größer als die landwirtschaftliche Bevölkerung. Der Zensus zeigte an, daß die städtische Bevölkerung 10 Jahre später die landwirtschaftliche um 15 Millionen überwog. Mit dem „Einsetzen der Krise, 1929, hat jedoch die Bewegung von der Stadt zum Lande, die vom Lande zur Stadt übertroffen.“ [50] Erst seit 1933 ist diese Bewegung wieder zum Stillstand gekommen. Der 1935 Zensus of Agriculture, published by the United States Department of Commerce (März 1936), gibt die Zahl der 1935 bearbeiteten Landwirtschaften mit 6.812.350 an; gegenüber 6.288.648 im Jahre 1930, was einer neunprozentigen Zunahme entspricht. (Die Zahl der Farmen 1920 war 6.448.343.) Angenommen wird, daß während der letzten fünf Jahre ungefähr zwei Millionen Arbeitslose aus den Städten aufs Land zurückgingen. Ungefähr 200 000 der neuen Wirtschaften sind gepachtet (tenant operation). Wurden 1930: 986.771.016 acres bearbeitet, so 1935: 1.054.515.111. Die landwirtschaftliche Bevölkerung stieg während dieser Zeit von 30.169.000 auf 32.779.000. Dieses Moment, sowie die kurze Zeitspanne, die die umgekehrte Bewegung vom Lande zur Stadt benötigte, gibt den Vertretern des Agrarianism die Hoffnung auf die Verwirklichung ihrer Ideen, die einen grasen Teil der Bevölkerung aus dem kapitalistischen Getriebe lösen und künstlich in Zustände versetzen sollen, wie sie vor oder zu Beginn der modernen gesellschaftlichen Arbeitsteilung lagen; da die sich „selbsterhaltenden Bauern ebensowenig Bankerott machen können, wie die wilden Indianer“. [51]
Der Zustand der Selbstgenügsamkeit ist jedoch, ob erwünscht oder unerwünscht, nur als Ausnahme von der gesellschaftlichen Regel möglich. Die große Mehrzahl der Farmer kann durch die bereits erreichte Spezialisierung nicht in diese primitiven Zustände zurückfallen. Der in die Primitivität gezwungene Teil der Farmer kann seinen Zustand nur als temporären Rückschlag ansehen, aus dem es sich mit allen Mitteln wieder zu befreien gilt, da eben diese Primitivität nur vorübergehend zu ertragen möglich ist. Die aus den Städten in die Landwirtschaft zurückströmenden Elemente sind entweder Angehörige der Farmbevölkerung oder Menschen mit Ersparnissen, die, durch die Krise veranlaßt, ihr Vermögen oder gerettete Reste eines Vermögens in Farmbesitz investieren, in der Hoffnung damit imstande zu sein, einen „ruhigen Lebensabend auf bescheidene Art“ verbringen zu können. Selbst die sich neu versuchenden Pächter müssen genügend Kapital haben, um überhaupt den Wechsel von der Stadt aufs Land möglich zu machen. Die Pachtverpflichtungen schließen für diese Leute jede Einstellung auf Selbstgenügsamkeit aus; sie sind vielmehr, um bestehen zu können, zum schärfsten Konkurrenzkampf gezwungen.
Die wirklich mittellosen Arbeitslosen hatten und haben keine nennenswerten Möglichkeiten aufs Land zurückzukehren; es sei denn, daß sie dort vorübergehend durch Familienbeziehungen bis zum erhofften Anbruch besserer Zeiten Unterschlupf finden. Dieser Akt privater Wohltätigkeit, wo sich eine größere Menge Menschen in ein gleichbleibendes oder kleiner werdendes Einkommen teilt, senkt die allgemeine Lebenshaltung der Bauern noch weiter, ohne deren Arbeit durch die zusätzlichen Arbeitskräfte zu erleichtern, da der verschärfte Konkurrenzkampf zur dauernden Verlängerung und Intensivierung des Arbeitstages zwingt.
Alle bisherige Entwicklung der amerikanischen Agrikultur spricht gegen die Möglichkeit der auch nur teilweisen Erfüllung des Programms der Vertreter des Agrarianism. Sie spricht auch gegen die in diesem Programm eingeschlossene angebliche Möglichkeit der vollständigen oder teilweisen Lösung des Arbeitslosenproblems. Bereits um 1890 war die Pioniertätigkeit praktisch zum Abschluß gekommen; es gab kein anbauwertes freies Land mehr. Seit 100 Jahren wächst die Produktivität der Landwirtschaft ohne Aufenthalt, seit 1900 wurde dieses Wachsen immer rapider. Die per-Mann Produktion stieg in der Zeit von 1900–25 um 47 %. Das Wachsen der Produktivität war zuerst „ein Resultat der verbesserten landwirtschaftlichen Technik und Verwaltung; die Maschine wurde auf die Landwirtschaft übertragen.“ [52] Sobald sich jedoch „die kapitalistische Produktion der Agrikultur, oder im Grad worin sie sich derselben bemächtigt hat, nimmt mit der Akkumulation des hier funktionierenden Kapitals die Nachfrage für die ländliche Arbeiterbevölkerung absolut ab, ohne daß ihre Repulsion, wie in der nicht agrikolen Industrie, durch größere Attraktion ergänzt würde.“ [53] Mit dem Einsetzen der technischen Revolution in der Landwirtschaft senkte sich die Zahl der in ihr beschäftigten Arbeitern dauernd. Zwischen 1910 und 1925 wurden ungefähr 40 % neuer Maschinerie angewandt, was ungefähr 25-30 % der landwirtschaftlichen Arbeiter freisetzte. Technische Veränderungen machten es weniger Farmern mit weniger Arbeitern in den Jahren von 1925–28 möglich, die Produktion gegenüber der Zeit von 1919–22 um 16 % zu steigern. [54] Vor dem Kriege „war diese Entwicklung eine so graduelle, daß die Bewegung der überflüssigen Farmbevölkerung nach den Städten sich ohne ernste Komplikationen vollziehen konnte.“ [55] Der allgemeine kapitalistische Aufschwung, die Ausdehnung des Welthandels, gaben den Überschüsse produzierenden Ländern und damit Amerika wachsende Marktmöglichkeiten, die die Bewegung der Freisetzung landwirtschaftlicher Elemente mehr oder weniger verdeckten. Trotzdem befand sich ein „Teil der Landbevölkerung fortwährend auf dem Sprunge, ins städtische Proletariat überzugehen. Diese Quelle der relativen Überbevölkerung fließt beständig. Der Zustrom nach den Städten setzt auf dem Lande selbst eine fortwährend latente Überbevölkerung voraus.“ [56] Als mit der Einschränkung des Außen- und Binnenmarktes für landwirtschaftliche Produkte, dem Ablaufen der industriellen Entfaltung und der Zunahme der städtischen Arbeitslosigkeit, der Abflugs überflüssiger Farmbevölkerung in die Industrien zum Abschluß kam, entstand die Permanenz einer Situation, „wo sich die Überbevölkerung auf dem Lande mit der Überproduktion landwirtschaftlicher Produkte verband.“ [57] Daß die landwirtschaftliche Produktion und die Anzahl der Wirtschaften sich trotzdem zuerst nicht verringerten, hängt mit dem Zwang zur Massenproduktion auf Grund der bisher erreichten Kapitalisierung der Landwirtschaft zusammen. Zum anderen Teil an der relativ geringen Möglichkeit monopolistischer Praxis und zum Teil auch mit der Selbstversorgungsmöglichkeit der Farmer; denn „in Krisenjahren mit allgemeiner Arbeitslosigkeit sind die Farmer nicht geneigt, die, wenn auch noch so erbärmliche Existenzsicherheit auf dem Lande mit der Unsicherheit in den Städten, wo die Arbeitslosigkeit völlige Existenzunmöglichkeit bedeutet, einzutauschen.“ [58] Diese Bevölkerungsstauung auf dem Lande, zusammen mit der „Flucht vor der Krise“ aus den städtischen Bezirken, ist eine durch die Not erzwungene Situation, die mit Notwendigkeit von der weiteren Entwicklung der Agrikultur wieder aufgehoben werden muß.
Die landwirtschaftliche Revolution hat später als die industrielle eingesetzt. Die Veränderung der Agrikultur durch ihre Kapitalisierung, durch Technik und Chemie steht erst im Beginn. Und schon mit der bisher erreichten Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktivität war ihre rapide Entwertung verbunden. Der Prozentsatz des landwirtschaftlichen Einkommens am Totaleinkommen der Vereinigten Staaten, das von 1910–19 rund 20 % betrug, war zwischen 1920–25 auf weniger als 10 % gefallen. [59] Die Berechnungen des United States Department of Agriculture geben das landwirtschaftliche Vermögen um 1920 mit 71.791.000.000, um 1931 mit 53.791.000.000 an, ein Rückgang von 27 %. Zwischen 1919 und 1930 erhielt der amerikanische Farmer im Durchschnitt für seine und seiner Familie Arbeit ein jährliches Einkommen von 700 Dollar. [60] „Die Landwirtschaft als Geschäft, als ein Mittel des Geldverdienens, war ein Fehlschlag.“ [61] Je mehr sie sich verkapitalisierte, desto geringer waren ihre Erträgnisse. So muß sich der Konkurrenzkampf ungemein verschärfen und die Produktivität noch weiter gefördert werden. Neben bedeutenden Extragewinnen muß sich die allgemeine Lage der Landwirtschaft weiter verschlechtern. Da auf eine entscheidende Markterweiterung nicht zu rechnen ist, weder durch eine Umkehr der jetzigen niedergehenden Kurve der Bevölkerungszunahme, noch durch die Ausdehnung der Exportproduktion, liegt die weitere „Erfolgsmöglichkeit des Farmers nur in seiner Konkurrenzfähigkeit auf den gegebenen Märkten.“ [62] Dieser Konkurrenzkampf ist an das den einzelnen Farmern zur Verfügung stehende Kapital gebunden. Wie scharf er sein muß, kann man daraus ersehen, daß, nach Berechnungen des Department of Agriculture, schon heute 85 % aller landwirtschaftlichen Produkte, die den Markt erreichen, von der Hälfte der heutigen Farmer produziert wird. Schon bei einer leichten weiteren Erhöhung der Produktivität würde die Hälfte der Farmer ausreichen, die kapitalistisch bestimmten Bedürfnisse an Farmprodukten zu befriedigen. Die vorherrschenden niedrigen Preise, die Ausweitung der Schere zwischen Land- und industriellen Produkten, zwingen zur immer weiteren Erhöhung der Produktivität und zur weiteren Zunahme der ländlichen Überbevölkerung.
„Die Vertreter der ‚Zurück aufs Land‘ Bewegung übersehen den Unterschied zwischen unentwickelten und entwickelten Ländern.“ [63] Die Selbstgenügsamkeit als Ausweg aus der Arbeitslosigkeit ist eine Illusion. Woher nur sollen die aufs Land Zurückkehrenden Kapital für Land und Ausrüstung hernehmen? Wovon sollen sie die auf sie entfallenden Anteile an den öffentlichen Lasten bezahlen, usw. Die Idee des Agrarianism, die sich als kleineres Übel gegen die Mißstände des Kapitalismus und die Unwahrscheinlichkeiten des Sozialismus ausgibt, ist nur einer der vielen Ausdrücke kleinbürgerlicher Hilflosigkeit, die ihre Verlegenheit hinter einem falschen Schein von Romantik zu verbergen sucht. Die vorübergehende Möglichkeit, einen kleinen Teil der Arbeitslosen unter den elendsten Bedingungen auf dem Land „durchzuschleppen“, ist praktisch nichts anderes, als eine Entlastung des Kapitals von den Kosten der industriellen Reservearmee. Weiterhin wäre zum Gesamtprogramm des Agrarianism noch zu sagen, daß eine gesellschaftliche Rückbildung, angenommen daß sie möglich wäre, die existierenden Eigentumsverhältnisse ebenso verletzen würde, wie die nach vorwärts gerichtete gesellschaftliche Umwandlung. Jedoch, die gesellschaftlichen Produktivkräfte drängen zur Vergesellschaftung, nicht zur Atomisierung der Wirtschaft.
Nicht nur vom Standpunkt einer in Gebrauchswerten denkenden Planwirtschaft, auch von dem der heutigen Produktionsweise läßt sich kein anderer Ausweg aus Krise und Arbeitslosigkeit finden, als durch die weitere Entfaltung der gesellschaftlichen Produktivkräfte. Die heutigen Eigentümer der Produktionsmittel und damit Beherrscher der Gesellschaft unterliegen dem Drucke der wachsenden Produktivkräfte noch mehr als alle vorhergehenden. Jeder wirkliche Lösungsversuch der Krise liegt in der Richtung der Befreiung gebundener Produktivkräfte, wie sehr diese Lösung auch zugleich den tödlichen Gegensatz zwischen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen fördert. Der Verzicht auf diese Lösung vertieft die Krise ebensosehr oder noch mehr, als der Lösungsversuch selbst. Die Unmöglichkeit einer wirklichen Planung der kapitalistischen Aktivität schließt eine Zurückhaltung der Produktivkräfte, aus der Erkenntnis der daraus erwachsenden Konsequenzen, und auch das Gegenteil, ihre bewußt-geregelte Förderung, aus. Die Krise ist die erzwungene Eindämmung der Produktivkräfte, sie zwingt zugleich zu Schritten, die ein größeres Überfluten der Produktivkräfte im zu engen Bette der Produktionsverhältnisse mit sich bringen.
Jede Theorie eines bewußten Einschränkens der Produktion und der gleichzeitigen Hebung des Massenkonsums zur Lösung heutiger Widersprüche bleibt Theorie und Propagandastück zur Verschleierung der tatsächlichen Situation. Ist die Möglichkeit neuer Kapitalanlagen gegeben, so wird sie auch ergriffen, ohne Rücksicht auf die gesellschaftlichen Folgen, da jeder kapitalistische Konzern nur von seinen individuellen Bedürfnissen ausgehen kann, wie sehr die Resultate seiner Aktivität auch später zeigen, daß zuletzt doch die gesellschaftliche seine eigene Bewegung bestimmt. Krise und Arbeitslosigkeit kann kapitalistisch, wie überhaupt, nur durch wachsende Produktivität überwunden werden. Dies im Rahmen des Kapitalismus möglich zu machen, gelten alle kapitalistischen Anstrengungen, „denn die Arbeitslosigkeit ist nur ein anderer Ausdruck für niedrige Zinsraten, Kapitalentwertungen und Profitmangel. Arbeitslosigkeit ist unbeschäftigtes Kapital. Und hier sind sich Kapitalismus und Sozialismus einig. Karl Marx war einer der ersten, die den Unterschied zwischen toten Dingen und lebendigem Kapital aufgezeigt haben. Kapital ist nur, was als solches funktioniert.“ [64] „15 Millionen Arbeitslose und 40 000 000 000 Dollar unbeschäftigtes Kapital – zwei Enden eines Stockes – sind nur durch die Ausdehnung der Produktion erneut in Bewegung zu setzen, durch die Schaffung neuer Unternehmen, und die Rekonstruktion der alten. Und diesen Dingen dient die Technologie an erster Stelle. Die Arbeitsersparungsmethoden berühren sie nur in ihren letzten Phasen.“ [65] Die Expansion muß profitabel sein, um möglich zu sein, die Verwertung des Kapitals bestimmt seine Bewegung. Es gibt hunderttausende von Projekten für Landwirtschaft und Industrie, märchenhafte Möglichkeiten der Produktionsausweitung, von der die wissenschaftliche und die belletristische Literatur schwärmt, deren Verwirklichung ist jedoch an ihre Profitabilität gebunden. Nur „weil der Unternehmer nicht länger imstande ist profitabel zu wirtschaften, nur deshalb hört er auf, weiter zu produzieren und dadurch entsteht die Arbeitslosigkeit.“ [66] Die „Überzahl von Arbeitern wird vom überschüssigen Kapital nicht angewandt wegen des niedrigen Exploitationsgrades der Arbeit, zu dem sie allein angewandt werden könnte, oder wenigstens wegen der niederen Profitrate, die sie bei gegebenem Exploitationsgrad abwerfen würde.“ [67] Alle Anstrengungen des Kapitals sind deshalb auf die Wiederherstellung der Verwertung gerichtet, also der Aneignung von einer größeren Masse von Mehrarbeit und damit der Verminderung der notwendigen Arbeitszeit zur Erhaltung der Arbeitskraft. Von diesem Gesichtspunkt aus wird auch die Verkürzung des Arbeitstages, der Arbeitszeit, als Lösung des Arbeitslosenproblems verworfen. „Mehr Freizeit erfordert erhöhte Produktion. Wenn auch das Wachsen der Produktivität in den drei Jahrzehnten bis 1929 eine 60 prozentige Zunahme an Waren mit sich brachte und eine 13 prozentige Verminderung der Arbeitszeit ermöglichte, so folgt umgekehrt daraus doch nicht, daß Arbeitszeitverkürzung die Produktion vermehrt. Ein höherer Lebensstandard erfordert gesteigerte Produktion. Die Arbeitszeitverkürzung ist ein Schritt nach rückwärts. Die ganze Idee der Arbeitszeitverkürzung basiert überhaupt auf der zweifelhaften Hypothese, daß wir den Zenith der ökonomischen Entwicklung erreicht haben.“ [68] Die Akkumulation muß jedoch weiter gehen, sonst gibt es keine Lösung des Arbeitslosenelends. „Der Hauptfaktor der Arbeitslosigkeit ist die Stagnation in den Produktionsgüter herstellenden Industrien. Sie bringt diejenige der anderen Beschäftigungszweige mit sich. Von 16 Millionen Arbeitslosen im März 1933 kamen nur 9 Millionen aus den produktiven Industrien. Die eine Hälfte der Arbeitslosen erzeugt die andere. Die Belebung der Produktionsmittelbranche ist der Schlüssel zur Lösung der Krise.“ [69]
Die bekannte Forderung der Roosevelt-Administration nach Beschneidung der Produktion wurde auch nur solange erhoben, als die aktuelle Stagnation auch die gegenteilige Forderung belanglos gemacht hätte. Diese Forderung entsprach dem Kartellisierungs- und Konzentrationsprozeß des monopolistischen Kapitals während der Krisenvertiefung. Sie half die Stagnation der großen Kapitale zur gesellschaftlichen zu machen, und verhinderte damit zum Teil die Realisierung von Extraprofiten kleinerer Kapitale, die paradoxerweise vorübergehend Akkumulationsmöglichkeiten in Zeiten haben, die diese für die großen Kapitale ausschließen. Mit dem leichten Aufschwung der Produktion in 1934 jedoch ließ man das Produktionsbeschränkungsprogramm wieder fallen, ja man wandte sich nun dagegen, da es untragbare künstliche und hemmende Preisskalen mit sich brachte. Dem Geschäft mehr Spielraum zu gewähren, wurde wieder zur dominierenden Parole. „Während der Krise sah es eher nach Unterproduktion denn nach Überproduktion aus. Die warenarmen Arbeitslosen standen unbeschäftigten Industrien gegenüber. Die Vergangenheit beweist jedoch, daß Arbeitslosigkeit überwunden werden kann, die Geschäftsaktivität hat nur zuzunehmen. Die Arbeitslosenzahl ist variabel.“ [70]
Das Kapital kann auf keinen Fall den Zustand der Krise oder Stagnation als Normalzustand hinnehmen. Das Gefrieren des Status quo ist nur die Philosophie der Krise, die „Produktion um der Produktion willen“ bleibt weiter Notwendigkeit. Auch „... der Fall der Profitrate hält nicht von Neuanlagen zurück, selbst nicht in den Industriefeldern, die bereits überentwickelt sind.“ [71] Noch in der Krise bei den niedrigsten Profitraten besteht der Wille zu neuen Kapitalinvestitionen, da die Erträgnisse in den einzelnen Industrien weitgehndst variieren und die Kapitalisierung verhältnismäßig verbilligt ist. Gerade bei sich allgemein verschlechterndem Geschäftsgange erhoffen einzelne Unternehmen, durch die Ausdehnung ihres Kapitals, einen größeren Anteil am Gesamtgeschäft zu erzielen. Daß diese Expansion nicht nur der Gesamtsituation, sondern zuletzt auch den individuellen Konzernen schädlich sein kann, wird nicht in Erwägung gezogen, da es für das Kapital trotz aller Zukunftserwägungen zuerst doch stets nur auf den sofortigen Erfolg ankommt. Sind Möglichkeiten vorhanden, sich durch Vergrößerung durchsetzen, so werden sie auch ergriffen. Mit der in der Krise sich verschärfenden Konkurrenz setzt die nach Verbilligung gerichtete Expansion, Rationalisierung und allgemeine Erhöhung der Produktivität mit doppelter Wucht ein, wenn sie auch nur noch einer verminderten Anzahl von Kapitalen möglich ist. Die in diesem Konkurrenzkampf untergehenden Kapitale reinigen das Feld für die weitere Aktivität der Siegenden. Der Mangel an Bankerotten durch die bereits erreichte Monopolisierung, die immer schwieriger werdende Destruktion alte Kapitale durch ihren großen Umfang, sowie weitere Momente erschweren den Übergang zu neuen Konjunkturen, verlängern die Krisenperiode, ändern jedoch nichts an den immer mächtigeren Versuchen, mit wirtschafts-politischen Mitteln dem Zustand der Depression zu entrinnen.
Mehr unbezahlte Mehrarbeit, weniger bezahlte notwendige Arbeit ist das letzte Geheimnis der Wiederherstellung der Verwertung und dies setzt die Ausdehnung des Produktionsfeldes und die Erhöhung der Produktivität voraus. Das erstere ist am letzteren gebunden. Wer mehr Arbeiter ausbeuten will, muß eine bestimmte Menge Arbeiter mehr ausbeuten. Wer überhaupt ausbeuten will, muß die Ausbeutung fortwährend steigern. Dieses Gesetz braucht den Kapitalisten nicht ins Bewußtsein zu rücken, ihre nächsten Notwendigkeiten zwingen sie zu Handlungen, und zu keinen anderen, als wenn ihnen dieses Gesetz dauernd bewußt wäre. Die bei weitem nicht erschöpften Exploitationsmöglichkeiten der Welt vor Augen, unfähig ihre Aktivität den Verwertungsgrenzen harmonisch anzupassen, selbst wenn sie diese Grenzen kennen würden, muß, wie jeder einzelne Kapitalist, auch die Gesamtbewegung des Kapitals stets auf weitere sprunghafte Entfaltungen eingestellt sein. Die Schwierigkeiten, denen das Kapital bei den Versuchen der Wiederherstellung der Kapitalverwertung und der damit verbundenen progressiven Kapitalakkumulation gegenübersteht, bringen trotz allem Optimismus zugleich eine große Angst vor Störungen dieses neuen Aufschwungs, durch die Reaktionen der Gesellschaft auf die verschärfte Ausbeutung, mit sich. Eine große Arbeitslosenarmee hat den Arbeitslohn in Grenzen zu halten, um die zarte Blüte der rehabilitierten Verwertung nicht frühzeitig zu knicken. Sie muß gleichzeitig mächtig genug sein, um die erwartete zunehmende Beschäftigung bei relativer Freisetzung der Arbeiter überhaupt zu ermöglichen, ohne deshalb den Exploitationsgrad wesentlich zu vermindern. Die Arbeitslosigkeit, als ein Mittel zur Sicherung erneuten kapitalistischen Aufschwungs, wird im Rahmen der kapitalistischen Bewegungsgesetze „produktiv“. Die Beschäftigung von mehr Arbeitern setzt die Existenz einer großen Arbeitslosenzahl voraus. Ohne diese wird der Aufschwung erschwert. Die weitere progressive Entwicklung der Produktion ist zum Teil an die Vermehrung der Unproduktivität gebunden, worin sich nur ein weiteres Mal der Widerspruch zwischen Tausch- und Gebrauchswert manifestiert. Ein Mangel an Arbeitslosigkeit stellt kapitalistische Erfolge in Frage. Wie sehr auch einerseits die Arbeitslosigkeit als Belastung angesehen wird, genau so sehr ist sie auch eine Garantie für die Stabilität der heutigen Gesellschaft. Besonders der internationale Konkurrenzkampf und die imperialistische Politik um Rohstoffe, Kapital- und Warenexport, der zugleich der der Warenherrschaft entsprechende Reorganisationsprozeß im Rahmen der Weltwirtschaft ist und seine Spitze im Kriege findet, erfordert einen Überfluß an Bevölkerung und macht die Überbevölkerung zum, wenn auch grausamen so doch gewaltigen Mittel kapitalistischer Entfaltung der Produktivkräfte, die stets zugleich Kräfte der Destruktion sind.
„Daß der natürliche Zuwachs der Arbeitermassen die Akkumulationsbedürfnisse des Kapitals nicht sättigt und sie dennoch zugleich überschreitet, ist ein Widerspruch seiner Bewegung selbst.“ [72] So haben wir auf der einen Seite die Furcht vor der Arbeitslosigkeit und auf der anderen die Furcht vor dem Verlust der Arbeitslosigkeit, die sich besonders in dem immer lauter werdenden Klagen über die Gefahren der sinkenden Geburtenziffern für die Menschheit überhaupt und der Bevölkerungsabnahme für die weiteren Schicksale des Kapitals ausdrückt. Der oben von Marx aufgezeigte Widerspruch „ist nicht schreiender als der andere, daß über Mangel an Händen geklagt wird zur selben Zeit, wo viele Tausende auf dem Pflaster liegen, weil die Teilung der Arbeit sie an einen bestimmten Produktionszweig kettet.“ [73] „Die Industrie sieht einem Mangel an gelernten Arbeitern entgegen, ein Mangel, der mit der jetzt einsetzenden Konjunkturbewegung schon fühlbar wird. Es mangelt nicht nur an Spezialisten, sondern an gelernten und halbgelernten schlechthin. Die Industrie versucht alles mögliche, Arbeiter anzulernen, aber das Problem ist noch nicht gelöst.“ [74] Und dies trotz der offensichtlichen Unberechtigtkeit der Klage was die Realität von 12 Millionen Arbeitslosen beweist, trotz der Proteste der A. F. of L., die auf ihre arbeitslosen Mitglieder hinweist und auch gegen die Proteste des U. S. Departments of Labor, das diesen Zustand nur in ganz vereinzelten Fällen gelten läßt. Doch kommen diese Klagen über Arbeitermangel nicht zum Schweigen, weil es ja nicht darauf ankommt genügend Arbeiter, gelernt oder ungelernt, zu haben, sondern zugleich eine entsprechend große Reservearmee in allen Berufen, um jede monopolistische Praxis der Arbeiter auszuschalten. Wohl hat sich ohne Zweifel durch die lange Depression, durch Beschäftigungsfluktuation, industrielle Umstellungen, Berufswechsel, veränderte Ansprüche durch technologische Wandlungen, Spezialisierungstendenzen, eingeschränkte Immigration, usw. verursacht, in einzelnen Industrien das Angebot geeigneter Arbeitskräfte vermindert, im allgemeinen jedoch sind alle Berufe überfüllt. Der so beklagte Mangel an Arbeitskräften ist weiterhin ein Mangel an höchstleistungsfähigen Arbeitern, da lange Arbeitslosigkeit die Leistungsfähigkeit weitgehend beeinträchtigt und weiterhin das Lehrlingswesen beschränkt, da dies mit oft untragbaren Unkosten verbunden ist. An Durchschnittsarbeitern ist kein Mangel, aber diese Arbeiter entsprechen nicht den gesteigerten Mehrwertanforderungen der mit der Depression ringenden Unternehmer. Vom Gesichtspunkt der heutigen Produktionsweise sind Arbeitermangel und Überbevölkerung an Arbeitern durchaus kein Paradox, denn mit der Zunahme der Überbevölkerung sinkt die Exploitationsfähigkeit der Arbeiter, die Nachfrage ist jedoch eine nach den zumeist Exploitationsfähigen, welche immer weniger werden, je größer mit dem allgemeinen Elend die Arbeitslosigkeit ist.
Es ist auch kein Zufall, daß gerade zur Zeit einer Riesenarbeitslosigkeit die Tatsache der fallenden Geburtenzahl so große Aufmerksamkeit findet. Abgesehen davon, daß die Arbeitslosigkeit damit unberechtigterweise als ein temporäres Problem erscheint, das durch den zu erwartenden Arbeitermangel beseitigt wird, wodurch mit der Hoffnung auf bessere Zeiten die Aktivität der Arbeitslosen gehemmt wird, abgesehen davon, steckt hinter der gegen den Geburtenrückgang gerichteten Propaganda auch die instinktive und bewußte Furcht, bald einem tatsächlichen Arbeitermangel gegenüberzustehen, oder doch einem Mangel an Arbeitern relativ zu den Erfordernissen der Akkumulation, die einer Riesenreservearmee bedarf. Mit dem Wachsen des Kapitals ist der Fall der Geburtsrate verbunden. [75] Sie fiel in Amerika während der letzten 100 Jahre ohne Unterbrechung. Die große Immigration schuf den notwendigen Ausgleich. [76] Mit dem Rückgang der Immigration sank die Rate der Bevölkerungszunahme. Bis zum Kriege betrug der jährliche Bevölkerungszuwachs ungefähr 1.800.000, heute nur noch 800.000. Alle Voranschläge über den zu erwartenden Bevölkerungszuwachs mußten revidiert werden; zwischen 1940–50 erwartet man einen Rückgang der Bevölkerungsziffer. Noch 1925 hatten die Städte eine Geburtsrate, die die stationäre Erhaltung der Bewohnerzahl ermöglichte. Der Niedergang beträgt heute in den großen Städten 25 %, in den kleineren 10 %. Selbst auf dem Lande, dem großen Reservoir für zusätzliche Arbeitskräfte, sinkt bereits die Geburtenzahl ebenfalls.
Auf dem Lande, wo die Familie im großen Maße noch immer die ökonomische Einheit bildet, wo die Kosten der Aufziehung relativ gering, die Verwendungsmöglichkeit der Kinder, wenn auch mit immer mehr Begrenzungen, noch groß ist, besteht kein starker ökonomischer Zwang zur Beschränkung der Kinderzahl. [77] Bis zu dem Zeitpunkt, wo die kapitalistische Entwicklung die Kinderarbeit einzuschränken hatte, war auch in den proletarischen Familien der Kindersegen eher ein Plus als ein Minus. Selbst noch beim Einsetzen der Zwangsschulung und der Verzögerung der Exploitationsreife der Kinder konnte ihre Aufbringung noch als eine Form der Versicherung gegen die eigene ökonomische Unsicherheit im Alter als lohnend angesehen werden. Die Entwicklung der Industrie zerstörte die ökonomische Bindung der Familie. Das Wachsen der ökonomischen Unsicherheit zerschlug die unbewußte und oft auch zu bewußte Betrachtung der Kinder als eine Art Altersversicherung. Wohl wuchs die Zahl der Heiraten, aber die der Geburten verminderte sich ständig. Nach den Farmern hatten die Fabrikarbeiter die größte Kinderzahl. Die Aufbringung neuer Arbeiter war verhältnismäßig leicht, die Arbeit der Jugendlichen brachte bald Erträge, die den Haushalten zugute kamen. Die Fabrikarbeiter, die sich aus der landwirtschaftlichen Welt rekrutierten, brachten auch den Kindersegen mit in die Städte und erst von Generation zu Generation verminderte sich bei ihnen die Geburtenzahl. Um 1800 hatte im Durchschnitt die amerikanische Mutter acht, heute nur noch drei Kinder. Die Kinderzahl richtet sich nach den Berufen der Eltern. Je mehr der Beruf den Ausübenden aus der Kategorie des einfachen Arbeiters heraushebt, desto geringer ist auch die Anzahl der Kinder. Die kostspielige Reproduktion der „besseren“ Berufe, die Wandlungen im ökonomischen Haushalt dieser Gruppe, zwingen sie zur Geburtenbeschränkung.
Die langsame Zerstörung der heutigen Familienform, die Verschärfung des individuell zu meisternden Existenzkampfes, das Streben jedes Einzelnen, dem gesellschaftlichen Abyssus zu entrinnen oder fern zu bleiben, die Akkumulation des Elends und die Unmöglichkeit der Anpassung des allgemeinen gesellschaftlichen Lebens an die entfesselten und zugleich gehemmten Produktivkräfte weist für die weitere Zukunft nicht auf die Tendenz des nach heutigen Begriffen dauernden gesunden Wachsens der Menschheit, sondern auf Zerrüttung und Niedergang. Die heutige Gesellschaftsform, mit ihrem Zwang zur Hemmung und Zerstörung gesellschaftlicher Produktivkräfte, macht auch vor der stärksten Produktivkraft, dem Proletariat, nicht halt. Dieser Zerstörungsprozeß geht weiter, aber in ihm schwächt sich auch die Macht des Zerstörers und zwar in schnellerem Maße, als sie die gesellschaftlichen Produktivkräfte zersetzt. Diese Situation erlaubt jedoch nicht die bewußte Reduzierung der Arbeiter und Arbeitslosen. Sie zwingt vielmehr zu Maßnahmen gegen den Geburtenrückgang, die allerdings nur unbedeutende Erfolge haben können.
„Es ist bekannt, daß die Geburtsrate in den einzelnen Einkommensschichten mit der Höhe derselben variiert. Die am niedrigsten stehende ökonomische Schicht hat auch die höchste Geburtsrate. Arbeitslose Familien erzeugen mehr Kinder als beschäftigte.“ [78] Vom Konkurrenzkampf um den Arbeitsplatz unfreiwillig ferngehalten, ohne die Bequemlichkeiten der Mittel zur Geburtskontrolle, als einzig verbliebene Zerstreuung auf „das Vergnügen des armen Mannes“ angewiesen, mehr und mehr vom Fatalismus der Erfolglosigkeit erfaßt, den das Leben sowenig schreckt wie der Tod, und durch die Tatsache, daß unter den Bedingungen der Wohlfahrtspflege eine große Anzahl von Kinder eine bessere Existenz ermöglicht, lag dieser Gruppe die Geburtsbeschränkung ferner, als irgend einer anderen der Gesellschaft. „Statistiken zeigen, daß die Geburtsrate bei unterstützten Familien 60 % höher ist, als bei beschäftigten Familien derselben Klassenlage. Und doch tut die Regierung nichts, um durch die Legalisierung der Geburtenkontrolle diesem Zustand abzuhelfen.“ [79] Unbegreiflich erscheint denjenigen, denen die kapitalistischen Bewegungsgesetze fremd sind, daß selbst dieser durch die Verelendung zweifelhaften Reproduktion von Arbeitskräften keine Schranke gesetzt wird. Immer wieder wird auf das Unsinnige einer Situation verwiesen, wo bei einem Menschenüberfluß und der Möglichkeit der Abänderung, alle ausschlaggebenden Bestrebungen doch in Richtung der weiteren Vermehrung des Überflusses wirken. Die Forderung nach einer dem „gesunden Menschenverstand“ entsprechenden Geburtenkontrolle sind allerdings nur den ökonomischen Notwendigkeiten des Kleinbürgertums entnommen, für das Arbeitslosigkeit und Überbevölkerung mit Steuererhöhung und Lebenserschwerung identisch sind. Sie entsprechen der Sehnsucht nach einer relativ stationären und stabileren Gesellschaft, die die Weiterexistenz des Kleinbürgertums garantiert. Sie sind jedoch zur Wirkungslosigkeit verurteilt, da sie weder den wirklichen Interessen der heutigen noch denen der Gesellschaft von morgen entsprechen. Angenommen, die Grenzen der Aneignung des absoluten und relativen Mehrwerts wären gegeben, in einem solchen Falle kann eine größere Mehrwertmasse nur durch eine größere Arbeiterzahl erzielt werden. Der kapitalistische Krisenzyklus illustriert die Bildung der Kapitalverwertungsgrenzen und deren Überwindung. Die notwendige Arbeitszeit zur Erhaltung und Reproduktion der Arbeitskraft kann jedoch nicht auf den Nullpunkt fallen, die absolute Arbeitszeit kann bestimmte Grenzen nicht überschreiten, Natur und Gesellschaft setzen der Mehrwertaneignung objektive Schranken. Eine Vermehrung des Mehrwerts wäre in der angenommenen Situation durch die Aneignung zusätzlichen Mehrwerts, z. B. durch die Kapitalisierung rückständiger Länder, der Ausbeutung zusätzlicher Arbeiter, möglich. Der Überakkumulation des Kapitals in kapitalistisch hochentwickelten Ländern und dem damit verbundenen absoluten Fall der Profitmasse kann durch die Gewinnung von zusätzlichem Mehrwert entgegengewirkt werden. Je größer dieser zusätzliche Mehrwert, desto günstiger die weitere Akkumulationsmöglichkeit, desto größer der temporäre Aufschwung der Gesamtwirtschaft und desto mehr Arbeitslose finden wieder Platz im Produktionsprozeß. So, wie zuerst die Ausdehnung des Produktionsfeldes und die Entwicklung der kapitalistischen Weltwirtschaft von der vermehrten Ausbeutung einer gegebenen Arbeitermasse abhingen, so wirkt nun umgekehrt dieser kapitalistische Eroberungszug arbeitsbeschaffend und krisenmildernd. Es wiederholt sich hier im vergrößerten Rahmen der Prozeß der absoluten Zunahme der Arbeiterzahl bei ihrer relativen Verminderung zum Wachstum des Kapitals, d. h. ihrer gleichzeitigen Freisetzung, erst von den nicht-kapitalistischen und dann von ihren kapitalistischen Existenzmöglichkeiten. Die Entwicklung der kapitalistischen Weltwirtschaft, Kolonisation und Imperialismus bieten temporäre Auswege aus Krise und Arbeitslosigkeit, aber sie setzen auch Krisen und Arbeitslosigkeit voraus. Der internationale Vorgang ist nur die Vergrößerung der Vorgänge im nationalen Rahmen. Die erfolgreiche Akkumulation muß, um zu wiederholen, Arbeiter frei setzen und die Arbeiterzahl zugleich vermehren, was nur eine Tautologie für die Feststellung des dauernden Dranges des Kapitals nach Vermehrung der unbezahlten Arbeit durch die Verkürzung der notwendigen Arbeit der Produzierenden ist. Ohne solche erfolgreiche Akkumulation keine Prosperität, sondern Depression und Verfall.
Nach allen bisherigen Krisen war, mit der Wiederherstellung der Kapitalverwertung, d. h. mit der Sicherung der Profitabilität auf einem neuen niedrigeren Wert- und Preisniveau und der sich daraus ergebenden Konjunktur, die Zunahme der absoluten Arbeiterzahl verbunden. Auch heute kann auf keinen neuen Aufschwung gerechnet werden, es sei denn, daß es gelänge, mit der Ausdehnung des Produktionsapparates auch eine Vermehrung der exploitationsfähigen Arbeiter zu verbinden. Die Akkumulation muß so mächtig sein, daß sie neue Arbeitsgelegenheiten ergibt. Nicht hängt der Erfolg von der Mehrbeschäftigung von Arbeitern ab, jedoch ein Erfolg ist nur möglich, wenn der Aufschwung so groß ist, daß er mehr Arbeiter in die Produktion des Mehrwerts einbezieht. Die Verlangsamung der Akkumulation, wodurch sich die marschierende Krise ankündigt, die wachsende Überproduktion von Kapital waren in Amerika von einer sinkenden Arbeiterzahl begleitet. [80] Der umgekehrte Prozeß muß einsetzen: die Arbeiterzahl muß trotz der wachsenden organischen Zusammensetzung des Kapitals mit der Akkumulation steigen, damit die Profitmasse schneller zunehmen kann als die Profitrate fällt. So zwingt der Widerspruch zwischen Tausch- und Gebrauchswert, zwischen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen, zur Produktion um der Produktion willen und erschwert nach dem Ablauf einer gewissen Entwicklung die Erfüllung dieses Zwanges; oder schließt sie ganz aus. Abgesehen davon, daß diesem Prozeß zuletzt objektive Schranken gesetzt sind, schließt er jedes eigenwillige Beharren auf einer erreichten Akkumulationsstufe aus. Das erzwungene Beharren ist die Krise und der Niedergang. Der Verzicht auf die Ausweitung der kapitalistischen Widersprüche ist der Verzicht auf den Kapitalismus selbst. Das Kapital kann sich und wird sich nicht selbst entleiben, und so wird es auf keinen Fall darauf verzichten, sich selbst immer unmöglicher zu machen. So muß für denjenigen, der trotz aller Arbeitslosigkeit und trotz aller ruhenden Produktionsmittel, einen weiteren progressiven Fortschritt des Kapitalismus erwartet, der heutige Produktionsapparat und die heutige Arbeiterzahl unzureichend sein. Der äußere Zwang, der die Kapitalbewegung bestimmt, ist stärker als alle Einsicht der in ihr operierenden Kapitalisten. Der Akkumulationsdrang, d. h. der Selbsterhaltungstrieb der heutigen Gesellschaft läßt nicht zu, daß Arbeitslosigkeit als solche begriffen wird. Die gesellschaftliche Aktivität muß in einer solchen Weise fortgeführt werden, als wenn ein aktueller Mangel an Arbeitern vorhanden wäre. Dieser Zwang wird beim Eintreten einer Geschäftsbelebung sofort ersichtbar, wirkt aber, wenn auch weniger beachtet, noch heftiger in der Depression. Untersuchungen des Departments of Commerce und des Industrial Conference Board zeigten, daß in den Jahren von 1929–1932 die industrielle Produktivität um 4 % stieg. Nach Angaben des Alexander-Hamilton-Instituts steigerte sich die Produktivität während der Jahr 1932–34 um 12 %. Diese Tendenz ist allgemein bekannt und von allen Gesichtspunkten aus weitgehendst interpretiert worden. Die Zunahme der Produktivität der Arbeit seit 1929 betrug nach allen Berechnungen 1935 rund 33 %. Man hat festgestellt, und dieser Feststellung weitgehendste Publizität verliehen, daß bei Wiedererlangung des Produktionsniveaus von 1929 infolge der gestiegenen Produktivität noch immer 8–10 Millionen Arbeitslose existieren würden. Die fünfzigprozentige Produktionszunahme seit 1932 hat nach Angaben der A. F. of L. nur einen temporären Rückgang von 11 % der Arbeitslosen mit sich gebracht. Bald jedoch, trotz steigender Produktion, fiel die Arbeiterzahl erneut. In einer Rede in Maryland am 13. April 1936 bedauerte Präsident Roosevelt, „daß trotz der Annäherung der Gesamtproduktion an das Niveau von 1929 nur 80 % der damals beschäftigten Arbeiter engagiert seien ... Dagegen gäbe es keine Gesetze. Wir können weder – noch wollen wir uns gegen bessere Arbeitsmittel- und Methoden wenden ... Das ist so, wie es sein soll!“ [81] Als einzige Maßnahme gegen die Fortsetzung der Freisetzungstendenz empfahl Roosevelt nichts weiter, als die Ausschaltung aller Arbeiter unter 18 und über 65 aus dem Produktionsprozeß. Und dies, obwohl in vielen Industrien, die allgemein beachtete Altersgrenze bei Einstellungen von 40 Jahren auf 35 herabgesetzt wurde, und der Prozentsatz der Jugendlichen an der Arbeitslosigkeit erschreckend groß ist. Nach den Berichten der A. F. of L, die vom Bureau of Labor Statistics im Herbst 1935 bestätigt wurden, verband sich mit der steigenden Produktion eine Verminderung der Fabrikarbeiterzahl und Senkung der Löhne. Die Tatsache, daß, während die Produktion von Produktionsmitteln vom Oktober 1934 bis zum selben Monat des nächsten Jahres um 92 % zunahm, die der Konsumtionsindustrien nur um 7 % wuchs, wirft weiteres Licht auf den Charakter der wirtschaftlichen Belebung. Sie war ein Ausdruck der gesteigerten Rationalisierung und verband sich notwendig mit wachsender Arbeitslosigkeit, da sie fast ausschließlich nur dem Ersatz des fixen Kapitals der existierenden Betriebe diente. Wesentliche Neuanlagen von Kapital wurden nicht gemacht. So stand trotz des Aufschwungs im Frühjahr 1936 die Arbeitslosenzahl nicht niedriger als zuvor. Fünf Depressionsjahre und damit fünfjährige Anstrengung zur Wiederherstellung der Rentabilität reichten nicht aus, die Situation von 1929 zurückzubringen. So weit wie man sich dieser Situation nähern konnte, geschah es auf Kosten verschärfter Exploitation, was die Tatsache der unveränderten Arbeitslosigkeit am besten illustriert. Aber selbst die völlige Wiederherstellung der Situation von 1929, auch in bezug auf die Arbeiterbeschäftigung, wäre nicht als Lösung der heutigen Schwierigkeiten anzusehen, „auch damals hatten wir nicht das Millenium, da mit zunehmender Produktion und wachsenden Profiten auch die Arbeitslosigkeit mit erstaunlicher Geschwindigkeit zunahm. Ein Zurück zur Prosperität von 1928 kann keine Antwort auf die vor uns liegenden Fragen sein. Was die Industriekapitäne damals tun konnten, reichte schon damals nicht aus, und bedeutet heute noch viel weniger.“ [82] Gelang es auch im Laufe der Depression, die Rentabilität der Unternehmen zu verbessern, so ist es doch mehr als fraglich, (was an dieser Stelle jedoch nicht untersucht werden soll), ob diese Verbesserung noch Formen annehmen kann, die eine neue allgemeine Aufschwungperiode erlauben und das jetzt so brennende Arbeitslosenproblem wieder vorübergehend in den Hintergrund drängen werden. Neben den überschwenglichen Hoffnungen, die jedes Anziehen des Geschäftsganges auslöst, mehren sich die Stimmen der Ökonomen und Wirtschaftspolitiker, die sich die nächste und fernere Zukunft ohne eine permanente Riesenarbeitslosigkeit überhaupt nicht mehr vorstellen können.
[1] H. Hazlitt in der New York Times. 1. XII. 1935.
[2] Pennsylvania Department of Labor and Industry: „Ausreichende statistische Informationen über die Arbeitslosigkeit waren weder im staatlichen Rahmen noch in dem der Union vorhanden. Wenn überhaupt, existieren nur sehr wenige Beispiele, die als Vorbild für die Arbeitslosenzählung herangezogen werden könnten.“ (Special Bulletin No. 39, Harrisburg 1934, S. 17) Dies ein Beispiel von hunderten.
[3] Der Senator Costigan bemühte sich vergeblich in der letzten Session des Congresses (1935) ein Gesetz im Interesse eines Arbeitslosenzensus durchzubringen.
[4] Die Kosten der Arbeitslosenzählung im Rahmen des Zensus Bureaus werden auf rund 14 Millionen Dollar geschätzt.
[5] Das Pennsylvania Department of Labor and Industry schreibt: „Auf Grund der falschen, die Situation verschönernden Interpretationen der Arbeitslosenstatistik, hat sich In der Nation ... die Tendenz entwickelt, den Ernst der wirklichen Situation zu verkennen.“ (Bulletin No. 39, S. 10) Die Chicago Daily News (14. XII. 1935): „Die Regierung hat ihre eigenen, geheimen Arbeitslosenzahlen. Nur die höchsten Regierungssteilen haben In sie Einsicht. Sie sind höher als die offiziell publizierten.“
[6] The Business Advisory Council, 50 prominente Geschäftsleute, die der Regierung und speziell dem Commerce Department empfehlende Vorschläge unterbreiten, gaben 1936 durch die Presse bekannt, daß in offiziellen Kreisen an einem Plan für einen Arbeitslosenzensus gearbeitet wird, der wahrscheinlich 1937 zustande kommt.
[7] Zitiert bei A. M. Simons, Social Forces In America. New York 1926. S. 166.
[8] Das United States Bureau of Labor Statistics publiziert keine Totalziffern über Arbeitslosigkeit oder Beschäftigungsgrad, sondern nur einen Index für einzelne Berufe und Industrien. Im Juli 1935 erhielt das Bureau Berichte von 23.500 Unternehmen, die 3.738.000 Arbeiter beschäftigten.
[9] B. Catlin, The Labor Problem. New York 1926. S. 50
Bevölkerung | % der Beschäftigten | % der Arbeitslosen | |
1900 | 75.994.575 | 38,3 | 7,6 |
1910 | 91.972.266 | 41,5 | 7,9 |
1920 | 105.710.620 | 39,4 | 6,4 |
Die Verhältnisse vor 1900 und bis 1929 sind, wenn von der Konjunkturbewegung abgesehen wird, ähnliche. Zwischen den zehnjährigen Perioden liegen Zeiten großer Arbeitslosigkeit, die eine höhere Durchschnittsarbeitslosenzahl für die einzelnen Perioden ergeben.
[11] Zitiert bei H. W. Laidler, Socialism in Thought and Action. New York 1920. S. 24.
[12] J. und M. Kuzcynski, Der Fabrikarbeiter in der amerikanischen Wirtschaft. Leipzig 1930. S. 58.
[13] L. Corey, The Decline of American Capitalism. New York 1934. S. 242.
[14] E. S. Bradford, Industrial Unemployment. United States Bureau of Labor Statistics. Bulletin No. 310. 8. 2.
[15] P. H. Douglas schätzt die Durchschnittsrate der Arbeitslosigkeit für die dreißigjährige Periode von 1896–1926 in Industrie, Transport und Bautätigkeit auf 10,2 %. Für die Periode von 1920 1926 auf 12,1 %. Real Wages in the United States; Boston 1930. S. 459. Ein Report der Russel Sage Foundation nimmt an, daß in guten und schlechten Geschäftsjahren zusammengeworfen, 10 % bis 12 % aller Arbeiter stets beschäftigungslos waren. Zitiert in Social Progress. New York 1935. S. 4.
[16] Durchschnittliches Minimum ohne Einschluß der landwirtschaftlichen Arbeiter. (Recent Economic Changes, New York 1929. S. 879)
1920: | 1.401.000 | 1925: | 1.775.000 |
1921: | 4.270.000 | 1926: | 1.667.000 |
1922: | 3.441.000 | 1927: | 2.055.000 |
1924: | 2.315.000 |
[17] Arbeitslosigkeit in Amerika von 1920 bis 1935 in abgerundeten Zahlen nach den Berechnungen der A. F. of L.:
1920: | 1.500.000 | 1926: | 1.500.000 | 1932: | 11.500.000 |
1921: | 4.500.000 | 1927: | 2.000.000 | 1933: | 12.000.000 |
1922: | 3.500.000 | 1928: | 2.500.000 | 1934: | 11.000.000 |
1923 | 1.500.000 | 1929: | 2.500.000 | 1935: | 11.500.000 |
1924: | 2.500.000 | 1930: | 4.000.000 | 1936: | 12.500.000 (Januar) |
1925 | 2.000.000 | 1931: | 7.500.000 |
Das Internationale Arbeitsamt in Genf gibt die Zahl der Arbeitslosen in Amerika im Februar 1936 mit 12.626.000 an. Diese Summe ist um 3 Millionen größer als die Gesamtarbeitslosenzahl Europas.
[18] Das National Industrial Conference Board (N.I.C.B.: Unternehmerorganisation) und die A. F. of L. (Arbeitnehmerorganisation) veröffentlichen monatliche Arbeitslosenziffern. Im Juli 1934 nannte der A. F. of L. Bericht 10.772.000, der des N.I.C.B. 8.609.000 Arbeitslose. Das Internationale Arbeitsamt wies in seinem Bericht von 1934 auf diesen Unterschied hin und entschied sich zur Adoptierung der A. F. of L. Zahlen. Die amerikanische Regierung stützt sich, wenn auch nicht offiziell, auf die Berichte der A. F. of L. Der Unterschied zwischen den Zahlen rührt von verschiedenen Berechnungsmethoden her. Beide haben ihren Ausgangspunkt in den Zensusergebnissen von 1930. Sie entwickeln ihre Zahlen aus den vorliegenden Beschäftigungsziffern, die nur einen Teil der Gesamtarbeiterschaft erfassen. Die A. F. of L. Berechnung nimmt an, daß die Arbeitslosigkeit in den unbekannten Gruppen genau so variiert wie in den bekannten. Für das N.I.C.B. hingegen variieren die unbekannten Gruppen nur mit den Fluktuationen des Geschäftsganges.
[19] H. Hazlitt in der New York Times. 1. XII. 1935.
[20] Zensus von 1930: Bevölkerung: 123.000.000. Beschäftigtenzahl: 49.000.000. Davon waren 2.500.000 arbeitslos, d. h. auf der Suche nach Beschäftigung. 750.000 waren vorübergehend ausgesperrt, ohne entlassen zu sein. 700.000 weitere Personen waren am Tage des Zensus aus verschiedensten anderen Gründen unbeschäftigt.
[21] The Annals, März 1931. S. 15.
[22] W. Haber, Unemployment Relief in Michigan. Lansing 1935. S. 31.
[23] Vgl. L. Corey, The Crisis of the Middle Class. New York 1935. S. 24.
[24] L. C. Marshall and L. S. Lyon, Our Economic Organization. New York 1931. S. 452.
[25] Machinery and Allied Products Institute, Ten Facts on Technology and Employment. Chicago 1936. S. 2.
Angeführt wird, daß während des Zeitraums von 1870 bis 1930 die amerikanische Bevölkerung um 218 %, hingegen die Zahl der Beschäftigten um 291 % wuchs. Kurz nach dem Bürgerkrieg, ehe die große technische Entfaltung einsetzte, waren 324 Personen beschäftigt, die Bedürfnisse von je tausend Einwohnern zu befriedigen. 1930, bei einem höheren Lebensstandard als Resultat der technischen Entwicklung, waren soviel neue Bedürfnisse gebildet worden, daß 400 Personen notwendig waren, die Ansprüche von je tausend Einwohnern zu befriedigen.
Zunahme der Arbeiterzahl von 1910 bis 1930 nach Zahlen des United States Zensus:
1910 | 1920 | 1930 |
38.167.336 | 41.614.248 | 48.429.920 |
Nach Beschäftigungsart
Männer | Frauen | Männer | Frauen | Männer | Frauen | |
(in Millionen) | 1910 | 1920 | 1930 | |||
Landwirtschaft: | 10,581 | 1,806 | 9,582 | 1,083 | 9,562 | 0,909 |
Fabrik: | 8,835 | 1,820 | 10,901 | 1,930 | 12,224 | 1,886 |
Transport: | 2,549 | 0,115 | 2,872 | 0,224 | 3,561 | 0,281 |
Handel: | 3,160 | 0,472 | 3,585 | 0,671 | 5,118 | 0,962 |
Dienende Positionen: | 1,129 | 2,530 | 1,103 | 2,186 | 1,772 | 3,180 |
Angestellte: | 1,129 | 0,588 | 1,689 | 1,421 | 2,038 | 1,986 |
Freie Berufe: | 0,976 | 0,734 | 1,154 | 1,017 | 1,727 | 1,526 |
[26] All American Technological Society, 1933. S. 4.
[27] B. Mitchell, Social Insurance is not enough. Current History, Februar 1935. S. 559.
[28] „Unsere Fähigkeit, Waren zu produzieren, wächst schneller als unsere Kaufkraft; der Beschäftigungsgrad hält nicht mit der Verbesserung der Produktionsmaschinerie Schritt.“ Recent Social Trends. New York 1933. S. XIII.
Viele Beispiele werden erbracht, die im großen und ganzen besagen, daß neben vielen Spitzenleistungen, die Produktivität in Landwirtschaft und Industrie In den 15 Jahren vor Abfassung des Reports um rund 50 % zugenommen hatte.
Vgl. D. Weintraub, The Displacement of Workers through Increase in Efficiency and their Absorption by Industry. Journal of the American Statistical Association. Dezember 1932. Nach L. Corey (The Decline of American Capitalism; S. 292) verminderte sich von 1919–29 die Arbeiterzahl in den Produktionsmittel herstellenden Industrien um 300 000, oder 10 %. In der Konsumbranche um 138.000 oder 2,5 %. Die Produktivität der Arbeiter stieg schneller, als das Kapital wuchs, die Freisetzung der Arbeiter vollzog sich im beschleunigten Tempo.
[29] K. Marx, Das Kapital. Bd. I. S. 441.
[30] a. a. O.
[31] a. a. O., S. 452.
[32] a. a. O., Bd. III. S. 246.
[33] K. Marx, Das Kapital. Bd. I. S. 467.
[34] K. Marx, Das Kapital. Bd. I. S. 646-648.
[35] a. a. O., S. 652.
[36] Wachsen des National Vermögens nach Zahlen (in Milliarden Dollar) von R. R. Doane in The Measurement of American Wealth. New York 1935. S. 10.
1900 | 1910 | 1920 | 1930 |
126,7 | 225,5 | 467,8 | 556,3 |
Zunahme der Arbeiterzahl nach den Zensus Zahlen:
1900 | 1910 | 1920 | 1930 |
29.073.233 | 38.167.336 | 41.614.248 | 48.614.248 |
F. C. Mills gibt in Economic Tendencies in the United States, S. 21 (New York 1932) folgenden, hier gekürzten, Produktionsindex an, der ebenfalls die Tendenz des schnelleren Wachsens des Kapitals gegenüber den vom Zensus genannten Beschäftigtenzahlen ausdrückt.
Jahr | Konsumgüter | Produktionsgüter |
1901 | 100 | 100 |
1905 | 126 | 140 |
1910 | 137 | 167 |
1913 | 146 | 197 |
Die Fortsetzung dieses Index von H. G. Moulton in The Formation of Capital, Washington 1935, hebt dieselbe Entwicklungstendenz hervor. Sie zeigt weiterhin auch die Verlangsamung der Akkumulationsrate seit 1922 an.
[37] „Zwischen dem Zensus von 1920 und dem von 1930 sank die Zahl der Arbeiter in ‚manufacturing and mechanical industries‘ im Verhältnis zur Totalbeschäftigung von 30,5 % auf 28,6 %. Zugleich nahm die Zahl der Arbeiter in den ‚service trades’ relativ zu.“ – H. Hazlitt, New York Times. 1. XII. 1935.
Vergleiche Zensuszahlen aus Anmerkung 25 der vorliegenden Arbeit. Die gesellschaftliche Erscheinung ist die Vergrößerung des in den individuellen Unternehmen sich vollziehenden Prozesses. Ein Report der Federal Communication Commission über die monopolistische Praxis der American Telegraph and Telephon Company berichtet: „Die Beschäftigtenzahl in der A. T. and T. C. fiel zwischen 1929 und 1934 von 454.491 auf 273.586. Die stoffliche Struktur der Firma wird mehr und mehr automatisiert. Die Anzahl der für die Telephonbranche direkt notwendigen Arbeiter nimmt ab, während der unproduktive Teil, ‚overhead executive, legal, commercial, and accounting staff’, wächst. (Chicago Daily Tribune, 28. III. 1936.)
[38] Bewegungen der Arbeitslosigkeit von 1900–1933
Umschließt Arbeiter in der Manufaktur, in Kohlenbergbau, Eisenbahn und Bautätigkeit.
Jährlicher Duchschnitt der Arbeitslosigkeit |
Prozentsatz | ||
1900–06 | Prosperität | 657.000 | 7,6 |
1907–09 | Depression | 1.091.000 | 10,7 |
1910–13 | Prosperität | 877.000 | 7,9 |
1914–15 | Depression | 1.860.000 | 15,9 |
1916–20 | Prosperität | 817.000 | 6,4 |
1921–22 | Depression | 2.625.000 | 20,7 |
1923–26 | Prosperität | 1.250.000 | 9,0 |
1927–29 | Prosperität | 1.250.000 | 9,5 |
1930–33 | Depression | 5.400.000 | 35,2 |
L. Corey, The Decline of American Capitalism, S. 242.
[39] R. C. Epstein, Industrial Profits in the United States. New York 1934. S. 155, S. 163.
[40] Produktive Neuanlagen (in Millionen Dollar):
1922: | 2,721 | 1928: | 2,947 |
1923: | 2,954 | 1929: | 3,186 |
1924: | 3,466 | 1930: | 3,446 |
1925: | 3,318 | 1931: | 2,022 |
1926: | 3,168 | 1932: | 702 |
1927: | 3,259 | 1933: | 262 |
H. G. Moulton, The Formation of Capital. Washington 1935. S. 145.
[41] L. Corey, The Decline of American Capitalism. S. 242. Vgl. die Arbeitslosenziffern der A. F. of L. in Anmerkung 17.
[42] Die Chicago Daily News vom 15. IX. 1935 zitiert Col. L. P. Ayres wie folgt: „... In weiten Kreisen nimmt man an, daß die Depression durch Überproduktion erzeugt wurde ... Wohl hatten wir kleine Perioden von Überproduktion vor der Krise von 1907 und während des Krieges, aber in der Prosperitätsperiode vor der heutigen Depression fiel diesem Moment kein großes Gewicht zu. Während dieser Zeit waren Produktion, Preise und Beschäftigung in besserer Balance miteinander, als zu irgend einer anderen Zeit, für die wir Daten haben.“ – In der Auffassung Ayres waren nicht zuviel Güter, sondern Güter zu zu hohen Preisen produziert worden; eine Auffassung, die unbewußt ausdrückt, daß das vorhandene Preis- und Wertniveau die Verwertung des Kapitals erschwerte, und so schließt Ayres auch folgerichtig, „daß wenn die Arbeiter mehr Waren aus der gesellschaftlichen Produktion haben wollen, sie mehr produzieren müssen.“
[43] K. Marx, Das Kapital. Bd. III. S. 240.
[44] Vgl.: Die Untersuchungen des Brookings Instituts über The Relation of the Distribution of Wealth and Income to Economic Progress. Washington 1934–35. Oder: Report of the National Survey of Potential Productive Capacity. Directed by H. Loeb and Associates. New York 1935.
[45] H. G. Moulton, The Formation of Capital. Washington 1935. S. 4.
[46] a. a. O., S. 2.
[47] Zitiert in Ten Facts on Technology and Employment. S. 8.
[48] A. Epstein schreibt in How Real was our Prosperity, (Current History, August 1932, S. 551): „... nicht in einem einzigen Jahre der sogenannten Prosperitätsperiode erreichten die Arbeitseinkommen die errechneten Grenzen des Existenzminimums. 1923, dem sogenannten ‚Normaljahr‘, standen die Einkommen 24 % unter dem Existenzminimum. 1928, auf der Höhe der Prosperität waren die wirklichen Einkommen der industriellen Arbeiter um 500 Dollar geringer, als das auf 1.820 Dollar errechnete jährliche Existenzminimum.“
[49] T. J. Cauley, Agrarianism. The University of North Carolina Press. 1935. S. 3.
[50] A. A. Dowell u. O. B. Jesness, The American Farmer and the Export Market. The University of Minnesota Press, 1934. S. 91.
[51] T. J. Cauley, Agrarianism. S. 71.
[52] T. J. Cauley, Agrarianism. S. 47.
[53] K. Marx, Das Kapital. Bd. I. S. 660.
[54] Vgl. U. S. Department of Agricultural Yearbook, 1930. S. 115–16.
Monthly Labor Review of the Bureau of Labor Statistics (Oktober 1931; S. 771) gibt folgende, von uns gekürzte, Aufstellung über die Freisetzung von Arbeitern durch landwirtschaftliche Maschinen.
Anzahl der Arbeiter | Anzahl der Freigesetzten | ||||
Maschinen | Maschinenmethode | Handmethode | Gelernt | Ungelernt | in % |
Getreideernte | 13.3 | 573.6 | 145.0 | 115.3 | 88.4 |
Kartoffelproduktion | 3.0 | 33.0 | – | 30.0 | 90.6 |
Pflügen und Säen | 5.1 | 69.5 | 64.3 | – | 95.0 |
[55] Dowell u. Jesness, The American Farmer, etc. S. 132
[56] K. Marx, Das Kapital. Bd. I; S. 660.
[57] Dowell u. Jesness, The American Farmer, etc. S. 133.
[58] C. L. Holmes, The Economic Future of our Agriculture. Nachdruck in L. B. Schmidt u. L. D. Ross, Readings in the Economic History of American Agriculture. New York 1935. S. 529.
[59] F. R. Yoder, Introduction to Agricultural Economics. New York 1929. S. 456.
[60] Vgl. B. Ostrolenk, The Surplus Farmer. New York 1932. S. 52.
[61] T. J. Cauley, Agrarianism. S. 56.
[62] Dowell u. Jesness, The American Farmer, etc. S. 93.
[63] Dowell u. Jesness, The American Farmer, etc. S. 96.
[64] Editorial in der Chicago Daily News. 3. III. 1936.
[65] a. a. O. (Zitierte Rede C. F. Ketterings von der General Motors Comp.)
[66] The Commercial and Financial Chronicle. New York. 13. VIII. 1932.
[67] K. Marx, Das Kapital. Bd. III; S. 238.
[68] H. J. Harriman, President der Chamber of Commerce of the United States in einer Debatte gegen W. Green, President der A. F. of L., um die Dreißigstundenwoche. New York Times. 28. X. 1934.
[69] L. P. Ayres, zitiert in der Chicago Daily News. 16. III. 1936.
[70] R. F. Munger, Job Increase is Possible. Chicago Daily News. 21. VII. 1933
[71] Vgl. R. C. Epestein, Industrial Profits in the U. S.; S. 583.
[72] K. Marx, Das Kapital. Bd. I; S. 659.
[73] a. a. O.
[74] A. Dodd (American Management Association) in einem Vortrag über Personal and Industrial Relations. Bericht in New York Times. 2. II. 1936.
[75] Zahl der Kinder unter 5 Jahren in Amerika per 1000 Frauen im Alter zwischen 16 und 44 Jahren.
1880: | 635 | 1900: | 541 | 1920: | 486 |
1890: | 554 | 1910: | 508 | 1930: | 407 |
Prozentsatz der Kinder unter 5 Jahren an der Totalbevölkerung.
1880: | 13,8 | 1900: | 12,1 | 1920: | 10,9 |
1890: | 12,2 | 1910: | 11,6 | 1930: | 9,3 |
United States Zensus Zahlen
[76] Seit 1820 immigrierten 37.950.000 Menschen in die Vereinigten Staaten. Der Anteil der Immigration an der Bevölkerungszunahme betrug zwischen 1800–30: 5 %, zwischen 1830 40: 13,5 %, zwischen 1840 50: 26,5 %, zwischen 1880 90: 42,9 %, zwischen 1900 10: 41.8 %, zwischen 1910 20: 17.0 %, zwischen 1920 30: 21.6 %.
Vgl. W. S. Thompson u. P. K. Whelpton, Population Trends in the United States. New York, 1933. S. 293.
[77] Der Wert der Kinderarbeit für die farmende Familie wird immer geringer. Der Kindersegen wird auch zur Belastung der Landfamilie.
Vgl. Relation of Variations in the Human Factor to Financial Returns in Farming. Minnesota Experiment Station Bulletin 288. 1932.
[78] Vgl. Families on Relief and the Birth Rate. Statistical Bulletin of the Metropolitan Life Insurance Company. New York, August 1935. Nach Untersuchungen in Baltimore, Cleveland, New York und Syracuse betrug die Geburtsrate in der Periode von 1929–32 auf je 1000 Frauen arbeitsloser, unterstützter Familien im Alter zwischen 15 und 44 Jahren 210. In beschäftigten Arbeiterfamilien 137.
[79] J. G. S. Bossard, University of Pennsylvania, in einer Rede vor der American Birth Control League. Bericht: New York Times, 25. I. 1935.
[80] Indexnummern über Produktion, Beschäftigung, Produktivität und Löhne. Berechnet vom Federal Reserve Board und im Federal Reserve Bulletin veröffentlicht. Entnommen der Encyclopedia of Social Sciences. New York, 1935. Vol. XV.; S. 157.
Jahr | Produktion (Fabrik |
Beschäftigung (Fabrik) |
Produktivität | Löhne | Lohn per Arbeiter |
(Durchschnitt 1923–25: 100) | |||||
1920 | 87 | 108 | 87 | 118 | 109 |
1921 | 67 | 82 | 82 | 77 | 94 |
1922 | 86 | 90 | 96 | 81 | 90 |
1923 | 101 | 104 | 97 | 103 | 99 |
1924 | 94 | 96 | 98 | 96 | 100 |
1925 | 105 | 100 | 105 | 101 | 101 |
1926 | 108 | 101 | 107 | 104 | 103 |
1927 | 106 | 99 | 107 | 102 | 103 |
1928 | 112 | 101 | 115 | 102 | 103 |
1929 | 119 | 97 | 118 | 108 | 107 |
[81] Bericht der Rede des Präsidenten in Maryland in der Chicago Daily Tribune vom 14. IV. 1936.
[82] Roosevelts Rede in Maryland.
Zuletzt aktualisiert am 29. September 2019